Endlose Züge konnte das PS-starke Stück ziehen. Seinen Namen verdankt es wohl neben seiner Farbe auch den Bewegungen der dreigeteilten Lok, die an den Gang eines Krokodils erinnert, weniger charmant klinkt der Name »Eisenschwein«, der auch die Runde machte. Die Krokodile wurden sowohl in Deutschland, in Österreich wie auch in der Schweiz eingesetzt. Am Donnerstag kamen gleich zwei echte Originale der Elektrolok, die aus zwei längeren Vorbauten mit den Antriebsachsen und Motoren und einem gelenkig verbundenen Mittelteil besteht, durch Traunstein mit einem längeren Aufenthalt am Bahnhof. Es handelte sich dabei um ein sogenanntes deutsches Krokodil, die E94 052 mit dem stattlichen Baujahr 1941. Das »Zugpferd«, das vordere Krokodil, gehört Barbara-Birgit Pirch aus dem nordrhein-westfälischen Willich, die die Lok vom gut 500 Kilometer entfernten Weimar sicher und mit vielen kleinen Zwischenstopps und mehrfachen kleinen und kurzen Wartezeiten nach Freilassing brachte. Dort hatte es vor drei Jahren anlässlich des 70-jährigen Bestehens der Krokodile ein Treffen der Loks gegeben. In der Lokwelt wird das hintere Krokodil nach erfolgter Restaurierung den endgültigen Museumsplatz finden und soll dort im kommenden Jahr zu sehen sein.
Obwohl der zugbegeisterten Lokführerin Pirch die Anspannung über die ungewöhnliche Fahrt anzumerken war, »präsentierte« sie doch sichtlich stolz die beiden Lokomotiven den wartenden Zugreisenden, von denen viele schnell die Kamera zückten und den besonderen Moment mit ihrem Fotoapparat oder ihrer Handykamera festhielten
Interessanterweise war die Zuglok – ein baugleiches Krokodil – in früheren Zeiten in Freilassing stationiert, wogegen die nun in die Lokwelt »ausgelieferte« Lokomotive auf den Gleisen in den neuen Bundesländern ihren Dienst tat, wie der mitfahrende Eisenbahnexperte Hans-Detlev Lichtenhof aus Ingolstadt erläuterte. Später seien die beiden Loks nach dem Mauerfall in einer gemeinsamen Fabrikhalle verblieben, das künftige Freilassinger Stück blieb dann dauerhaft in den neuen Bundesländern. »Die E94 mit der wir jetzt fahren ist die Letzte, die in Freilassing stationiert war«, betonte Lichtenhof stolz den Bezug zur Region.
Möglich gemacht hatte den Kauf des historischen Stücks der Verein »Freunde des Historischen Lockschuppens 1905 Freilassing«, der die Lok in der Nähe von Leipzig erworben hatte und diese vor der Verschrottung bewahrt hat. awi