Schon am Flughafen ging das Abenteuer für den gebürtigen Traunsteiner los: Dort bekam er von seinem Abholdienst gleich eine schusssichere Weste verpasst – »eine reine Vorsichtsmaßnahme«, wie der 64-Jährige beteuert. Ihn selber machte die Situation gar nicht nervös: »Ich komme viel herum. Ich bin das gewöhnt.«
Fast zwei Wochen dauerte es, bis Roland Poje alle Schweißnähte untersucht hatte. Die Ölproduktionsanlage im Nordirak, mit rund 1500 Mitarbeitern eine der größten im Land, verließ er auch in der Nacht nicht. »Das ist ein Camp in einer wüstenähnlichen Landschaft.« Hotels in der Nähe? Fehlanzeige! Eine Herausforderung: die Hitze. »Es war zwischen 45 und 50 Grad warm«, erzählt der Erlstätter, der zu seiner eigenen Sicherheit zwei Schutzanzüge übereinander und einen Helm tragen musste.
Nach zwei Wochen hatte der Gutachter genug gesehen, um sein Urteil abzugeben. Er kam zu zwei Ergebnissen. Erstens: Es bestanden sehr große Mängel an allen Schweißnähten. Zweitens: Angesichts der dilettantischen Ausführung der Schweißtechnik stellt sich die Frage, ob ein bewusster Sabotageakt vorliegt. »Bis heute ist nicht geklärt, ob technische Fehler oder Terroristen für die Explosion verantwortlich sind«, resümiert der Sachverständige, der ein Ingenieurbüro in Grabenstätt führt, im Gespräch mit dem Traunsteiner Tagblatt. Nach wie vor bemühen sich die Experten aus Großbritannien vor Ort um die Aufklärung des Unglücks, das zwei Menschen tötete.
Roland Poje kam mit gemischten Gefühlen aus dem Irak zurück nach Deutschland: »Ich habe den Eindruck gewonnen, dass es dort nicht um die Menschenleben gegangen ist, sondern um den entstanden Schaden.« Ihm selber ging es an die Nieren, bei seiner Arbeit die Bilder der Überwachungskamera analysieren zu müssen – »wenn man erst noch die Menschen gehen sieht, und dann sind sie plötzlich weg«. san