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Die Luftaufnahme zeigt den Bergener Bach, der im Ortsteil Hausen über die Ufer getreten ist. (Foto: Robert Wehweck)

Starkregen führt zu Hunderten Einsätzen

Über weite Teile des Landkreises Traunstein sind auch am Sonntagabend noch Regenschauer mit rund 30 Litern Regenmenge pro Quadratmeter gezogen, die vielerorts zu überschwemmten Straßen und vollgelaufenen Kellern geführt haben. Insgesamt waren fast 1000 Einsatzkräfte der heimischen Feuerwehren am vergangenen Wochenende im Einsatz. Die neuen Hochleistungspumpen des Landkreises sind erst wenige Wochen einsatzbereit und waren mehrfach gefordert – die Feuerwehr-Führungsstellen haben ihren ersten Belastungstest bestanden. 


Fünf Traunsteiner Wehren waren gefordert

In den Nachmittags- und Abendstunden des Sonntags stabilisierte sich die Lage auf Grund des Dauerregens und die Verantwortlichen konnten ein erstes Mal aufatmen, dass der Landkreis Traunstein insgesamt glimpflich davongekommen ist. Mit dem einsetzenden Starkregen kam es insbesondere im Bereich der Stadt Traunstein zu einer Einsatzhäufung, die den Einsatz aller fünf städtischen Wehren erforderte. Die Regenfront ist dann Richtung Süden abgezogen und hat zu zahlreichen Einsätzen insbesondere in den Gemeinden Siegsdorf, Vachendorf, Bergen, Inzell und Reit im Winkl geführt.

In Traunstein entwickelten sich dabei zwei Einsatzschwerpunkte. Im Bereich des Schwimmbads drohte der Rötelbach durch den massiven Zufluss über die Ufer zu treten und den Ortsteil Daxerau zu überschwemmen. Dabei konnten die örtlichen Feuerwehrkräfte zusammen mit den Einsatzkräften an einer Hochleistungspumpe den Abfluss so weit erhöhen, dass die Gefahr einer Überflutung gebannt wurde.

In Gamm trat indes der Grundbach über die Ufer und gefährdete unter anderem mehrere Wohn- und Geschäftsgebäude. Hier wurde zusätzlich die Feuerwehr Surberg alarmiert, um neben Tauchpumpen mittels Sandsäcken Schutzmaßnahmen einzuleiten. Darüber hinaus waren die Feuerwehren Haslach, Hochberg, Kammer, Traunstein und Wolkersdorf im gesamten Stadtgebiet bei mehreren vollgelaufenen Kellern im Einsatz.

Mehr als 100 Feuerwehrkräfte waren in der Gemeinde Siegsdorf im Einsatz. Sie mussten rund 65 unterschiedliche Einsatzstellen abarbeiten. Dabei waren in den meisten Fällen vollgelaufene Keller der Grund für das Ausrücken der Feuerwehren Siegsdorf, Hammer, Vogling und Eisenärzt. Zudem waren mehrfach Straßen wie beispielsweise der Bahnübergang in Eisenärzt überflutet. In Vachendorf musste die Feuerwehr zu etwa zehn Einsatzstellen ausrücken. 25 Aktive der Feuerwehr Bergen waren zu sechs Einsätzen alarmiert worden. Unter anderem bauten sie für den Ort zusammen mit den Kräften der Wasserwacht ein Hochwassersicherungssystem auf. Die Feuerwehr Holzhausen musste ebenfalls zu mehreren vollgelaufenen Kellern und überschwemmten Straßen ausrücken und ein von den Wassermassen bedrohtes Haus schützen.

Lage in Inzell spitzte sich wegen Dauerregens zu

In den späten Nachmittagsstunden spitzte sich die Lage im Bereich Inzell nochmals deutlich zu. Binnen weniger Minuten Starkregen waren Dutzende Keller vollgelaufen. Rund 25 Personen wurden in Sicherheit gebracht. Diese kamen allesamt bei Verwandten und Bekannten unter. Insbesondere waren in der Froschseestraße zahlreiche Häuser betroffen. Rund 250 Einsatzkräfte waren bis tief in die Nacht mit den Aufräumarbeiten beschäftigt. Da-rüber hinaus wurden auch zwei der Hochleistungspumpen angefordert, die dann aber nicht mehr zum Einsatz kamen.

