Der provinzialrömischen Archäologin Andrea Krammer zufolge handle es sich um das rund zehn Meter lange Steinfundament (Außenmauer) eines römischen Streifenhauses, das bis rund drei Meter an die Römerstraße heranreichte. Den Fundspuren nach zu urteilen, habe dieses Gebäude sogar über einen beheizbaren Raum verfügt, so die frühere Seebrucker Museumsleiterin. Des Weiteren sei man auch noch auf diverse Kleinfunde gestoßen wie Ziegel und Terra Sigillata. »Wir haben am Fundort alles aufgenommen, eingemessen, dokumentiert, gezeichnet und fotografiert, dann ist die Mauer eingesandet, mit Fließ überdeckt und aufgekiest worden«, so Krammer.
Es sei schon bemerkenswert, dass in Seebruck rund 20 Jahre keine Relikte aus der Römerzeit zu Tage gekommen seien und seit dem letzten Sommer bereits mehrmals Archäologen und Grabungstechniker im Einsatz waren, freut sich Ortsheimatpfleger Hans Fenzl. Als »etwas Besonderes«, bezeichnete er auch den Umstand, dass das Mauerfundament nur rund 30 Zentimeter unter dem Niveau der heutigen Römerstraße liege und man bereits beim Pflanzen eines Baumes darauf stoßen hätte können.
Das »Streifenhaus« ist der charakteristische Häusertyp für die von einer gallorömischen Bevölkerung geprägten »vici« (Dörfer) in den römischen Nordwestprovinzen. Die Raumaufteilung der Streifenhäuser variierte. Nicht selten befand sich aber an der Straßenfront ein Raum, der als Ladenlokal fungierte, von dem aus die Kundschaft auf der Straße bedient werden konnte. Auch in Bedaium, dem heutigen Seebruck, könnte dies der Fall gewesen sein, denn nur rund 150 Meter westlich befinden sich an der heutigen Römerstraße die überdachten Mauerreste einer römischen Darre, ein Gebäude, in dem unter anderem Fisch und Fleisch geräuchert wurden. Gegenüber dürfte sich ein »römischer Marktplatz« befunden haben.
Nicht nur weil ein römisches Streifenhaus selten alleine stand, könnten im benachbarten Bereich des unlängst abgerissenen Seebrucker Rathauses die Archäologen bald einiges zu tun bekommen. mmü