»Mit mechanischen Maßnahmen war eine Verbesserung der Weideflächen nicht mehr zu schaffen«, erklärte Bezirksalmbauer Böddecker zur Problematik. Es zeigte sich eine zunehmende Verungrasung und Verunkrautung wertvoller Almflächen. Teilbereiche der Alm wurden über den Sommer hinweg nicht mehr ausreichend abgegrast und überständig. Als Folge wurden wertvolle Untergräser, Kräuter und Blütenpflanzen aus der Fläche verdrängt. »Auf solchen Flächen breiten sich schnell verholzende Obergräser und vor allem der gefürchtete Bürstling aus«, erläuterte Steinberger. Dies habe auch Einfluss auf den Umweltschutz. »Neben dem drastischen Verlust an wertvollen Futterflächen sind derartige Entwicklungen als bedenklich einzuordnen. Die bis zu 30 Zentimeter langen dürren Halme und Blätter legen sich hangabwärts und können wie eine Stroheindeckung von Dächern wirken. Starkregen, wie er bei Gewitterschauern auftritt, läuft über diese Abdeckung – ohne in den Boden einzusickern – rasch talwärts.« Dies führe zu einem sprunghaften Wasseranstieg kleinerer Gräben und erhöhe anschließend die Hochwassergefahr im Tal. Im Winter sei ein vermehrtes Abgleiten von Schneebrettern und Lawinen die Folge.
Um dem entgegenzuwirken, ist eine zeitgemäße Beweidung erforderlich. »Damit den Rindern während der gesamten Almsaison ein qualitativ hochwertiger Aufwuchs zur Verfügung steht, ist ein rechtzeitiger Almauftrieb zu Vegetationsbeginn von entscheidender Bedeutung«, so Steinberger. Aufgrund des zwei bis drei Wochen früheren Wachstumsbeginns auf den Almweiden müsse man auch mit der Beweidung früher beginnen. Darum sei im Frühjahr dieses Jahres auf Anregung der Almbauern ein Almprojekt gestartet.
»Wir bekommen dafür keinerlei Forschungsgelder«, betonte Böddecker. Ziel des Projektes sei in erster Linie die Umwandlung einer stark mit Borstgras, Blaubeeren und Simsen degradierten Weidefläche durch gezielte Beweidung in eine wertvolle Futterfläche. Am 19. Mai, drei Wochen früher als bisher üblich, seien 35 Rinder auf die eingezäunte 15 Hektar große »Versuchsfläche« auf die Haaralm aufgetrieben worden.
Das Ergebnis: Auf der Versuchsweide ließ sich bereits nach zwei Monaten Beweidung ein deutlicher, sogar weithin sichtbarer Effekt erzielen. Auch jetzt zu Herbstbeginn sind die Flächen noch grün, während die daneben liegende Almweide braun erscheint.
Das Projekt soll nun weiter angepasst werden. Ziel der »Demonstrationsanlage« sei auch, interessierte Landwirte und Berater in einer angepassten Beweidung zu schulen. Das Projekt stößt mittlerweile auch auf Interesse bei Experten aus dem benachbarten Tirol. hab