Schon von klein auf an hatte Wolfgang Stephl eine sehr enge Beziehung zu Tieren. Der gebürtige Überseer wuchs auf einem Bauernhof auf und beschäftigte sich vor allem mit Vögeln. Nach seiner Heirat zog er auf einen Hof bei Siegsdorf, der heute eine Pflegestation vieler verschiedener Wildvögel ist, die sich verletzt haben. »Durch die ideale Lage des Hofes hat sich das angeboten«, erzählt Stephl. Sobald die gefiederten Zöglinge wieder fit sind, werden sie möglichst schnell in die Freiheit entlassen. Immer wieder kommen Tierliebhaber auf den Hof, die einen verletzten Vogel gefunden haben und ihn in die Obhut von Wolfgang Stephl übergeben. »Manche stellen sie auch einfach in einem Karton vor der Haustür ab«, berichtet er. »Das ist nicht die feine Art, denn ich würde gerne wissen, wie und wo sie den Vogel gefunden haben.«
Unter den vielen Pfleglingen sind drei Eulen – vom Kirchturm gefallen oder schwer vom Hangel getroffen. In der Voliere nebenan lebt ein Bussard; er war unter ein Auto geraten und hatte sich einen Flügel gebrochen. Er wird wohl für immer bei Wolfgang Stephl bleiben, denn sein Flügel ist unheilbar zusammengewachsen. »Aber er ist lebensfähig, weil er fressen kann«, so Stephl. Leichter war es mit zwei Uhus, die abgemagert von einem Platzregen zu Boden gegangen und hilflos liegen geblieben waren. Mit kräftigen Futterrationen erholten sie sich schnell und flogen bald wieder in die Freiheit.
Anders ist es mit vier Raben, die von Menschen mit Hand aufgezogen wurden und seither keine Scheu mehr vor Menschen haben. »Sie sind unberechenbar«, schmunzelt Wolfgang Stephl, »sie haben nur Unsinn im Kopf. Der eine flog in Übersee immer in einen Supermarkt und riss Pakete auf, der andere klaute überall Wäsche.« Jetzt bleiben sie zur Sicherheit bei ihm.
Da zur Landwirtschaft von Wolfgang Stephl ausgedehnte Hangwiesen gehören, die schwierig zu bewirtschaften sind, hatte er vor vielen Jahren beschlossen, stattdessen Hirsche und Mufflons grasen zu lassen. Wenn die Herde zu groß wird, verkauft er einzelne Tiere.
Zweite große Leidenschaft: das Reisen
Wolfgang Stephl hat neben seinen Tieren noch eine große Leidenschaft: das Reisen. Viele entlegene Winkel hat er auf der Erdkugel bereits besucht. Seine Tiere weiß er in dieser Zeit gut behütet in der Obhut seiner Frau. Und wenn ihm selber in der Ferne einmal etwas passiert, dann baut der Weltreisende auf den Rückholdienst des Roten Kreuzes, der allen Fördermitgliedern im Notfall bei medizinischer Notwendigkeit zusteht. »Außerdem habe ich ein gutes Gefühl Rot-Kreuz-Mitglied zu sein, weil ich mit meinem Beitrag eine gute Sache unterstütze«, meint Stephl, »auch wenn man natürlich hofft, möglichst nie den Rettungsdienst zu brauchen.« Lieber ist er selbst Notarzt für verletzte Vögel... sc