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Der Ärztliche Leiter Rettungsdienst, Joaquin Kersting, berichtete in der gestrigen Versammlung des Zweckverbands für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Traunstein auch über Kernpunkte eines neuen Gutachtens zur rettungsdienstlichen Versorgung in den Landkreisen Altötting, Berchtesgadener Land, Mühldorf und Traunstein. (Foto: Kretzmer)

Neuer »Christoph 14« kommt

Traunstein – Der Name »Christoph 14« bleibt. An Stelle des jetzigen, vom Bundesinnenministerium gestellten Rettungshubschraubers vom Typ Eurocopter EC 135 wird am Klinikum aber ab dem Herbst ein neuer Helikopter vom Typ Airbus H 135 in die Lüfte steigen, um Menschen in Not im südostbayerischen Raum und im österreichischen Grenzgebiet Hilfe zu leisten. Das berichtete der Ärztliche Leiter Rettungsdienst, Joaquin Kersting, am gestrigen Donnerstag im Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung.


Der neue »Christoph 14«, wie bisher mit Piloten der Fliegerstaffel Süd der Bundespolizei am Steuerknüppel und geschultem Rettungspersonal an Bord, verfüge über eine höhere Leistung. Statt einer Winde sei er mit einem Rettungstau ausgerüstet, erläuterte Kersting. Sein großes Thema war gestern das Gutachten »Trust III« zur aktuellen Situation des Rettungsdiensts im Verbandsgebiet, das die Landkreise Altötting, Berchtesgadener Land, Mühldorf und Traunstein umfasst. Demnach gab es die größten Veränderungen im Landkreis Traunstein, vor allem durch ein erhöhtes Aufkommen an Krankentransporten.

Krankentransportwagen reichen nicht aus

Die vorhandenen Fahrzeuge reichen nicht aus, ein sechster Krankentransportwagen ist erforderlich. Der Ärztliche Leiter fasste zusammen, die Versorgung in der Notfallrettung sei aufgrund hoher Standortdichte insgesamt gut, wobei einzelne Punkte laut »Trust III«-Empfehlung zu verbessern seien. Im Bereich Krankentransport seien die Wartezeiten sehr gut – nicht zuletzt, weil oft Rettungswagen als Transportmittel zugezogen würden.

Auch zur Struktur- und Einsatzqualität im Rettungswesen bezog der Ärztliche Leiter Stellung. Wichtige Gremien seien der Fachausschuss für Notarzt- und Rettungsdienst Traunstein und die Arbeitsgemeinschaft »Massenanfall von Verletzten«. In letzterem Bereich gebe es viele neue Richtlinien – einschließlich für Terror- und Amok-Lagen. Eine Besonderheit in Bayern sei der jährliche »Traunsteiner Rettungsdiensttag«.

Unter den Themenschwerpunkten im laufenden Jahr ist nach Kersting das Krankentransportmanagement: »Wir wollen den Krankentransport optimieren, planbare Situationen noch planbarer machen.« Nahezu im gesamten Jahr habe die Integrierte Leitstelle (ILS) Traunstein eine um 15 bis 20 Sekunden schnellere Disposition als im Bayernschnitt geleistet. Alle Rettungswachen hätten sehr gute bis gute Ausrückintervalle aufweisen können. Zur Notarztquote informierte der Referent, Notärzte seien bei Rettungsnotfalleinsätzen im Verbandsgebiet »großzügig eingesetzt worden«, häufiger als sonst im Bayernschnitt. Die gesetzlichen Hilfsfristen würden sehr gut eingehalten, nur in drei der 18 Versorgungsbereiche im Verbandsgebiet seien sie zeitweise geringfügig abgewichen. Eine hohe Qualität bei Reanimationen unter telefonischer Anleitung der ILS sei zu verzeichnen, betonte der Ärztliche Leiter.

Über die Tätigkeit der ILS, seit zehn Jahren zentrale Schaltstelle im Rettungswesen, informierte Betriebsleiter Anton Groschak. Im vergangenen Jahr habe man 87 602 Einsätze koordiniert, davon 80 526 im Rettungsdienst und 7076 für die Feuerwehr. Die Gesamteinsätze hätten sich um 1,28 Prozent minimal gegenüber 2016 gesteigert.

Von den Rettungsdiensteinsätzen entfielen laut Groschak 15 950 auf Notarzteinsätze, 16 273 auf Notfalleinsätze, 1289 auf den Rettungshubschrauber »Christoph 14«, 555 auf ärztlich begleitete Patiententransporte und 2004 auf Einsätze für Nachbarleitstellen. Die Bergrettung war bei 986, die Wasserrettung bei 143 Einsätzen gefordert. Die 43 326 Krankentransporte bildeten den Löwenanteil an den Gesamteinsätzen.

Einen massiven Anstieg gab es laut Groschak 2017 bei den Feuerwehralarmierungen. Der Sturm im August während des »Chiemsee Summer«-Festivals löste im Verbandsbereich 3500 Notrufe aus, ein weiterer Sturm im Oktober 1000 Einsätze. Gerufen wurden die Wehren zu 1341 Brandeinsätzen, 5245 Technischen Hilfeleistungen und 490 sonstigen Einsätzen.

1579 Funkgeräte im Landkreis Traunstein

Betriebsleiter Martin Schupfner gab einen Überblick über die Taktisch-Technische Betriebsstelle an der ILS. Inzwischen gebe es im Landkreis Altötting 948 Funkgeräte, 713 im Landkreis Berchtesgadener Land, 930 im Landkreis Mühldorf und die meisten mit 1579 im Landkreis Traunstein. Beim Programmieren von Funkgeräten sei man Vorreiter in Bayern. Schupfner erläuterte den Stand der digitalen Alarmierung mit Pagern, die wahrscheinlich erst in den Jahren 2020/2021 im ILS-Bereich Traunstein zum Einsatz kommen.

Die Verbandsmitglieder verabschiedeten den Verbandshaushalt 2018 mit 3,56 Millionen Euro im Verwaltungshaushalt sowie 420 000 Euro im Vermögenshaushalt. Die Umlage beträgt 1,103 Millionen Euro. Nach der Einwohnerzahl entfallen auf den Landkreis Altötting 21,8 Prozent oder 240 157,73 Euro, auf das Berchtesgadener Land 20,8 Prozent oder 229 311,10 Euro, auf Mühldorf 22,5 Prozent oder 248 497,91 Euro und auf Traunstein 34,9 Prozent oder 385 033,27 Euro. kd

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