Schon lange bevor die Kramperl eintrafen, lag eine geradezu mit Händen zu greifende Spannung in der Luft. Die aufgeregte Stimmung nahm je mehr zu, je länger die Kramperl auf sich warten ließen – letztlich genehmigten sie sich fast eine halbe Stunde Verspätung.
Dann aber kamen sie angerannt, mit viel Krach und eingehüllt von Rauch. Rutenschwingend rannten sie, wie es seit einem halben Jahrhundert Tradition in Waging ist, durch den Ort: in schwarzer Vermummung, mit der langen, heraushängenden roten Zunge und den roten Hörnern, gekleidet in schwarze oder weiße Pelze, oder auch mit Masken. Schreiend stürmten sie durch die Straßen und erschreckten diejenigen, die sich erschrecken ließen. Jeder Kramperl suchte sich seine Opfer und ließ diese – wenn auch meist nur ganz zurückhaltend – die Rute spüren. Allerdings gab es einige, die die Kramperl scheint’s auf dem Kieker hatten, da wurde dann ganz ordentlich hingelangt. Im Großen und Ganzen aber benahmen sich die Kramperl – bei all dem schrecklichen Äußeren – ganz gesittet, vor allem ganz kleinen Kindern gegenüber zeigten sie sich meist von ihrer allersanftesten Seite. Und dass manche jungen Damen vorübergehend in »Gewahrsam« genommen wurden, das gehört sowieso dazu.
Vor und nach dem Spektakel wärmten sich die Besucher am Glühweinstand auf und ließen sich die warmen Getränke und Bosna gut schmecken.
Umgeben von brennenden Fackeln und der malerischen Weihnachtsbeleuchtung in der Ortsmitte – vom Christbaum bis zu den Sternen an den Häuserfronten – ließ es sich da gut aushalten. he