Der Vorher-Nachher-Vergleich zeigt deutlich, wie sich Bach und Bachbett verändert haben: Die Uferverbauung ist aufgelockert, das Wasser kann frei fließen. Die Holzbretter vom Grund des Bachs sind ausgebaut. Sie hatten zwar die Sohle stabilisiert, aber natürliche Strömungsverhältnisse verhindert. Um die Strömung zu lenken, wurde stattdessen eine schmale Insel im Bach angelegt. Kleine, aus Steinen gelegte Höhlen im Wasser, sogenannte Fischunterstände, sollen Tieren Schutz bieten. Das Bachbett selbst ist zu einer mäandernden Wasserrinne verengt. In ihr lässt sich das Wasser dauerhaft bündeln. Tief genug, um Lebensraum für Fische zu bieten.
Rund 150 Meter lang ist die nun flussaufwärts umgestaltete Strecke, die ihren Anfang an der Mündung zur Tiroler Achen nimmt. Das sind 100 Meter mehr als ursprünglich geplant. Für Andreas Philipp vom Wasserwirtschaftsamt Traunstein bleibt die Maßnahme trotzdem zunächst »ein Versuch auf kleiner Strecke«. Denn noch steht nicht fest, wie sich Bach und Natur entwickeln. »Wenn es gut läuft, dient uns das, was wir jetzt gemacht haben als Muster für weitere Arbeiten.«
Das hofft auch Unterwössens Bürgermeister Ludwig Entfellner. Er freue sich, wenn sich das Projekt weiterführen ließe, sagte er. Gerade für die Kindergarten-Kinder und ihre Erzieherinnen könne sich der Bach zu einem wertvollen Ausflugsziel entwickeln. Etwa, um direkt am Gewässer Insekten und andere Lebewesen zu bestimmen.
Wie sich der Wössener Bach verändert, wird sich bei einem ersten Kontrolltermin im Herbst zeigen. Andreas Philipp wird dann, gemeinsam mit der fischereiberechtigten Familie Entfellner prüfen, ob die neu angelegten Strukturen hoch erhalten sind. Oder ob sie etwa starker Regen beschädigt hat. Auch die Fischunterstände und Laichplätze im Wasser werden kontrolliert – und, ob überhaupt bereits Fische den neuen Lebensraum angenommen haben. Denn bisher bot ihnen der beständig niedrige Wasserstand des Wössener Bachs keinen attraktiven Lebensraum. Heimisch werden sollen Bachforellen und Koppen, vielleicht sogar Äschen. Huchen sowie Seeforellen könnten ihren Laich ablegen, ehe sie über die freigelegte Mündung in die Tiroler Achen beziehungsweise in den Chiemsee zurückschwimmen.
Verbessert sich der ökologische Zustand des Wössener Bachs in den kommenden Monaten, gilt das als wichtiger Meilenstein im Sinne der europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL). Sie fordert, dass bis zum Jahr 2027 alle Gewässer einen »guten Zustand« erreicht haben. Als einer der wichtigen Gradmesser gilt dabei die Zahl der Fische und die Anzahl der Arten. fb