Berchtesgaden – Kritik an diversen Bauprojekten rund um die Marktgemeinde Berchtesgaden äußerte die Ortsgruppe des Bund Naturschutz auf einem monatlichen Treffen.
Nach wie vor beschäftigt die Villa Schön große Teile der Bevölkerung. Der Aussage von Marktbürgermeister Franz Rasp, dass der Bescheid rechtswidrig gewesen sei, stimmten alle BN-Mitglieder zu. Dass es sich um Außenbereich handle, hätte die Vorsitzende Richterin Andrea Breit mit den beisitzenden Richtern deutlich herausgearbeitet. Die Klage sei hinsichtlich des Naturschutzes berechtigt gewesen. Nun bleibe die Urteilsbegründung abzuwarten. Aufgrund der hohen Spendenbeteiligung aus der Region betrachtete der Bund Naturschutz die erfolgreiche Klage als einen Sieg von Berchtesgadenern für Berchtesgaden.
Ein weiteres Thema war das neu eingeleitete Verfahren für das Wasserkraftwerk am Felsentor in der Ramsau. »Neben dem Betriebsgebäude mit Parkplatz soll jetzt auch ein stationärer Säulendrehkran mit Greiferkorb auf dem Steg der geplanten Wehranlage errichtet werden sowie eine Nothaltebucht rund 50 Meter unterhalb der Wehranlage«, zitierte Kreisvorsitzende Rita Poser aus dem Amtsblatt.
Mehr Landschaftsverschandelung am Eingang des Bergsteigerdorfes Ramsau gehe nicht. Gebaut werden müsse auch eine temporäre Baustraße im Uferbereich. Dabei stehe in der Koalitionsvereinbarung der Staatsregierung, dass keine neuen Kleinkraftwerke mehr gebaut werden sollen, auch im Hinblick auf die Wasserrahmenrichtlinie. Demnach dürfte sich der Zustand eines Gewässers nicht mehr verschlechtern. Der BN wird im Verfahren Stellung beziehen und hofft, dass das Landratsamt dem Projekt von vornherein eine Absage erteilt. Andernfalls würde die Ortsgruppe eine erneute Klage beim Verwaltungsgericht einreichen.
»Forschungsansatz erschließt sich nicht«
Die TU München möchte auf dem Roßfeld mitten im Wald neuartige Unterrichtskonzepte in der Natur entwickeln. Gleichzeitig sollen die Auswirkungen veränderter Umweltbedingungen auf Ökosysteme erforscht werden. Der BN beklagt, dass mit dem Bauwerk und der neuen Infrastruktur samt der Fahnenanlage bereits erheblich in das Ökosystem Wald eingegriffen worden sei.
Poser hofft, dass diese Form der Landschaftsverschandelung nicht Teil der neuen Unterrichtskonzepte wird. »So richtig erschließt sich der Forschungsansatz nicht«, findet BN-Kreisvorsitzende Rita Poser, »denn dass sich Hangabgrabungen, Waldrodung sowie der massenhafte Eintrag von Fremdstoffen negativ auf ein Ökosystem auswirken, muss nicht mehr erforscht werden. Vielmehr erinnert es an das Kunstmärchen von ›Des Kaisers neue Kleider‹«, so Poser weiter.
Völlig offen bleibt für den BN die Entwicklung am Ganghoferfeld. Allgemein hätte es nur wenig Verständnis dafür gegeben, diese jahrhundertealte landwirtschaftliche Kulturfläche großflächig zu bebauen. Die Nähe zum Kreisverkehr und eine stark befahrene Straße würden das umfangreiche Landschaftsbild zusätzlich durch Lärm belasten. »Unter raumplanerischen Gesichtspunkten ist ein Bebauungsplan auf grüner Wiese am Ganghoferfeld nicht genehmigungsfähig«, versicherte BN-Ortsvorsitzender Paul Grafwallner. fb