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Stefan Strasser von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft sprach bei der Waldbesitzervereinigung Traunstein zum Thema »Aktuelle Waldschutzsituation«. Als kleines Dankeschön überreichten ihm Vorsitzender Werner Schindler (rechts) und Geschäftsführer Jan Röder (links) einige Schmankerl aus der Region. (Foto: M. Peter)

Ölpreis macht's dem Holz schwer

Traunstein – Holz als Energieträger kann sich bei den derzeitigen niedrigen Ölpreisen nur schwer behaupten. Das stelle Vorsitzender Werner Schindler bei der Jahreshauptversammlung der Waldbesitzervereinigung (WBV) Traunstein im Alpengasthof Hochberg fest. Zum Thema »Aktuelle Waldschutzsituation« sprach Ludwig Strasser von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft.


Der Waldbesitzervereinigung gehören 1877 Waldbesitzer an, was zum Vorjahr einen Anstieg um 20 Mitglieder entspricht, wie Geschäftsführer Jan Röder berichtete. Die Waldfläche der Mitglieder umfasst über 11 500 Hektar. Im Wirtschaftsjahr 2015 gab es durchwegs erkennbare Steigerungen durch Sturm- und Käferholzbefall. So wurden insgesamt rund 57 500 Festmeter Holz vermarktet. Wobei der Laubholzanteil mit einigen hundert Festmetern eher eine untergeordnete Rolle spielt.

Die Hackgutmenge wurde mit 13 500 Schüttraummeter im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt. Aktuell wurden mit der WBV 28 Waldpflegeverträge mit Mitgliedern abgeschlossen, bei denen die WBV die Waldarbeiten nach den Vorgaben des Waldbesitzers ausführt. Dadurch können der Waldschutz und die Verkehrssicherheit erhalten und realisiert werden, wobei der Waldeigentümer die Entscheidungen treffe und die WBV die Arbeit übernehme, so der Geschäftsführer.

Obwohl der Wald den Menschen positiv berühre, gebe es auch Berührungspunkte, die kritisch gesehen würden, sagte Oberbürgermeister Christian Kegel. Die Waldbesitzer praktizierten Nachhaltigkeit wie kein anderer und darum sei am Ende auch ein Verdienst für die Leistungen erforderlich. Er wünsche den Waldbesitzern, dass sie immer gesund in den Wald gehen und auch wieder gesund heimkehrten.

Die jungen Mitglieder seien wichtig und darum sei es positiv, dass die WBV bei den Bildungsangeboten für Waldbesitzer und den Waldtag an den Berufs- und Landwirtschaftsschulen betreuen dürften, sagte Vorsitzender Schindler. Im Bausektor werde immer mehr Holz genutzt. Doch bei der Energienutzung komme man aktuell durch die niedrigen Ölpreise nicht voran. Auch wenn allen klar sein dürfte, dass man bei der Energiewende am Holz als Energieträger nicht vorbei komme. Die Nutzung sei möglich, ohne dass man die Nachhaltigkeit, den Totholzanteil oder die Nähstoffbilanz außer Acht lasse, so der Vorsitzende weiter.

Die Temperaturen steigen tendenziell, wir hätten mehr Sonne, die Vegetationszeit verlängere sich und die Wetterextreme würden zunehmen, sagte Ludwig Strasser. Das bringe es mit sich, dass neben attraktiven Insekten auch zum Beispiel die Zecken stärker auftreten würden. Durch die Trockenheit kämen die Bäume in den Trockenstress, verlieren Blätter und Nadeln und würden für Schädlinge anfällig. Hinzu komme, dass vor 500 Jahren große Gebiete ohne Wald waren und damalige Buchengebiete mit Fichten aufgeforstet seien.

Nun müsse man mit den Folgen des Klimawandels und einer Baumart, die nicht unbedingt geeignet sei, zurechtkommen, so Straßer. Um den Waldumbau in einen Mischbestand zu schaffen, müsse der Wildbestand angepasst sein und ein Abschuss je nach Waldbestand von fünf bis neun Rehe pro 100 Hektar erreicht werden. Denn gerade das Eschentriebsterben habe gezeigt, dass es in der Naturverjüngung resistente Eschen gebe.

Leitenbacher sieht Potenzial in Landesgartenschau

Der Chef des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Traunstein, Alfons Leitenbacher, ging auf das Thema Landesgartenschau für Traustein ein. Er sehe darin großes Potential und könne sich vorstellen, dass gerade bei einer Landesgartenschau für den Holzbau einiges realisiert werden könne. Zum Aufkommen der Biber und der damit verbundenen Probleme meinte er, dass man die Situation erreicht habe, in der der Biber zwar noch geschützt sei, aber nicht mehr gefährdet. Beim Wildverbiss sind nach den Worten von Leitenbacher rund 60 Prozent der Reviere im guten und tragbaren Bereich. Nun müsse man sich auf die Reviere konzentrieren, die dauerhaft zu hohen und nicht tragbaren Verbiss hätten. In Deutschland seien bereits 5,6 Prozent Waldfläche stillgelegt, also aus der Nutzung genommen, so Leitenbacher weiter. Das entspreche einem Nutzungswert von vier Milliarden Euro. In den neuen Forderungen würde nun das plakative Schlagwort »Wildnis« genutzt. Doch wer dieses Wort verwende, mache sich kaum Gedanken, was wirklich dahinter stecke. Es sei der Urwald, der kein Durchkommen ermögliche, meinte Leitenbacher. MP

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