Auf Initiative von Geschichtslehrer Werner Wiedemann und dessen Kollegen Volker Pöhlmann aus Prien, die schon oft Berlinfahrten mit Schülern organisiert haben, bewarb sich eine Gruppe von 21 Schülern aus der heute 11. Jahrgangsstufe vor einem halben Jahr. Organisator der »Lichtgrenze« ist das Kulturbüro Berlin: In den zwei Tagen vor dem historischen Fall der Mauer markieren an der Mauerlinie in Berlin 8000 leuchtende Heliumballons auf etwa drei Meter hohen Stelen den Verlauf der Mauer: von der Bornholmer Straße über den Mauerpark bis zum Reichstag vorbei am Brandenburger Tor und Checkpoint Charlie bis zur East-Side-Gallery. Morgen sollen ab 19 Uhr alle 8000 Ballons gleichzeitig in den Himmel fliegen. Damit das klappt, wird jede der 8000 Stelen von einem Schüler betreut, die meisten aus Berlin und Umgebung, 42 aus dem Chiemgau.
Die Standorte der Schüler wurden per Los ermittelt: »Wir hatten Glück«, freut sich Werner Wiedemann vom Staatlichen Landschulheim, »wir stehen östlich vom Ostbahnhof an der East-Side-Gallery, dem einzigen noch vorhandenen Streifen der tatsächlichen Mauer«. Jeder Schüler musste eine kurze Grußbotschaft formulieren, die an »seinem« Ballon befestigt wurde. Eine Schülerin aus Marquartstein schrieb: »Ohne den Fall der Mauer hätte es mich und meine Familie gar nicht gegeben.«
Gleich nach dem Unterricht am Donnerstag ging es per Bus auf die etwa zehnstündige Fahrt nach Berlin, die auch von Lehrer Josef Liedtke vom Staatlichen Landschulheim begleitet wird. Neben dem eigentlichen Festakt am Sonntag gibt es ein bildungspolitisches Rahmenprogramm, zum Beispiel mit einem Zeitzeugengespräch in der früheren Stasibehörde, ein Mittagessen in der Besucherkantine des Bundestages und des Dokuzentrums zum Mauerfall, die Besichtigung des Reichstages und ein Gespräch mit der Bundestagsabgeordneten Bärbel Kofler. Finanziert wird die Fahrt zum größten Teil durch eine Spende des Bundes der Altmarquartsteiner und eine der Wahlkreisabgeordneten Bärbel Kofler.
»Es wird sicher ein nachhaltiges emotionales Erlebnis und damit lebendiger Geschichtsunterricht über diese geglückte Revolution in der damaligen DDR«, sagt Werner Wiedemann. Am Montag früh wird die Gruppe die Rückfahrt antreten. gi