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In der neuen Heilpädagogischen Gruppe mit konduktiver Förderung arbeitet die ungarische Konduktorin Gabriela Páll-Jobbágyi (links) zusammen mit einem Erzieherteam mit den betreuten Kindern. (Foto: Mix)

Konduktive Förderung für Kinder ist neu in Traunreut

Traunreut. Mit dem Schuljahr 2014/15 startete in Traunreut eine neue Außengruppe der Heilpädagogischen Tagesstätte der Diakonie in den Räumen der Lebenshilfe an der Salzburger Straße. Sie legt den ihren Schwerpunkt auf konduktive Förderung nach Petö. Die Konduktive Förderung wurde als ganzheitliches Fördersystem für Kinder und Erwachsene mit Cerebralparese (Hirnschädigung) von dem ungarischen Neurologen Professor András Petö entwickelt.


Mit der Einrichtung der Gruppe ging ein lang gehegter Wunsch von Eltern in Erfüllung, die ihre Kinder für diese spezielle Therapie bisher in die Landkreise Altötting oder Rosenheim fahren mussten.

Erste Gespräche und Anfragen betroffener Eltern aus dem Landkreis Traunstein, die ihre Kinder mit geistiger oder Mehrfachbehinderung konduktiv fördern lassen, fanden bereits vor zwei Jahren auf Initiative der Lebenshilfe mit der Diakonie und den Eltern statt. Die Diakonie betreibt in Traunreut im Wilhelm-Löhe-Zentrum bereits eine Förderschule und eine Heilpädagogische Tagesstätte, so dass sie als geeigneter Betreiber die Initiative in die Hand nahm.

Als überaus schwierig erwies sich allerdings die Suche nach geeigneten Räumen, die den Anforderungen des Bezirks als Kostenträger als auch der Heimaufsicht bei der Regierung von Oberbayern entsprachen. Nach Umorganisation und Sanierung der Räume im Haus Pertenstein stellt die Lebenshilfe diese als Vermieter zur Verfügung. In einem großen Gruppenraum, einem Therapie- und Aufenthaltsraum mit Küche sowie den sanitären Räumen stehen nun acht Plätze für Kinder bereit, die hier konduktiv gefördert werden können. Fünf dieser Plätze sind bereits belegt.

Konduktorin ist die Ungarin Gabriela Páll-Jobbágyi. Außerdem gehören zum Team Erzieher beziehungsweise Heilerziehungspfleger sowie eine Kinderpflegerin. Die Stellvertretende Leiterin der Tagesstätte, Christiane Drescher, hat das Konzept für die Heilpädagogische Gruppe mit konduktiver Förderung geschrieben. Die Heilpädagogische Tagesstätte stellt das Personal.

Die meisten geförderten Kinder besuchen die Wilhelm-Löhe-Förderschule. Sie ist sehr nah, so dass weite Anfahrtswege für die Buben und Mädchen nun wegfallen. Die Zweite Vorsitzende des Diakonischen Werkes Traunstein, Margarete Winnichner, zeigte sich beim Start der neuen Gruppe erleichtert, dass die langwierige »Herbergssuche« zu einem Erfolg führte und die konduktive Förderung für Kinder nun endlich auch im Landkreis Traunstein angeboten werden kann. Mit unterstützt worden seien die Bemühungen zur Einrichtung dieser Gruppe von dem im vergangenen Jahr gegründeten Förderverein Konduktive Förderung unter dem Vorsitz von Kerstin Mairhofer.

Für die Lebenshilfe Traunstein sei es ebenfalls ein großes Anliegen gewesen, diese Art der Förderung zu unterstützen, wie Geschäftsführerin Annemarie Funke und Vorsitzender Wolfgang Maier sagten. In Werkstätte und Förderstätte der Lebenshilfe werden bereits Erwachsene mit Behinderung konduktiv gefördert. »Und diese Kinder hier werden ja später, wenn sie erwachsen sind, einmal zu uns zur Lebenshilfe kommen. Dann kann die Förderung nahtlos weitergehen«, so Maier.

Nach Unterrichtsschluss in der Schule werden die Buben und Mädchen nun den kurzen Weg ins Haus Pertenstein gefahren, wo sie gemeinsam ihr Mittagessen einnehmen und den Nachmittag bis 16.30 Uhr verbringen. Ziel der konduktiven Förderung ist es, ein Höchstmaß an Selbstständigkeit zu erreichen.

Der Vater eines der Mädchen, die seit Dienstag die neue Heilpädagogische Gruppe besuchen, ist heilfroh, dass es nun die Möglichkeit gibt, sein Kind in Traunreut zu betreuen und zu fördern. Die letzten Jahre musste sie immer weit gefahren werden. Vom Erfolg der konduktiven Förderung ist der Vater voll überzeugt und erzählt, dass seine Tochter im Alter von sechs Jahren nach intensiver Förderung gelernt hat, ohne fremde Hilfe zu gehen. - mix

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