»Kinder können Entfernungen und Geschwindigkeiten noch nicht richtig einschätzen«, betont Hermann Brosch von der Polizei Traunstein. »Daher ist es äußerst sinnvoll, wenn man seinem Kind genau zeigt, wo es gehen soll.« Dem pflichtet auch Siegfried Weidacher, Jugendbeauftragter bei der Polizeistation Grassau, bei. Schon bei der Wahl der Kleidung sollen die Erziehungsberechtigten darauf achten, dass die Kinder helle und leuchtende Farben tragen und in der dunklen Jahreszeit sollte die Kleidung mit Reflektoren ausgestattet sein.
Oft fehlt der Überblick
Weidacher verweist darauf, dass Kinder allein schon aufgrund ihrer Größe den nötigen Überblick im Straßenverkehr nur schwer erlangen können und zudem leicht übersehen werden. Er rät den Eltern zu einem Selbsttest: Sie sollen einmal selbst im Straßenverkehr in die Hocke gehen und das Geschehen aus der Sicht ihrer Kinder beobachten.
Eltern müssen zudem folgende Punkte beachten: Kinder haben ein eingeschränktes Sichtfeld. Geräusche können sie nicht sicher zuordnen und vor allem deren Richtung nicht bestimmen. Zwischen rechts und links können Kinder in Stresssituationen zuverlässig erst ab zehn Jahren unterscheiden. Im Vergleich zu einem Erwachsenen ist die Reaktionszeit eines Kindes 2,5 bis dreifach langsamer. Zudem sind Kinder im Straßenverkehr oft abgelenkt und reagieren spontan.
Daher muss der Schulweg mit den Kindern mehrfach eingeübt werden – und zwar auch wochentags zur richtigen Tageszeit und nicht etwa am Wochenende. Auf dem Weg ist es wichtig, die Gefahrenstellen und das Verhalten zu besprechen, ohne dem Kind Angst zu vermitteln. Zuletzt sollten sich die Eltern von ihrem Kind auf dem Schulweg führen und sich das Verhalten beschreiben lassen.
Es sollte auch kein Problem für die Kinder sein, einen Umweg zu gehen, wenn sie dadurch Gefahren im Straßenverkehr meiden. Ohnehin sollte die Zeit für den Schulweg ausreichend bemessen werden. Auch für das Verhalten am Zebrastreifen gibt es klare Richtlinien: Die Kinder sollten am Fußgängerüberweg anhalten und mit Handzeichen auf sich aufmerksam machen. Erst wenn der Verkehr auf der Hauptstraße tatsächlich anhält, können die Kinder den Zebrastreifen betreten.
Auch Busfahren üben
Fährt das Kind mit dem Bus zur Schule, sollten Eltern auch das Busfahren üben. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei dem Aussteigen – höchste Aufmerksamkeit ist hierbei und beim anschließenden Überqueren der Fahrbahn gefordert.
Mit dem Fahrrad, so empfiehlt Siegfried Weidacher, sollten die Schüler erst ab der 4. Klasse in die Schule fahren – und zwar dann, wenn sie ihren Fahrradführerschein bestanden haben. Man müsse bedenken, so Weidacher weiter, dass junge Kinder in keiner Weise in der Lage seien, Geschwindigkeiten fahrender Autos korrekt einzuschätzen. Und natürlich dürfe man nicht vergessen, dass Kinder auf sich allein gestellt weit mehr Entscheidungen zu treffen haben, als etwa bei einem Radausflug mit den Eltern. In der Kindergruppe seien sie zudem ausgelassener und risikobereiter.
Wird das Kind mit dem Auto zur Schule gebracht, sollten insbesondere die Verkehrszeichen im Bereich der Schule berücksichtigt werden. Diese sind nicht ohne Grund aufgestellt, hier stehen jahrelange Lehrer-, Schüler und Polizeierfahrungen dahinter.
Siegfried Weidacher weist auch ausdrücklich noch einmal auf die Vorbildfunktion der Eltern hin. Sie können ihren Kindern nur dann ein korrektes und sicheres Verkehrsverhalten abverlangen, wenn sie dieses selbst auch leben. lukk/SB