»Das Thema Fernwärme mit nachwachsenden Rohstoffen ist in unserer Öffentlichkeit im allgemeinen positiv besetzt, zumal im Ortskern mehrere Gebäude heizungstechnisch saniert werden müssten«, sagte Bürgermeister Ludwig Entfellner. »Wenn es aber ins Detail und um die praktische Umsetzung geht, ist diese Form der Wärmeversorgung für die Endverbraucher scheinbar weit weniger attraktiv.«
Nur zehn verbindliche Zusagen
So informierte der Bürgermeister das Gremium in seinem Sachstandsbericht immerhin über 41 Absagen von den 66 in Frage kommenden Gebäuden. Lediglich zehn Endverbraucher hatten eine verbindliche und neun eine mündliche Zusage gegeben, sechs waren unentschlossen. Als mögliche Gründe für die überraschend hohe Zahl der Absagen vermutete Entfellner die inzwischen vielfach installierten, neuen Heizungen, die relativ lange Bindung von 15 Jahren und die offene Preisentwicklung bei der Fernwärme.
Er erinnerte auch noch einmal an die nicht unerheblichen Gesamtkosten von 1,7 Millionen Euro, die die Firma »aqotec« für die Fernwärme in Unterwössen kalkuliert hatte. Abzüglich der Förderkosten von 225 000 Euro und des Baukostenzuschusses der Anschließer von 173 000 Euro müsste die Gemeinde im Falle ihrer Trägerschaft langfristig noch 1,3 Millionen Euro und kurzfristig 200 000 Euro aufbringen.
Als größter Knackpunkt für die Gemeinde erwies sich die Frage der Wirtschaftlichkeit. Dazu hatte »aqotec« für das rund zwei Kilometer lange Wärmenetz einen Mindestwärmebedarf von 2373 Megawattstunden (MWh) im Jahr festgelegt.
Viele sprachen sich gegen Fernwärme aus
Nach den aktuellen Zusagen sei man laut Entfellner jedoch nur auf 1799 MWh gekommen, wobei die Gemeinde inklusive Hallenbad und die Gärtnerei Glanz mit 500 und 650 MWh die größten Abnehmer darstellen würden. Selbst wenn sich das Altenheim und die Kirche mit ihren Bedürfnissen von 400 und 90 MWh noch anschließen würden, sei noch keine Rentabilität gegeben. Abgesehen davon, gab der Bürgermeister die noch offenen Fragen der Erweiterungsfähigkeit, Trägerschaft, Nachhaltigkeit und Trassenführung zu bedenken.
Viele Gemeinderäte sprachen sich in der anschließenden Diskussion gegen eine Fernwärme für Unterwössen aus. »Wir haben einfach nicht einen ausreichenden Wärmebedarf«, meinte Andreas Voit (Oberwössner Wählergruppe). Und Sandra Sonntag (FDP) lehnte es ab, deshalb Schulden zu machen.
Schließlich plädierte der Rathauschef dafür, vor einer endgültigen Entscheidung noch die beim Fachmann Josef Krautloher in Auftrag gegebene, nochmalige Prüfung der Wirtschaftlichkeit abzuwarten. Dem schlossen sich alle Gemeinderäte an. bvd