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Diskutierten angeregt über Chancen und Probleme der Kulturarbeit in Traunstein (von links): Harfenistin Silke Aichhorn, Oberbürgermeister Christian Kegel, Landschaftsarchitekt und Künstler Helmut Mühlbacher, Moderator Christian Latzlsperger, Veranstalter Andreas Auer und Schriftsteller Bernhard Straßer. (Foto: Effner)

Reiches Kulturleben mit Zwischentönen

Traunstein – Mit einer Vielzahl von Initiativen, Einrichtungen, Veranstaltungen und Kunstschaffenden bietet Traunstein ein sehr lebendiges und breites Spektrum von Kultur ab. Das kommt auch überregional gut an. Allein im Rahmen der Chiemgauer Kulturtage entfielen mit über 30 Terminen mehr als die Hälfte der Veranstaltungen auf die Große Kreisstadt. Einen aufschlussreichen Blick auf die Stadt aus Sicht der Kreativen bot ein engagierter Diskussionsabend zum Thema »Kulturarbeit in Traunstein – Statements und Visionen«, bei dem auch Oberbürgermeister Christian Kegel Stellung bezog.


Initiiert hatte den Abend der im Sommer letzten Jahres neugegründete Verein »Vereinsheim Festung e.V.«. Dieser hat sich den Erhalt und den Ausbau der Kulturarbeit in Traunstein sowie die engere Vernetzung der Kulturschaffenden auf die Fahnen geschrieben. In kurzen Fragerunden stellte Vereinsvorstand Christian Latzlsperger als Moderator die Podiumsteilnehmer, deren kulturelles Engagement und den Weg dorthin vor. Mit Oberbürgermeister Christian Kegel diskutierten Harfenistin Silke Aichhorn, Landschaftsarchitekt und Künstler Helmut Mühlbacher, Veranstalter Andreas Auer und Schriftsteller Bernhard Straßer.

»Kultur ist für uns extrem wichtig. Wir haben ein großes Angebot und jeder verdient es, unterstützt zu werden«, konstatierte Oberbürgermeister Christian Kegel. Gleichwohl seien die Mittel der Stadt begrenzt und die Förderzuschüsse eine freiwillige Leistung. Deshalb wolle die Stadt aktuell – analog zum Sport – erstmals einen Kriterienkatalog für Förderrichtlinien mit einer Ausgabenübersicht in diesem Bereich erstellen. Dass es ihm und den Stadträten ernst sei mit der Kultur, machte Kegel auch daran fest, dass es ab 1. Januar einen neuen, hauptamtlichen Kulturverantwortlichen in Traunstein geben wird. Er soll die Aktivitäten koordinieren und zugleich Netzwerk- und Ansprechpartner für Bürger und Kulturschaffende sein.

»Wir haben viel Herzblut reingesteckt«

Dass es reichlich Abstimmungsbedarf gibt, zeigte sich am Streitpunkt der derzeit ungenutzten Güterhalle. Mitglieder der Theaterwerkstatt kritisierten, dass sie nach einer Nutzungsanfrage für ein temporäres Theaterprojekt mündlich eine positive Auskunft von Mitarbeitern des Bauamts und der Bauaufsicht erhalten hätten. Diese wurde drei Monate später vom Liegenschaftsamt mit dem Verweis auf Sicherheitsbedenken und eine angeblich fünfstellige Summe revidiert. »Wir haben nach den ermutigenden Hinweisen viel Herzblut in die Probenarbeit investiert und sind jetzt tief frustriert über diese Hinhaltetaktik und fehlende Gesprächsbereitschaft«, sagte Regisseur Reinhold Lay.

Ebenfalls Konfliktstoff offenbarte die Diskussion über die Förderpraxis der beiden Theaterbühnen »NUTS – Die Kulturfabrik« und das im März unter neuer Leitung eröffnete »Kulturhaus Chiemgau«. Letzteres hatte einen Förderantrag über eine namhafte fünfstellige Summe gestellt. Dieser wurde bei der letzten Sitzung des Kultur- und Sportausschusses der Stadt Anfang der Woche zurückgestellt, weil das Gremium noch Beratungsbedarf für einen generellen Grundsatzbeschluss über »Zuwendungen für Kultur- und Heimatpflege« sieht. Ein entsprechender Förderantrag des NUTS war aber bereits vor Monaten verabschiedet worden.

»Ein sehr sonderbarer Weg«

In der Diskussion machte Oberbürgermeister Kegel darauf aufmerksam, dass dem Kulturhaus bereits die Parkplatzablöse über 100 000 Euro gestundet worden sei. Umgekehrt habe sich das NUTS als Traunsteiner Kultureinrichtung seit 18 Jahren große Anerkennung erworben und eine Förderung verdient. Wenn jetzt gegen die nach haushalterischen Gesichtspunkten erfolgende Förderpraxis der Stadt in den sozialen Medien Stimmung gemacht werde, »ist das ein sehr sonderbarer Weg der Auseinandersetzung«, kritisierte Kegel. Einigkeit herrschte aber zumindest bei diesem Zitat: »Kultur ist für ein gelungenes Leben so wichtig wie Salz in der Suppe.« eff

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