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Mut, aus der Reihe zu tanzen, hatte das Architekturbüro Färbinger und Rossmy. Das Besondere an ihrem Entwurf ist ein sechseckiger »Findling« in goldener Farbe dargestellt.

Mit »Ausrutscher« Architektenwettbewerb gewonnen

Anfang des Jahres hatte die Stadt den Wettbewerb ausgeschrieben. 25 Arbeiten gingen frist- und formgerecht im Traunsteiner Rathaus ein. Der Vorsitzende des Preisgerichts, Professor Klaus Trojan, Architekt und Städtebauer aus Darmstadt, stellte die Ergebnisse jetzt im Großen Ratssaal vor.


Mit einem »Ausrutscher«, wie es Trojan formulierte, gewannen Färbinger und Rossmy den ersten Preis des Realisierungswettbewerbs. »Sie hatten den Mut, aus der Reihe zu tanzen.« Entgegen der anderen Wettbewerbsteilnehmer bauten sie nämlich den neuen Saalbau für Kleinkunst nicht an das bestehende Gebäude an, sondern sie setzten mit einem sechseckigen »Findling« ein starkes Element, das neugierig macht. Zugleich entsteht nach Meinung der Jury ein Raum, der die benachbarte Ludwig-Thoma-Schule einbezieht. Zudem sei der Bau in zweiter Reihe zurückhaltend in den ehemaligen Klosterhof komponiert, meinte Trojan.

Den zweiten Preis bekam das Architekturbüro Marte und Marte aus Weiler, dessen Entwurf die Juroren durch seine Schlichtheit überzeugte. Für sein klares und schlichtes Konzept mit einer kräftigen und zeitlosen Architektur erhielt der Architekt Robert Rechenauer aus München den dritten Preis. Der vierte Preis ging an die Architekten Leitenbacher und Spiegelberger aus Traunstein. Dazu meinte die Jury, ihnen sei es gelungen, mit einfachen Mitteln einen zeitgemäßen, funktionalen und wirtschaftlichen Entwurf aufzuzeigen.

Oberbürgermeister Manfred Kösterke sagte, dass 325 Jahre nach dem Bau des Kapuzinerklosters überlegt worden sei, aus der Kirche und dem Klostergebäude etwas anderes zu machen. Seit den siebziger Jahren wurde der Südflügel als Städtische Galerie genutzt. Seit Anfang der neunziger Jahre dient die Klosterkirche der Kulturfördervereinigung ARTS als Kunstraum für Ausstellungen und Konzerte.

25 Bewerbungen von Berlin bis Vorarlberg

Da in den kommenden Jahren ohnehin Sanierungsarbeiten an dem Gebäudekomplex notwendig gewesen wären, ein barrierefreier Zugang nicht gewährleistet ist, die Klosterkirche über keine Heizung verfügt und die sanitäre Situation unbefriedigend ist, hat der Traunsteiner Stadtrat eine Gesamtsanierung und Neuorientierung ins Auge gefasst.

Für den Architektenwettbewerb sei wegen der zu erwartenden Bausumme ein europäischen Verfahren in Gang ge-bracht worden, sagte Kösterke. Bewerbungen habe es aus dem gesamten deutschsprachigen Raum – von Düsseldorf bis Wien, von Berlin bis Vorarlberg – gegeben.

Eine Jury unter dem Vorsitz von Professor Trojan hatte in dieser Woche die eingegangenen Arbeiten bewertet. Neben fünf Architekten als Fachpreisrichter saßen auch Oberbürgermeister Kösterke und drei Mitglieder des Stadtrats als Sachpreisrichter in diesem Gremium. Unterstützend stand dem Preisgericht eine Gruppe von Beratern, darunter ein Denkmalpfleger sowie Vertreter der örtlichen Kultureinrichtungen als mögliche künftige Nutzer, zur Seite.

Im Rahmen eines anonymisierten Auswahlverfahrens ermittelten der Preisrichter die Empfänger der vier Preise. Auf Basis der Ausschreibungskriterien beurteilten sie unter anderem das städtebauliche Konzept, die architektonische Gestaltung, die Funktionalität und die Wirtschaftlichkeit der eingereichten Vorschläge. »Es war eine interessante und gute Auseinandersetzung mit den Arbeiten«, beschrieb Kösterke die Tätigkeit der Jury. Sie habe es sich nicht leicht gemacht, denn alle Arbeiten hätten etwas Spezielles und Besonderes.

Die 25 eingereichten Arbeiten des Architektenwettbewerbs sind bis Freitag im Großen Ratssaal ausgestellt. Sie sind dort von Montag bis Freitag von 12 bis 18 Uhr sowie am Samstag, Sonntag und Feiertag von 10 bis 14 Uhr zu betrachten. Bjr

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