Auf die Bretter schrieben die Jugendlichen Zitate, malten die Wappen ihrer Fußballmannschaft, strichen die Bretter mit bunter Farbe an und brachten mit Worten wie »Lieblingstag« oder »Das Leben ist bunt« ihre Lebensfreude zum Ausdruck. Pastoralreferent Hintereder sprach den Teilnehmern ein großes Kompliment aus. Sie hatten etwas Wesentliches des Glaubens erfasst: Gott wolle, dass wir gut leben. Der Tod setze zwar ein Zeichen, das aber im Glauben an Gott nicht mehr als eine Fußnote sein dürfe. So wurde aus der Tradition oft dunkler Totenbretter ein leuchtendes Bild von Brettern fürs Leben.
Die Tradition der Totenbretter, die heute eigentlich nur noch Gedenkbretter sind, ist vor allem im Bayerischen Wald und im Pinzgau verbreitet. In Oberbayern findet man Totenbretter noch im Rupertiwinkel und im südlichen Teil des Landkreises Traunstein, zum Beispiel bei Otting, Surberg, Teisendorf und Ruhpolding. Zum Gedenken werden sie heute immer wieder aufgestellt. Früher freilich dienten sie einem anderen Zweck: Es gab noch keine Särge, weshalb man die Toten in Leinen hüllte und sie auf ein Brett legte. Das wurde zuvor nach der Körpergröße des Verstorbenen ausgemessen. Oft wurden die Bretter kunstvoll verziert; zum Beispiel mit Schnitzereien, Kerbschnitten, Leisten und Drechselarbeiten – je reicher desto prunkvoller. -K.O.-