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Der Teisendorfer Kaplan Korbinian Wirzberger segnete das neue Kreuz. (Foto: Mergenthal)

Neues Predigtstuhl-Kreuz als »Wegweiser«

Teisendorf – Ein neues Gedenkkreuz hat die Sektion Teisendorf des Deutschen Alpenvereins (DAV) am Predigtstuhl aufgestellt. Zum zehnjährigen Bestehen der Teisendorfer Hütte segnete der Teisendorfer Kaplan Korbinian Wirzberger das Kreuz nun feierlich. Es steht am höchsten Punkt des 1613 Meter hohen Reichenhaller Hausbergs und ist daher das »heimliche Gipfelkreuz«; das offizielle Gipfelkreuz steht etwas niedriger unweit davon. Etwa 75 Bergfreunde kamen bei schönstem Wetter zu den Feierlichkeiten.


Zunächst traf man sich zum geselligen Frühschoppen auf der Teisendorfer Hütte auf etwa 1600 Metern. Die Hütte hieß früher »Köllnsberger Haus«, benannt nach dem früheren Besitzer des Predigtstuhlhotels. Dieser entschloss sich 1948, ein Privathaus am Predigtstuhl zu errichten, da er in der Nutzung seines Hotels und seiner darin enthaltenen Privatwohnung in der amerikanischen Besatzungszeit stark eingeschränkt war. Von 1948 bis 1951 wurde der Rohbau erstellt, weitgehend in Eigenleistung mit Mitarbeitern der Predigtstuhlbahn. Nach Abzug der Amerikaner 1951 konnte Familie Köllnsberger ihre Wohnung im Hotel wieder beziehen, und der Rohbau ruhte. 1989 fiel das »Köllnsberger Haus« an die Staatsforstverwaltung zurück.

Das Holzhaus mit einer Grundfläche von etwa zehn auf elf Metern ist zur Hälfte unterkellert. Verschiedenes Baumaterial lagerte seit 50 Jahren im Haus: Türen, Fußboden- und Deckenbretter. Wasser-, Kanal- und Stromanschluss fehlten noch. Am 27. August 2004 beschlossen die Mitglieder des DAV Teisendorf mit großer Mehrheit, die Hütte zu pachten. In nur zehn Tagen wurden bei anfangs sehr schlechtem Wetter ab 28. September in Eigenleistung die Versorgungsleitungen gelegt. Der Innenausbau ging flott weiter. Am 31. Juli 2005, nach etwa 4500 Stunden freiwilliger Arbeit, weihte Pfarrer Karl Ellmann die Hütte ein.

Vorsitzender Franz Waldhutter hob bei einem Rückblick im kleinen Kreis am Samstagabend drei engagierte Persönlichkeiten stellvertretend für die vielen anderen Helfer hervor: Martin Staller, der alles plante und auch selber zupackte, Hans Waldhutter, der die Baustelle überwachte und die meisten Stunden ableistete, und Albert Staller, der die Festschrift anfertigte.

Nach dem Sturm »Kyrill« wurde am höchsten Punkt des Predigtstuhls von Franz Helminger und Alfons Abfalter ein erstes Kreuz aufgestellt, aus einem schlichten Rundling angefertigt. Es war nun abgefault. Nach Zustimmung des zuständigen Försters Hubert Graßl und der Vorstandschaft wurde kürzlich ein neues Kreuz aufgestellt, während der Bahnbetrieb ruhte. Der Zimmerer Fredi Spiegelsberger erbaute das etwa 2,40 Meter hohe Lärchenkreuz. Gemeinsam mit Franz Waldhutter und Sepp Ramstötter trug er das 40 Kilo schwere Kreuz – in zwei Teilen –, die etwa 25 Kilo schweren Eisenteile und den Zement vom Fahrzeug an der Schlegelalm bis auf den Gipfel.

Zur Kreuzeinweihung begrüßte Waldhutter zahlreiche Ehrengäste, darunter die Besitzer der Predigtstuhlbahn, Max und Evelyn Aicher sowie Marga und Josef Posch, Bahn-Geschäftsführer Andreas Hallweger und die Ehrenmitglieder Herbert Schifflechner, Fritz Graml und Lorenz Mayer. Fredi Spiegelsberger umrahmte mit Sepp Löx von der Lauterer Theatermusi auf zwei Flügelhörnern die Feier. Es erklangen eine Intrada, »La Montanara« und die »Grassauer Weis«.

Die vielen Bergkreuze und Wegkreuze nannte Kaplan Wirzberger ein »starkes Zeichen für unseren christlichen Glauben«. Berge seien in der Bibel Orte, wo Großes passiert. Bei der Verklärung am Berg Tabor hätten die Jünger erkannt, wer Jesus eigentlich ist, und eine besondere Erfahrung der Gottesnähe gemacht. Diese könnten auch wir erleben, wenn wir unsere Hektik verlassen und in der Natur auf dem Berg Erholung oder Ruhe suchen oder im sportlichen Ehrgeiz Abstand gewinnen. Berge zeigten uns, wie klein der Mensch ist und wie groß Gott sein muss. Das Gebet der Gläubigen galt unter anderem der Sektion und allen, die in den Bergen unterwegs sind.

»Zehn Jahre Teisendorfer Hütte heißt zehn Jahre Arbeit und Organisation«, würdigte nach der Segnung Bürgermeister Thomas Gasser das Engagement der Sektion. Es sei lobenswert, dass der Verein trotzdem noch das Auge für solche »Kleinigkeiten« wie ein abgefaultes Kreuz habe. Er schloss mit dem Wunsch, dass dieses Kreuz »Wegweiser« im wörtlichen Sinn und auch im übertragenen Sinn, »für den ganz normalen Alltag«, sein möge. vm

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