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Gisela Sengl (vorne von links), Wolfgang Ehrenlechner und Eva Lettenbauer sprachen am Freitagabend im Siegsdorfer Festsaal auf der Kreisversammlung des Traunsteiner Kreisverbands der Grünen. Musikalisch begleitet wurde der Abend von Christine Rothacker und Thomas Loos. (Foto: Kohler)

Kreisversammlung & Wahlkampfauftakt der Grünen – »Unser Anspruch: die Erneuerung dieses Landes«

Siegsdorf – »Endlich wieder live und in Farbe« traf sich der Kreisverband Traunstein der Grünen am Freitagabend im Siegsdorfer Festsaal. Neben Eva Lettenbauer, Landesvorsitzende der Grünen in Bayern, sprachen auch Gisela Sengl, Landtagsabgeordnete, und Wolfgang Ehrenlechner, Bundestagskandidat für Traunstein und das Berchtesgadener Land. Die behandelten Themen reichten von der Zukunftsperspektive für Kinder über bezahlbaren Wohnraum bis hin zu den Versuchen anderer Parteien, das derzeit allgegenwärtige Thema Klimaschutz für sich zu nutzen.


Stefan Colling, Sprecher des Traunsteiner Kreisverbands, betonte in seiner Begrüßungsrede zunächst das sehenswerte Wachstum, das der Kreisverband der Grünen im Landkreis zu verzeichnen habe: »Der Verband zählt mittlerweile 357 Mitglieder. Mit Obing und Grassau haben wir außerdem zwei neue Ortsgruppen dazubekommen.« Colling freute sich über das breite Spektrum von der »ganz großen bis hin zur Kommunalpolitik«, das mit Lettenbauer, Sengl und Ehrenlechner an diesem Abend vertreten war.

»Zukunftsperspektive für Kinder und Jugendliche«

Als nächstes ergriff Bundestagskandidat Wolfgang Ehrenlechner das Wort. Durch seine Wurzeln in der Kinder- und Jugendarbeit sei ihm die Perspektive nachfolgender Generationen besonders wichtig; diese werde jedoch in der Politik häufig zu wenig mitgedacht: »Deshalb kandidiere ich für den Deutschen Bundestag. Ich möchte mich dafür einsetzen, dass Kinder und Jugendliche eine Zukunftsperspektive und optimale Startchancen für ihr Leben haben.« Die Kindergrundsicherung, für die sich die Grünen starkmachen, habe für ihn deshalb einen hohen Stellenwert, so Ehrenlechner.

Außerdem sprach er sich für eine »ernsthafte« Klimapolitik aus: »Wir erleben derzeit bereits die Vorboten dessen, was uns erwarten wird, wenn wir es nicht endlich schaffen, das Ruder herumzureißen. Klimapolitik wollen zurzeit alle machen: Alle großen Parteien haben ein 1,5-Grad-Ziel im Wahlprogramm, aber keinen Plan dazu.« Bestes Beispiel sei Markus Söder (CSU), der »zuletzt noch den Kohleausstieg für 2038 verhandelt hat und nach der Unwetterkatastrophe in Deutschland plötzlich meint, der Ausstieg müsse 2030 passieren. Das klingt für mich nach Politik nach Wetterlage und ist außerdem etwas, was wir als Grüne schon lange fordern.«

Ehrenlechner betonte, wie wichtig es sei, Wirtschaft, Industrie und Verkehr in ein klimaneutrales Zeitalter zu führen. Zudem wolle er sich für bezahlbaren und sozialen Wohnraum sowie einen regelmäßig steigenden Mindestlohn einsetzen. Abschließend versprach Ehrenlechner: »Wir haben einen Plan und wir haben eine Kanzlerkandidatin, die mit uns gemeinsam diesen Plan in die Tat umsetzen wird.«

Gutes Miteinander ist »Kitt der Gesellschaft«

Die Landesvorsitzende Eva Lettenbauer, die mit dem Zug angereist war, dankte den Anwesenden zunächst für ihr tägliches Engagement: »Jetzt ist genau die richtige Zeit, um anzupacken und auf die Leute zuzugehen. Ein gutes Miteinander ist nicht ‚nice to have‘ sondern der Kitt unserer Gesellschaft.« Die Grünen würden sich dafür einsetzen, dieses Miteinander gerechter zu machen. »In der Pflege mangelt es am allermeisten, doch zum Glück gibt es immer mehr Menschen, die daran etwas ändern wollen. Ich glaube, wir sind uns alle einig, dass Klatschen während der Pandemie nicht ausreicht.« Lettenbauer wolle sich für eine flächendeckend gute Bezahlung in der Pflege und mehr Personal einsetzen. »Dann steht der Mensch wirklich im Mittelpunkt: Die Pflegenden, aber auch die Person, die Pflege braucht.«

Als Nächstes sprach Lettenbauer die bayerische Wirtschaft an: »Langfristig kann sie sich nur behaupten, wenn ‚Made in Bavaria‘ für Nachhaltigkeit und Fortschritt steht. Der internationale Markt entwickelt sich hin zu klimaneutralen und umweltfreundlichen Produkten. Bayern soll dabei Vorreiter für nachhaltige Wirtschaft werden. Und das Auto der Zukunft soll in Bayern gebaut werden.« Dafür brauche es eine entschlossene Politik, die Unternehmen dabei unterstützt, Arbeitsplätze zukunftsfähig zu machen und sie damit zu erhalten.

Ein weiteres wichtiges Gebiet sei außerdem eine menschenfreundliche und attraktive Mobilität. Es brauche Bus und Bahn, die so regelmäßig fahren, dass man sie auch wirklich gerne nutzt. Zum Thema Klimaschutz sagte die Landesvorsitzende: »Wir sind die einzige Partei, die diese Menschheitsaufgabe hinbekommen kann. So gut wie jede Partei nimmt das Wort Klimaschutz in den Mund. Doch eigentlich stemmen sie sich dagegen. Wir Grüne haben die Ideen, das ganz klare Konzept und eine Politik, die wir mit den Menschen gemeinsam umsetzen wollen. Wir bündeln Kräfte und beschließen nicht einfach nur von oben herab: So mach‘ ma’s. Unser Grüner Anspruch: nicht weniger als die Erneuerung dieses Landes.«

Immer weniger Respekt vor Politikern

Zum Abschluss ergriff Gisela Sengl, Abgeordnete im Bayerischen Landtag, das Mikrofon. Sie erzählte zunächst von einer Begegnung mit einem Busfahrer, der ihr als Politikerin sehr ablehnend begegnet sei. »Es tut einer Gesellschaft und einer Demokratie nicht gut, wenn Politik so einen schlechten Ruf hat. Sonst möchte niemand mehr diesen Beruf ergreifen, bei dem es Leute braucht, denen das Gemeinwohl wichtiger ist als die persönliche Karriere.« Mit solchen Menschen sei es auch möglich, in der Politik ganz andere Fragen zu stellen: »Muss unsere Wirtschaft immer wachsen? Ist ein Autoparkplatz wichtiger als ein Schmetterling? Ist Geld die einzige Währung, die wir kennen? Gewinnen wir durch den Verzicht auf Konsum an Lebensqualität?«

Den Anwesenden im Saal wünschte sie viel Kraft und Freude: »Die Zeit der Konzepte ist vorbei, wir wissen, was wir zu tun haben und sollten es endlich tun. Das ist die entscheidendste Wahl, die wir in Deutschland jemals hatten.«

JuC

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