Vor wenigen Tagen war der Pfarrer mal wieder in München; seitdem kann er die Vorzüge des Landes noch mehr schätzen als bisher: »stickig, eng, chaotisch, Menschen, die herumhektiken« – so hat Pfarrer Ager München erlebt und war froh und glücklich, als er wieder im Waginger Zug saß. Von daher sei es nicht die Stadtluft, die – wie es im Sprichwort heißt – »frei« mache, sondern die Landluft.
Dabei sei das Land immer noch mit vielen Klischees behaftet. Die Menschen dort, so vermittelten es Heimatfilme und Provinzkrimis, seien lauter skurrile Typen, die den ganzen Tag mit Gummistiefeln und Kopftuch auf ihren »Museums-Bauernhöfen« unterwegs sind und »zweieinhalb Kühe halten. Hinterwäldlerisch, engstirnig und verschroben« komme die Landbevölkerung in vielen solchen Machwerken rüber.
Dabei, so der Pfarrer, sei das Landleben in Wirklichkeit bunt und vielseitig, tatsächlich lebe man hier »eigentlich im Paradies«. Dazu zählte Ager einige der großen Vorteile auf: Man habe genügend Platz, was gerade auch für die Kinder schön sei, die Ruhe tue so gut, alle Freizeitmöglichkeiten befänden sich vor der Tür, es gebe die schönen, kleinen Schulen, »in denen der Kultusminister nie vorbeikommt« und – »das ist das Allerschönste« – es herrsche großer Gemeinschaftsgeist. Man könne sich wohlfühlen in der Gewissheit: »Ich bin nicht allein auf der Welt.«
Dies zeigten etwa die »bärigen Bauernhochzeiten mit bis zu 400 Gästen« und »manchmal noch mehr auf Beerdigungen«. Beim Engagement für die Flüchtlinge habe sich einmal mehr das große soziale Engagement bewiesen, das auf dem Land »unschlagbar« sei. Und nicht zuletzt: »Auch der Glaube ist hier intensiver als in der Stadt.« Abschließend meinte er: »Es steckt viel Power drin auf dem Land.« Das gelte es wiederzuentdecken und positiv zu gestalten. »Und das ist eure Verantwortung, liebe Landfrauen«, schloss er.
Die Landfrauen waren in die Gestaltung des Gottesdienstes mit eingebunden. Kreisbäuerin Resi Schmidhuber trug die Lesung vor, weitere Frauen hatten die Fürbitten formuliert. Darin enthalten waren Bitten, dass es auf dem Land auch weiterhin Lebensperspektiven geben möge, dass die Politiker für eine gerechte Verteilung der Güter sorgen sollten, dass sich die Verantwortlichen für die Bewahrung der Schöpfung und die Bewältigung des Klimawandels einsetzen. Gebetet wurde auch für alle Benachteiligten und Unterdrückten sowie für die verstorbenen Angehörigen.
Musikalisch umrahmt wurde die Messfeier von der Lenzensberger Saitnmusi und vom Landfrauenchor, der an der Harfe von Karin Schroll begleitet wurde. Gesungen wurde die »Alpenländische Messe« von Lorenz Maierhofer. Am Schluss überreichte die Kreisbäuerin dem Pfarrer einen Geschenkkorb und sprach ein großes Lob aus: »Diese Predigt werden wir mit Sicherheit nicht vergessen.« Der Gottesdienst samt der Musik sei eine schöne Einstimmung auf den Advent gewesen und habe dazu beigetragen, aus dem Alltag heraus und etwas »runterzukommen«.
Zuvor hatte Pfarrer Ager noch angemahnt, dass man in den Wochen vor Weihnachten nicht nur »den Weingeist der Adventsmärkte« brauche, sondern auch den heiligen Geist, die »Inspiration, die Weisheit und den Segen Gottes«. he