Neben der örtlichen Feuerwehr waren die Feuerwehren Siegsdorf und Marquartstein mit Sandsäcken vor Ort. Zusätzlich waren aus dem gesamten Landkreis Teileinheiten der Feuerwehren Chieming, Surberg, Pierling, Traunreut, Übersee, Staudach, Reit im Winkl, Ruhpolding und Oberwössen alarmiert worden. Das Bayerische Rote Kreuz war neben der rettungsdienstlichen Absicherung mit einer Betreuungseinheit vor Ort. Zudem wurden Wasserrettungseinheiten der Wasserwacht und der DLRG in den Bereich entsandt. Die Einsatzmaßnahmen in Inzell dauerten bis in die frühen Morgenstunden, wobei nach und nach die überörtlichen Einsatzkräfte entlassen werden konnten.

In den übrigen Gemeinden im südlichen Landkreis Traunstein waren die Feuerwehren ebenfalls bei mehreren Einsätzen gefordert. Auch hier galt es, Wasser aus Kellern zu pumpen, Straßen von Schlamm und Sand zu befreien und die örtlichen Bauhöfe sowie die Straßenmeistereibetriebe bei den Straßensperren zu unterstützen. Nachdem das rund dreißigminütige Starkregenband abgezogen war, konnte vielerorts schnell wieder Entwarnung gegeben werden. Insbesondere die Pegel an den kleineren Bächen aber auch an der Traun sind kurzzeitig nochmals angestiegen und haben Meldestufen erreicht, die jedoch zu keinen größeren Ausuferungen geführt haben.

In Tittmoning entspannte sich am Sonntagabend die Situation an der Salzach etwas. Auch der Siechenbach konnte wieder in die Salzach abfließen und staute sich nicht mehr zurück, wie die Stadt Tittmoning mitteilte. Der Grenzübergang Tittmoning-Ostermiething/Ettenau war aufgrund der nach wie vor bestehenden Überflutung der Ettenauer Landstraße auf österreichischem Gebiet am Montag noch gesperrt.

Darüber hinaus wurden die Führungsstellen Achen (Feuerwehr Rottau), Chiemsee (Feuerwehr Erlstätt) und Salzach (Feuerwehren Fridolfing und Pietling) alarmiert, die die Maßnahmen vor Ort unterstützt haben und beispielsweise Sandsäcke organisiert oder Nachforderungen durchgeführt haben. Zudem haben sie in ihrem Bereich eine Lageübersicht geführt und den Einsatzleitungen in den Gemeinden beratend zur Seite gestanden. Im Casino des Landratsamts wurde mit mehreren Mitgliedern der Kreisbrandinspektion die »Einsatzleitung Feuerwehr« aufgebaut. Dort liefen die Fäden aus dem gesamten Landkreis zusammen, um der Vielzahl an Hilfeersuchen gerecht zu werden und geordnete Kommunikations- und Organisationswege sicherzustellen.

Als Sammelplatz für die überörtlichen Einsatzkräfte wurde das Gewerbegebiet Aiging ausgewählt. Dort haben sich die einzelnen Fahrzeuge versammelt und sind als geschlossene Einheit in die Schadensgebiete ausgerückt. Dieses Verfahren hat sich in den vergangenen Tagen bei mehreren Einsätzen bewährt. Dies zeigte sich sowohl für den Hilfseinsatz im Landkreis Berchtesgaden als auch für überörtliche Anforderungen im Landkreis Traunstein als sehr hilfreich.

Hochleistungspumpen haben sich bewährt

»Diese große Flächenlage hat wieder einmal gezeigt, dass die Hilfsorganisationen bestens organisiert sind und selbst kritische Einsatzentwicklungen gemeistert werden«, resümiert Kreisbrandrat Christof Grundner und ergänzt, »dass sowohl die Einsatzkräfte in den Führungsstellen als auch die Mannschaften der eingesetzten Hochleistungspumpen aus Hart, Palling, Kirchanschöring, Petting, Waging, Nirnharting, Trostberg, Schnaitsee und Emertsham ihre Premiere großartig gemeistert haben«. hob

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