Zu Glasers Aufgaben gehören die Feier von Gottesdiensten in Gebärdensprache, die Vorbereitung und Gestaltung von Taufen, Trauungen und Bestattungen, Gruppenangebote und Einzelgespräche sowie die seelsorgliche Begleitung von hörgeschädigten Menschen und ihren Angehörigen. So gibt es etwa vier Mal im Jahr in den Städten Traunstein, Bad Reichenhall und Rosenheim Gottesdienste für Hörgeschädigte und drei für den Seniorentreff des Gehörlosenvereins Altötting-Mühldorf. Das bedeutet, dass den Besuchern die liturgischen Texte in Gebärdensprache »übersetzt« werden müssen.
Konzentrierte und anstrengende Arbeit
Über Monate hinweg hat Glaser unter anderem bei der Gehörlosengemeinde in Nürnberg den Einstieg in die Welt der Gebärdensprache gewagt und fühlt sich mittlerweile schon einigermaßen fit im Dialog mit hörgeschädigten Menschen – wenn es auch natürlich Jahre dauern wird, wie er weiß, bis man sich sozusagen »fließend« ausdrücken kann. Daher bittet er im aktuellen Rundbrief der Hörgeschädigten-Seelsorge um »Geduld, wenn ich nicht gleich die richtige Gebärde finde oder Sie nicht sofort verstehe«. Neben der Gebärdensprache gibt es auch noch das Finger-Alphabet, mit dem sich beispielsweise Eigennamen optisch ausdrücken lassen. Und letztlich sind es nicht nur die Hände, die im Einsatz sind: Auch Mimik, Gestik und Körpersprache spielen ebenfalls eine wesentliche Rolle – wodurch das »Übersetzen« zu einer sehr konzentrierten und anstrengenden Arbeit wird.
Vor wenigen Tagen hatte Glaser erstmals eine Beerdigung zu begleiten. Den Gottesdienst in Berchtesgaden musste er in die Gehörlosen-Sprache umsetzen: »Puh, das war Schwerstarbeit – und gut!« ist das Fazit dieses seines ersten großen Einsatzes. Eine wichtige Aufgabe ist es für Glaser auch, junge Gehörlose zu betreuen: So steht demnächst auf Diözesanebene die Erstkommunion an, die vorbereitet werden will. Und er ist auch mit in der Vorbereitungsgruppe, die eine Pilgerreise nach Assisi und Padua plant – in Zusammenarbeit auch mit der evangelischen Gehörlosenseelsorge.
Aber es sind nicht nur das religiöse Leben und die Gottesdienste, die zu Glasers Aufgabe gehören, die vom Erzbistum München und Freising finanziert wird. Er wird auch bei den Versammlungen der Gehörlosenvereine mit dabei sein, die in der Regel nach den jeweiligen Gottesdiensten in den drei Städten stattfinden. So erwähnt Glaser bei dem Gespräch mit unserer Zeitung, dass der Gehörlosenverein Traunstein neue Räume für seine Treffen sucht. Darüber hinaus gehört es auch zu Glasers Aufgaben, gehörgeschädigte Menschen zu beraten, Hausbesuche zu machen, sie bei den alltäglichen Problemen zu unterstützen.
Für diese »weitgefasste« Gemeindeseelsorge braucht es eine umfangreiche Einarbeitung. So ist Glaser seit Jahresanfang dabei, sich den Vereinen, den Behörden und wer sonst damit zu tun hat vorzustellen und sich bekannt zu machen. Neben seiner Halbtagsstelle als Gehörlosen-Seelsorger ist Glaser mit seiner zweiten halben Stelle als Fachreferent für Familien und Alleinerziehende in den Landkreisen Traunstein, Berchtesgadener Land und Rosenheim tätig.
Im Anwesen Bahnhofstraße 29 in Traunstein gibt es neben dem Gehörlosen-Seelsorger noch eine weitere Unterstützungseinrichtung für hörgeschädigte und hörsehbehinderte Menschen: die Informations- und Servicestelle für Menschen mit Hörbehinderung des Bayerischen Landesverbandes für die Wohlfahrt Gehörgeschädigter (BLWG). Kostenträger hierfür sind das bayerische Sozialministerium und der Bezirk Oberbayern. Sabine Kraus leitet diese Stelle, die es seit Juni 2013 gibt und derzeit bis Ende 2015 befristet ist. Die Erzdiözese München und Freising und der BLWG haben hier am Traunsteiner Bahnhof gemeinsam ein Büro und bündeln ein Stück weit ihre Dienste und Angebote.
Aufgaben der Informations- und Servicestelle
Wesentliche Aufgaben der staatlichen Stelle sind die Einzelfallberatung für alle Altersgruppen und alle Bereiche, die Unterstützung bei Behördenangelegenheiten von der Frühforderung bis zum Rentenantrag, Öffentlichkeitsarbeit, um das Bewusstsein für die Belange Gehörgeschädigter zu stärken, Weitervermittlung an Stellen, die bei der Betreuung bei der Arbeitssuche unterstützen und Arbeitgeber beraten, wo erforderlich, Kooperation mit Hörgeschädigten-Verbänden und Selbsthilfegruppen und nicht zuletzt Anstöße zu geben für die Sozialraumplanung: Das betrifft Verbesserungen etwa im Bereich von Bus und Bahn, im Straßenverkehr, bei Behörden, Anfrage um Verwendung von leichter Sprache bei Veröffentlichungen und Schreiben von Behörden, passende Freizeitangebote und vieles andere mehr. Etwa 130 Klienten haben im Jahr 2014 die Dienste der Informations- und Servicestelle in Traunstein angenommen, so Sabine Kraus abschließend. he