Christa Sammer interessierte sich vor allem für das »Kuhprojekt« des Frauenbunds Padur. Bei einem früheren Besuch waren die Frauen aus Padur an die Traunsteinerin herangetreten mit der Bitte, sie bei der Gründung eines Frauenbunds finanziell zu unterstützen, um die Grundlage für ein Milchprojekt auf Kleinkreditbasis zu schaffen. 250 Euro hatte Christa Sammer damals vom Frauenbund Traunstein im Gepäck. »Die Frauen aus Traunstein haben zu mir gesagt: Setz' das Geld da ein, wo du denkst, dass es gut angelegt ist«, erzählt Christa Sammer. Sie entschied sich, das Geld den Frauen in Padur zu geben, um sie bei ihrem Vorhaben zu unterstützen.
Etwa 30 Frauen wurden schnell aktiv, wählten eine Vorstandschaft und kauften die ersten Kühe, um den Grundstock für das »Kuhprojekt« zu schaffen. Inzwischen besteht die Herde aus 18 Kühen, zwei haben sogar schon Kälbchen bekommen. »15 Kühe haben die Frauen gebraucht, um eine eigene Nummer für die Milchlieferung zu bekommen«, erzählt Sammer. Das bedeutet, dass der Verkauf der Milch an Unternehmen nicht mehr über Zwischenlieferer erfolgen muss, sondern der Milchwagen direkt zu ihnen kommt. »Eine Kuh bedeutet für eine Familie einen für uns ungeahnten Reichtum, den sie nun hegen und pflegen.« Durch die Milchlieferung können sich die Familien laut Christa Sammer ein zweites Standbein aufbauen, für Zeiten, in denen kein Reisanbau möglich ist. »Außerdem können sie ihre Kinder besser ernähren.«
»Überzeugt, dass sich alles gut entwickelt«
»Ein weiterer Besuch galt dem Kinderheim St. Michael, das vor 16 Jahren von Pfarrer Sebastian Heindl bei einem Besuch mit einer Gruppe aus Traunstein eingeweiht wurde.« In den vergangenen Jahren wurde das Kinderheim, das zurzeit 36 behinderten und nicht behinderten Kindern ein Zuhause gibt, von der Kolpingfamilie Traunstein unterstützt. »Wir haben uns dort überzeugt, dass sich alles gut entwickelt.« Sammer und Sebastian Heindl wollten zum Beispiel wissen, ob das Geld, das all die Jahre für die Betreuung und Versorgung der Kinder aufgewendet wurde, gut und nachhaltig angelegt ist.
»Zwischenzeitlich ist das Kinderheim auch ein Treffpunkt für verschiedene Gruppierungen geworden«, erzählt Christa Sammer. Dort gibt es auch den jährlichen Gesundheitstag, an dem aus dem ganzen Gebiet über 500 Personen teilnehmen. »Erfreulich ist, dass sich verstärkt auch junge Leute aus dem Ort um die Sorgen und Nöte des Kinderheims kümmern.« So werden dort Computerkurse abgehalten; die entsprechende Hardwareausstattung konnte durch die finanzielle Unterstützung der Kolpingfamilie Traunstein angeschafft werden.
»Erfreuliche Nachrichten gibt es auch aus dem ehemaligen Lepradorf Panjalam«, so die Traunsteinerin weiter. Dort hat die Pfarrei St. Oswald vor mehr als 30 Jahren mit dem Bau von Häusern begonnen. Inzwischen wurde aus dem Dorf ein Aids-Zentrum mit angegliederter Hospizstation.
Ein weiterer Besuch galt dem Dorf Uriurkuppam, wo durch den Bau von Wasserleitungen und Bohrbrunnen den Bauern eine Bewässerung ihrer Felder ermöglicht wurde. Herrschte noch beim letzten Besuch der Traunsteinerin vor zwei Jahren eine große Trockenheit und ein Absinken des Grundwassers, so werden inzwischen durch zurückliegende Regenfälle wieder alle Bohrbrunnen und Leitungen mit ausreichend Wasser versorgt. »Die am Wasserprojekt beteiligten Bauern können so wieder zwei Reisernten im Jahr erwarten.«
Ein Zusammentreffen gab es auch mit dem Nationalpräses des indischen Kolpingwerks, Frater Antony Raj. Im Ort Kancheepuram entstand durch das internationale Kolpingwerk ein Schulungszentrum für junge Leute speziell in Berufen der Landwirtschaft. Als Zeichen der Verbundenheit mit der Kolpingfamilie Traunstein pflanzte man gemeinsam einen »Pipal-Tree«, von dem man Rinde, Frucht und andere Teile für ayurvedischen Präparate verwendet.
Weitere Besuche in Indien sind geplant
Für Christa Sammer hat sich die Reise gelohnt. »Die Leute dort sind sehr herzlich«. In einer Woche kann man sehr viel machen, neue Kontakte knüpfen oder alte vertiefen. »Für die Menschen in den abgelegenen Dörfern ist es unbegreiflich, dass Leute aus Deutschland kommen, die ihnen helfen wollen. Manchmal waren wir die ersten Deutschen, die überhaupt in den Dörfern waren.« Umso schöner war es aber für die Traunsteinerin, zu sehen, dass selbst mit kleinen Beträgen nachhaltige Projekte auf den Weg gebracht werden können. So wird es für Christa Sammer auch nicht die letzte Reise nach Indien gewesen sein: »Ich gehe jedes Mal weg und sage 'Auf Wiedersehen'«. jar/fb