Ziel ist es, generationenübergreifend zu wirken und Projekte zu starten, bei denen Ältere den Jüngeren etwas beibringen können. Bei einer Umfrage an den Traunreuter Schulen gab Rektor Arno Rausch von der Sonnenschule an, seine Schule könnte Hilfe brauchen, den Kindern das Lesen beizubringen. An der Traunreuter Grundschule gibt es eine ganze Reihe Schüler mit Migrationshintergrund, die sich beim Lesen und Sprechen der deutschen Sprache schwer tun.
Im nun zu Ende gehenden Schuljahr waren die Lesepaten jeweils eine Stunde pro Woche in der Schule und übten mit einzelnen Schülern. Dabei wurde und wird nicht nur gelesen; es wird auch über den gelesenen Text gesprochen, Fragen zum Text werden beantwortet und die Schüler erzählen den Lesepaten auch mal, was sie außerhalb der Schule machen.
»Die Lesepaten sind alle hellauf begeistert und mit großer Freude bei der Sache«, erzählt der Sozial- und Seniorenreferent der Stadt, Georg Grafetstätter, der selber einer der Lesepaten ist. Die regelmäßigen Stunden, die Lesepaten und Schüler miteinander verbringen, seien ein Gewinn für beide Seiten. Unter den Lesepaten sind Senioren, die selber keine Enkel haben oder deren Enkelkinder weit weg wohnen. Hier haben sie die Möglichkeit, mit Kindern zusammen zu sein und ihnen etwas beizubringen.
Teilweise entstanden dabei sehr persönliche Beziehungen. Das kann auch Irmgard Neuhold, eine der Lesepatinnen, bestätigen. Jetzt zum Ende des Schuljahres erhielt sie von »ihren« Kindern, mit denen sie in den letzten Monaten regelmäßig geübt hat, schöne selber gemalte Bilder zum Dank. »Wenn mich eines der Kinder irgendwo in der Stadt sieht, ruft es schon von weitem meinen Namen und begrüßt mich freundlich«, freut sie sich und fügt hinzu: »Die Zeit mit diesen Kindern gibt mir sehr viel.«
Für die Kinder ist die Zeit mit den Paten neben dem normalen Unterricht ebenfalls eine Bereicherung, da sie allein mit dem Erwachsenen in aller Ruhe üben können. Es gibt keinen Druck, keine Noten, nur freundliche Verbesserung. Wenn sie ein Wort nicht richtig lesen können und korrigiert werden, hört es nicht die ganze Klasse, und sie können mit den älteren Damen und Herren auch mal über private Dinge reden oder einfach herzhaft lachen und Spaß haben.
Wie Rektor Arno Rausch betont, braucht es keine besonderen Voraussetzungen, um Lesepate zu werden, »außer vielleicht Geduld«. Für das neue Schuljahr ab September 2012 werden vor allem für die Schule in St. Georgen noch Lesepaten gesucht – egal welchen Alters. Für den Schulleiter ist das Projekt eine willkommene Entlastung der Lehrkräfte, die das intensive Üben mit einzelnen Schülern in den Klassen nicht in dem Maße übernehmen können wie die Lesepaten, die gleichzeitig die Lust am Lesen und das Interesse an Büchern bei den Schülern wecken können. mix