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Sie stellten das neue Konzept des Studienseminars Sankt Michael vor (von links): Sandra Krump vom Erzbischöflichen Ordinariat München, der Studienseminar-Direktor Markus Moderegger und sein Nachfolger Wolfgang Dinglreiter. (Foto: Wittenzellner)

Studienseminar Sankt Michael mit neuem Konzept

Traunstein – Im Volksmund heißt das Studienseminar Sankt Michael auf der Wartberghöhe »Priesterseminar«. Allerdings hat das Studienseminar, das 1929 von Kardinal Michael von Faulhaber gegründet wurde, und dessen berühmtester Seminarist Joseph Ratzinger, der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist, in den vergangenen Jahrzehnten und insbesondere in den letzten Jahren einen Wandel erlebt. Haben doch nur rund zehn Prozent der Seminaristen auch später eine kirchlich-theologische Ausbildung eingeschlagen. Der Wandel der Zeit, in Themen und Ausdrucksformen der Pädagogik, aber auch rückläufige Schülerzahlen von deutlich über 50 in den vergangenen Jahren auf zuletzt 28 Internatsschüler haben nun zu einer Neuausrichtung des Studienseminars geführt. Auch ein Wechsel in der Leitung der Einrichtung steht an: Direktor Markus Moderegger übergibt die Leitung zum 1. Januar an Wolfgang Dinglreiter.


Ordinariat setzt auf Standort Traunstein

Sandra Krump, Leiterin des Ressorts Bildung im Erzbischöflichen Ordinariat München, machte bei einer Pressekonferenz deutlich, dass man im Ordinariat weiter auf den Traditionsstandort in Traunstein setze: »Das ist für uns ein wichtiger kirchlicher Bildungsstandort.« Das Studienseminar werde auch in Zukunft gebraucht, um einen Beitrag zu leisten, Jugendlichen beim Erreichen eines Schulabschlusses und bei der Entwicklung ihrer Persönlichkeit zu helfen. Man habe Anfang des Jahres ein Projekt ins Leben gerufen, in dem die Neukonzeption des Studienseminars – zum Teil auch mit externer Unterstützung – erarbeitet wurde. Neben einer modernen pädagogischen Neuausrichtung mit dem Fokus auf eine christlich geprägte Erziehung und die Förderung von Kindern und Jugendlichen ist vor allem vorgesehen, das Areal des Studienseminars als kirchlichen Bildungsstandort weiter auszubauen. Zu den Schwerpunktthemen Kinder-Jugend-Familie sollen weitere kirchliche Bildungseinrichtungen angesiedelt werden. Derzeit befindet sich bereits das Katholische Kreisbildungswerk Traunstein und das Schulpastorale Zentrum Traunstein in den Räumlichkeiten des Seminars. Vorgesehen ist neben einem Angebot von Orientierungstagen für Schulklassen auch der Neubau des Pfarrkindergartens Sankt Oswald auf dem Seminargelände an der Vonfichtstraße beziehungsweise Kardinal-Faulhaber-Straße.

Unterschiedliche Bildungswege

Markus Moderegger, seit 2006 Direktor des Seminars, ging nochmals auf die christliche Ausrichtung des Hauses ein: »Von Anfang an richtet sich die Pädagogik an christlichen Werten aus.« Dabei hätten Gebet, Besinnung und der Glaube an Gott einen festen Platz im Alltag der jungen Seminaristen. Der persönliche Umgang untereinander fördere daneben soziale Kompetenzen, Teamfähigkeit und den richtigen Umgang mit Konflikten. Neu sei seit diesem Schuljahr, dass das Studienseminar praktisch Schülern aller regionalen Schulen offensteht. Im Studienseminar Sankt Michael seien die Buben nicht wie bei anderen Internaten auf eine Schule festgelegt, sondern könnten unterschiedliche Bildungswege gehen und dennoch in ihrer gewohnten sozialen Umgebung bleiben. Die Öffnung des Seminars umfasst letztlich alle Schultypen, in diesem Jahr ist es auch für Schüler der Franz-von-Kohlbrenner-Mittelschule offen, worauf er besonderen Wert gelegt habe, betonte der Studienseminardirektor. Auch in Salzburg in die Schule gehende Buben seien in Sankt Michael untergebracht. Daneben gibt es Seminaristen, die in das Chiemgau-Gymnasium, in die Reiffenstuel-Realschule und in die Fachoberschule Traunstein gehen.

Acht Jahre war Moderegger als Direktor tätig. Nun kommt eine neue Aufgabe auf ihn zu. Bedingt durch den zunehmenden Priestermangel müssen viele Pfarrverbände neu besetzt werden, führte er aus. Ab dem 1. Januar 2015 wird er »wie der heilige Paulus unterwegs sein«, sagte der Geistliche. Er werde bis zum 1. Juni im Dekanat Ebersberg unterstützend tätig sein. Nach einer Sabbatzeit bis zum 1. September wird er in einem noch von der Erzdiözese festzulegenden Pfarrverband tätig werden.

Kein Priester mehr als Seminarleiter

Erstmalig wird ab Januar mit Wolfgang Dinglreiter das Studienseminar von keinem Priester mehr geleitet. Unter dem neuen Direktor soll in dem Seminar neben der Unterstützung für den Schulerfolg auch ein besonderer Fokus auf die christliche Lebenskunst gelegt werden. Daneben sollen in praktischen Projekten mit neuen pädagogischen Ansätzen zum Beispiel auch handwerkliche und gestalterische Fähigkeiten entwickelt werden. Unter dem Titel »Schöpfungsverantwortung konkret« ist ein professionelles Umweltmanagement vorgesehen, in dem auch ein schonender Umgang mit den Ressourcen wie Strom, Wasser und Gas in den Räumlichkeiten des Studienseminars praktisch umgesetzt werden soll.

In dem Bestreben, dem Haus einen jugendgerechten »Anstrich« zu geben, sind weitere Projekte im Bereich Medienkompetenz und im künstlerisch-gestalterischen Bereich vorgesehen. Dies geschehe ganz nach den pädagogischen Leitlinien des Studienseminars Sankt Michael »Ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung für Hirn, Herz und Hand« betonte der neue Direktor. awi

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