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Malerische Klänge aus dem Vogelhorn

Siegsdorf. Entspannt lehnt sich Robert Vogel in seinen Stuhl zurück und blickt nach links. Dort liegt sein Werk, in das er viele Jahre Zeit und Energie reingesteckt und sich ganze Nächte um die Ohren geschlagen hat. »Cornu ligneum« heißt es oder einfach auch Vogelhorn. Es ist eine Art Alphorn. »Aber das Vogelhorn ist virtuoser und leichter zu spielen als ein herkömmliches Alphorn«, sagt der Erfinder. »Ich bin sehr stolz darauf.«


Sein Ziel: Ein Holz zum Klingen bringen

Zurzeit genießen er und seine Familie wie schon die Jahre zuvor die Ferien in Höpfling bei Siegsdorf in einem Ferienhaus der Pension Ober. Das Vogelhorn ist mit dabei und wann immer es geht, spielt Vogel sein Instrument – etwa am nahe gelegenen Traunufer. »Einige Leute sind gleich stehen geblieben und haben mir zugehört.«

Vogel hatte ursprünglich Schreiner gelernt, musste seinen Beruf aber aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Er orientierte sich um, studierte in Nürnberg Musik, ist jetzt Instrumentalpädagoge und unterrichtet am Amberger Max-Reger-Gymnasium. »Aber die Liebe zum Holz war nach wie vor da«, erzählt der 43-Jährige, der als junger Bursche Trompete in einer Blaskapelle spielte.

Und irgendwann, erinnert er sich, hatte er ein Ziel vor Augen. »Ich wollte ein Stück Holz zum Klingen bringen.« Diese Idee habe ihn nicht mehr los gelassen. Das Instrument dazu hatte er auch schnell gefunden: das Alphorn. »Es ist die Quintessenz aus beiden Berufen.« Zunächst baute er ganz normale Alphörner. »Aber das hat mich nicht sehr befriedigt. Ich wusste, ich muss etwas Neues wagen.« Die Ziele waren schnell abgesteckt: »Vom Klang her sollte es besser werden als ein Alphorn und es sollte sich auch leicht reproduzieren lassen können.«

Jahrelang steckte er Zeit und Geld in sein Projekt, seit 2008 entwickelt er die neue Form. Klang, Design, Holz und Machbarkeit waren für ihn die vier Eckpfeiler, die perfekt passen mussten. Die Entwicklungsphase sei total spannend gewesen, sagt er. Er brachte sich dafür auch selber das Drechseln bei. Gerade in der Anfangszeit habe er dabei viel Ausschuss gehabt, aber von Versuch zu Versuch wurde es besser. »Ich habe extrem viel experimentiert.« So viel, dass es seiner Ehefrau Steffi auch manchmal direkt zu viel wurde. Doch jetzt ist auch sie mächtig stolz auf ihren Mann und ihren Sohn Moritz (4), der ebenfalls bereits ein eigenes Vogelhorn hat und darauf auch spielen kann.

Aus vier Teilen besteht das Instrument nun – alles ist echte Handarbeit und aus Holz. »Es ist nur ein bisschen Leim, Kork und Öl dabei.« Mit dem Aussehen und der Form war er recht schnell einverstanden. Das Holz, das aus seinem eigenen Wald kommt, »ist schön strukturiert«. Man könne es zwar noch farbig bearbeiten, »aber dazu ist es eigentlich zu schön«, betont er.

Zufrieden war er jedoch in einem Punkt nie so ganz – der Klang wollte und wollte einfach nicht perfekt passen. »Die Hörner wurden immer größer«, sagt er. Und eckiger. »Denn der Schall liebt es eckig.« Zuletzt war es nur noch ein Ton, der nicht gelingen wollte. Doch aufgeben wollte Vogel nicht – und ihm gelang rechtzeitig vor der Geburt seines zweiten Sohnes Sebastian vor vier Wochen der Durchbruch. Vogels Glück war perfekt: »Jetzt habe ich es geschafft«, sagt er stolz – und gibt gleich eine kurze Kostprobe ab. »Es hat einen weicheren Klang als das klassische Alphorn«, sagt er.

Jedes Stück ein Unikat – und das soll so bleiben

Zudem hat das Vogelhorn noch einen Vorteil, es wiegt nur drei Kilogramm. Auch preislich sollte es unter dem Alphorn liegen. Vogel möchte sein Instrument künftig auch verkaufen. »Ich kann mir vorstellen, dass das ein zweites Standbein für mich wird.« Allerdings soll seine Entwicklung nicht als Serienproduktion enden. Er möchte alle Vogelhörner individuell anfertigen.

Und Vogel steckt noch voll weiterer Ideen. Er hat nun auch angefangen zu komponieren. »Ich wollte weg von den doch eher behäbigen Alphornmelodien.« Der Familienvater hat auch eine eigene Gruppe gegründet – zusammen mit zwei ehemaligen Schülerinnen bildet er nun das Alphorn-Trio »Vogelwild«. Auftritte sind vorerst natürlich nur im fränkischen Raum geplant. Die nächsten Tage will Vogel auf jeden Fall noch ein paar Mal rund um Siegsdorf spielen. »Und das Vogelhorn noch ein wenig ausführen«, sagt er. Wer Interesse hat, das Instrument einmal aus nächster Nähe zu betrachten, kann sich auch jederzeit mit Vogel unter der Telefonnummer 0175/3300199 in Verbindung setzen.

Acht bis zehn Vogelhörner kann er in der nächsten Zeit fertigstellen. Doch jetzt hat er erst einmal Urlaub und genießt die Zeit mit seiner Familie. Die Nächte in der Werkstatt sind vorerst einmal vorbei, nun halten ihn seine zwei kleinen Söhne auf Trab. SB

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