Da kann es schon mal sein, dass der Krampus mit Drohgebärden und lautem Kettengeschepper den einen oder anderen guten Vorsatz herauslocken muss. Seit jeher aber sind die Rauschberger darauf bedacht, dass das befürchtete »Strafgericht« in vertretbarem Rahmen abläuft. Schließlich soll der Nachwuchs keine traumatischen Zustände bekommen, sondern den Bischofsbesuch in guter Erinnerung behalten.
Der gute Ruf, den sich die Aktiven über die fünf Jahrzehnte erarbeitet haben, wird Jahr für Jahr von etwa 80 Familien in Anspruch genommen. Als überzeugte »Stammkunden« schätzen sie das ungekünstelte Auftreten sowie die aufwändig genähten Bischofskostüme, zu denen standesgemäß Mitra, Stab, goldenes Buch und sogar ein Siegelring gehören. »Unsere Kramperl tragen Stoff- oder Fellmasken mit der langen, roten Zunge, denn Holzmasken waren bei uns im Tal noch nie der Brauch«, erklärt Simon Maier, der selbst seit einigen Jahren ins Nikolausgewand schlüpft, den kulturellen Unterschied zu anderen Gemeinden. Genauso wenig hat der Ruhpoldinger Krampus mit den Perchten zu tun, die sich mittlerweile schon mal für kommerzielle Show- zwecke missbrauchen lassen. Seit 2008 stellen die Mitglieder der Rauschberg-Pass die Kramperl-Riege für die Rauschberger. Unterstützt werden die Aktiven von zahlreichen Helfern, denn die Logistik mit Besuchseinteilung, Fahrzeugen und -lenkern bis zur Maske muss an diesem Tag wie am Schnürchen klappen. Das Nikolausgehen, so wie es heute noch gemacht wird, war eine Idee von Sepp Lanzinger, dem heutigen Ehrenvorstand. ls