Das Thema war mit rund 70 Zuhörern, darunter auch etliche Vertreter der CSU, auf große Resonanz gestoßen. Hohlweger zeigte sich besorgt über die anhaltende Stagnation wegen zu geringer Werbe-Investitionen und der auf Eis liegenden Fusion der Tourismusverbände Chiemgau und Chiemsee-Alpenland.
Um den Tourismus anzukurbeln, hält er auch in Übersee einen Qualitätsausbau für unabdingbar. »Die Nachfrage regelt sich über ein passendes Angebot, nicht über den Preis.« Obwohl höherwertige Angebote höhere Nachfrage erzielten, seien auch preiswerte Angebote für junge Leute und Sparsame wichtig. Allerdings sollte auch damit Geld verdient werden – Chance statt Belastung müsse das Motto sein.
Für Übersee sei ein touristisches Gesamtkonzept zu entwickeln mit Betonung der Stärken. Dazu zähle er nicht nur Seen und Berge, sondern auch die Identität der Bevölkerung, etwa Trachtenvereine, Blasmusik und regionale Spezialitäten. Bei allen Verbesserungen sollten die Bürger mit einbezogen werden, um Bürgerinitiativen zu vermeiden.
Dagegen verwahrte sich Dritter Bürgermeister Alois Huber (CSU): »Im Falle des umstrittenen Bebauungsplanes Chiemseeufer hatten die Bürger drei Jahre lang Zeit, etwas dagegen tun zu können. Wenn das verschlafen wird, kann man uns nicht mangelnde Bürgerbeteiligung vorwerfen.«
Bei der Schilderung der Tourismusziele betonte Stefan Haneberg (ADfÜ): »Eine Bürgerbeteiligung im rechtlichen Rahmen eines Bebauungsplanverfahrens überfordert den Bürger«. Man müsse den Bürger bereits im Vorfeld auf große Gemeindeprojekte hinweisen. Weiter forderte auch er ein Konzept, das sich aber nicht an einseitigen Erfordernissen der Politik orientieren dürfe. Der Bebauungsplan Chiemseeufer sei nur deshalb so konsequent durchgeboxt worden, weil der »Masterplan zur Hotelentwicklung des Landkreises Traunstein« Hotels im Vier- bis Fünf-Sterne-Bereich fordere und die Feldwieser Bucht dafür geeignet schien, meinte er. Er hoffe, dass der neue Tourist-Informations-Leiter Mike Wielandner ein Konzept entwerfen werde, »und zwar ohne eine politische Richtungsvorgabe«.
Für die Bayernpartei ist nach den Worten von Wolfgang Hofmann das vorrangigste Ziel im Tourismus der Erhalt der Kulturlandschaft, Natur und Identität. Unterstützt werden sollten zudem die Fusion der Tourismusverbände sowie Kleinvermieter mit Zuschüssen.
Yvonne Schenzinger von der SPD machte sich für einen nachhaltigen und naturnahen Tourismus stark. Statt Bettenburgen »mit dem üblichen Rummel« zu bauen und dadurch bestehende Ressourcen zu vernichten, müssten private Vermieter gefördert, die Vernetzung zwischen Tourist-Information und Tourismusverein sowie Gastbetrieben verbessert sowie der Tourismus in der Nebensaison gestärkt werden. Wichtig sei auch die Förderung des Gesundheitstourismus. »Grünen«-Bürgermeisterkandidat Anton Stefanutti bezeichnete den Tourismus als »persönliche Herzensangelegenheit«, weil seine Familie seit 70 Jahren Vermietung im Ort betreibe. Kleinvermieter brächten für den Ort mehr als jedes Fünf-Sterne-Hotel. bvd