Traunstein – Die Stadt sucht nach Mitteln und Wegen, den Ausstoß umweltschädlicher Treibhausgase in Traunstein zu verringern. Aufstellen will sie ein Klimaschutzkonzept. In Erwägung zieht sie, diese Grundlage zum Handeln von Fachleuten in München ausarbeiten zu lassen. So hat der Ausschuss für Mobilität, Umwelt und Nachhaltigkeit des Stadtrats die sustainable AG in der Landeshauptstadt aufgefordert, ein Angebot für die Erstellung eines Klimaschutzkonzepts für Traunstein zu unterbreiten.
Der Stadtrat hatte im Juli des vergangenen Jahres beschlossen, einen Klimamanager einzustellen. Die Besetzung erfolge dann rund zwölf Monate später. Im Zuge einiger Veränderungen in der Verwaltung im Rathaus übernahm Klaus Hechfellner die Aufgabe am 1. Juli dieses Jahres.
Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer (CSU) zitierte in der Ausschusssitzung Ministerpräsident Dr. Markus Söder (CSU). Auf der Herbstklausur der CSU-Landtagsfraktion habe der Regierungschef gesagt: »Den Klimawandel zu leugnen ist eine politische Dummheit und eine moralische Sünde.« Wie Söder gab auch Hümmer zu verstehen, dass man auf die Veränderungen reagieren müsse – was bedeutet, dass die Stadt Traunstein Perspektiven auf eine Verringerung der CO2-Emissionen benötige.
Einzelne Maßnahmen müssten dann aber nicht gegen, sondern im Einvernehmen mit den Bürgern erfolgen. Eine Reduktion von Wohlstand dürfe nicht drohen, andernfalls würde das Konzept keine Akzeptanz erfahren. »Der Klimaschutz darf nicht als etwas verstanden werden, was Menschen etwas wegnimmt, sondern ihnen etwas gibt«, betonte Hümmer.
Jan-Marten Krebs, der Gründer und Vorstand der sustainable AG, und Mitarbeiter Falko Müller erläuterten die Erstellung eines Klimaschutzkonzepts. Unter anderem betonten sie, dass die Datenerhebung eine grundlegende Arbeit sei. Zu erarbeiten sei dann eine Kohlendioxid-Bilanz, eine CO2-Bilanz, die die Emissionen von Treibhausgasen quantifiziert – und die letztlich Ansätze aufzeigt, sie zu verringern. Als Grundlage für weitere Überlegungen seien auch und gerade die Akteure zu ermitteln, die einen Beitrag leisten können, den Ausstoß zu reduzieren. Und aufzustellen sei dann vor allem ein »Reduktionsziel«: ein Anspruch, wie viel Prozent der Treibhausgase man künftig vermeiden wolle.
Auch eine Gremien- und Arbeitsstruktur hatten die beiden parat. Vorstellen könnten sie sich an der Spitze einen »Steuerkreis«, der die Aktivitäten lenkt und leitet. Unter seiner zusammenfassenden Regie könnten Arbeitskreise tagen, die sich mit den Themen »Energie«, »Gebäude«, Mobilität« und »Wirtschaft« befassen. Krebs und Müller betonten, dass die Arbeit transparent zu gestalten sei, um möglichst viel Akzeptanz zu erreichen.
Auf Nachfrage von Hümmer schätzte Krebs, dass die sustainable AG »sechs bis neun Monate« benötigen würde, um das Klimaschutzkonzept für Traunstein zu erstellen. Der Oberbürgermeister betonte die Notwendigkeit, zügig »zu konkreten und realistischen Maßnahmen zu kommen, die wir umsetzen können«. Er sei »allergisch« gegen Konzepte, die in der Schublade verschwinden.
Nils Bödeker (SPD) erhofft sich, wie er sagte, dass das Thema Klimaschutz nun greifbar wird – dass Handlungsfelder und Akteure einander nähergebracht werden. Auf seine Frage, ob denn auch die Bürger an der Erstellung des Klimaschutzkonzepts beteiligt werden, sagte Müller, dass deren Einbindung »nicht ganz banal« sei. Er empfahl, Einzelfallentscheidungen zu treffen. Eine Bürgerbeteiligung bringe aber auf jeden Fall Akzeptanz. Krebs schlug vor, die Bürger nicht von allem Anfang an zu beteiligen – was im Falle von Ablehnungen von Ideen zu Enttäuschungen führen könnte –, sondern vielmehr dann mit ihnen zu diskutieren, wenn erste Ergebnisse der Arbeit vorliegen.
Simon Steiner (Traunsteiner Liste) sagte, dass ihm die Erstellung eines Klimaschutzkonzepts in sechs bis neun Monaten zu lange dauert. Statt abzuwarten schlug er vor, hier und jetzt zu handeln. »Wir wissen, was wir wollen«, betonte er. In Traunstein seien schon sehr viele Ansätze für den Klimaschutz gegeben. »Wir sollten so schnell wie möglich in die Umsetzung gehen.« Und Steiner weiter: »Wir brauchen kein riesiges Konzept.«
Krebs unterstrich, dass eine Datenbasis aus seiner Sicht unerlässlich sei. Ohne eine CO2-Bilanzierung fehle die Grundlage fürs Handeln. Und auch Dr. Patrick Nepper (Grüne) meinte, dass eine CO2-Bilanz am Anfang der Erarbeitung einzelner Maßnahmen stehen sollte. Wenn man weiß, wo man die Emissionen hat und wer sie zu verantworten hat, könne man ansetzen und Maßnahmen einleiten, die den Ausstoß verringern. pü