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Der Schlechinger Männerchor bei seinem Jubiläumskonzert. (Foto: Reichenbach)

Schlechinger Männerchor feierte 90-Jahr-Jubiläum

Schleching. Mit einem vielstimmigen Chorkonzert alter und junger Volksweisen hat der Schlechinger Männerchor sein 90-jähriges Bestehen im Gasthof zur Post gefeiert. Den Abend gestalteten außerdem der Männergesangsverein Reit im Winkl, der Schlechinger Kirchen- und Frauenchor, die Schlechinger Sänger sowie Rudi Ritter an der Gitarre und Zither und Martin Schlagbauer an der Ziach.


Mit »Treu unser Herz«, dem Satz des langjährigen Chorleiters Leopold Langer nach dem Text von Peter Rosegger, und »Auf, ihr Brüder, lasst uns wallen« aus der frühen Sängerzeit um 1900 stimmte der Männerchor das Festkonzert an. »Es tut der Seele gut, wenn auch in schweren Zeiten gesungen wird,« sagte Sebald Bachmann in Erinnerung an die Gründungszeit.

Mystisch, wie der Tag beginnt, erklang das »Morgenrot« und die anschließende Mär von den »Zwölf Räubern und dem weisen Mönch«; bei Letzterem sang Hannes Prasser das Solo. In den kleinen Pausen zwischen den Chorgesängen spielte das Duo Ritter und Schlagbauer feine Weisen und schwungvolle Stücke.

Mit drei Volksweisen »Jodler – dem Tobi Seiner«, »Fein sein, beinander bleib'n« und »In da Fruah, wenn da Hoh kraht« leitete der Männerchor über zur Chronik, die Heimatpfleger und Chormitglied Hartmut Rihl vortrug. Er hatte außerdem Bilderwände mit Plakaten, Zeitungsausschnitten und alten Fotos zusammengestellt, unter anderem aus dem Archiv von Ingrid Lukas.

Nach der Gründungszeit und den Wirren der Kriegsjahre prägte ab Anfang der Siebziger Jahre bis zu seinem Tod 1984 der erfahrene Organist und Chorregent Leopold Langer den Männerchor. Langer hinterließ den Sängern einen umfangreichen Notenschatz von Liedern, die er für den vierstimmigen Männerchor arrangierte. Er ist der Vater des heutigen Unterwössener Chorregenten Jochen Langer, der ebenfalls unter den Gästen des Abends war. 1984 übernahm Sebald Bachmann, Sohn des Gründungsmitgliedes Matthias Bachmann, die Aufgabe des Chorregenten.

Seit 1973 singt der Männerchor jedes Jahr an Fronleichnam, auch bei der Prozession, seit 1980 bei der Jahresschlussfeier im Musikpavillon und in der Wallfahrtskirche Raiten zum Patrozinium. Weitere kirchliche Anlässe und weltliche Auftritte, wie die grenzüberschreitende Veteranenwallfahrt von Kössen zur Klobensteinkirche oder musikalische Bilderbögen, prägen das lebendige Chorleben.

Gespannt erwartet war der Auftritt des stimmgewaltigen Männergesangsvereins Reit im Winkl unter der Leitung von Thomas Lehrberger mit drei Liedern, dem italienischen »Val Sugana«, dem »Jagerabschied« – ein Loblied auf den Wald« und »Still ruht der See«. »Gesang ist die eigentliche Muttersprache, und es braucht Mut, um unplugged zu singen,« gratulierte Franz Bichler für die Reit im Winkler.

Natürlich gehörte auch ein gemeinsamer Auftritt der beiden Chöre mit dem »Alperer« und »Das Lied – Wie ein stolzer Adler« (Heinrich Schütz) dazu. Der Schlechinger Frauenchor gratulierte unter anderem mit »Tre villanelle vezzose e belle«. Der Kirchenchor unter der Leitung von Maria Blank, der sich für die Vielstimmigkeit seit Jahren vom Männerchor Tenöre und Bässe »ausleiht« erhielt für »Weit, weit weg« (Hubert von Goisern) und die Venezianische Weise »Der Hahn von Onkel Giacometo« reichen Applaus. Die Schlechinger Sänger trugen das Lied vom Rossknecht und »O wia schee is' Gebirg« bei.

Geschichten von den »Poldi Brothers« – nach Leopold Langer – und ein heiteres Nikolaus-Gedicht, vorgetragen von Hartmut Rihl, leiteten zum lustigen Teil des Abends über. Der Frauenchor trug »Gstanzln« vor – und verriet damit einiges Interessante über den Männerchor.

Sebald Bachmann mahnte abschließend auch die Altersstruktur vieler Männerchöre an: »Es muss etwas nachwachsen, sonst hört es mal auf! Wenn nicht mehr gesungen wird, wird das Volk arm.« Mit »Wenn's nacha Zeit is« klang der Abend, begleitet vom großem Schlussapplaus, aus. bre

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