Der Fokus lag klar auf Jugendthemen, darum durften die Fragensteller bei der Diskussionsveranstaltung auch nicht älter als 26 Jahre sein. Vieles wollte die Jugend von den Kandidaten wissen, doch es zeigte sich auch, dass die Themen, bei denen »der Schuh drückt«, oft auf gemeindlicher oder städtischer Ebene liegen, der Landkreis und der mögliche neue Landrat hier wenig Einflussmöglichkeiten haben.
Die Probleme wurden trotzdem beim Namen genannt und die Kandidaten bemühten sich redlich – auch durch das Angebot ihres teilweise persönlichen Mitwirkens – Lösungen zu schaffen. Und durch die zwangsläufigen Streifzüge in die Landes- und Bundespolitik beziehungsweise der Darstellung der jeweiligen Parteipositionen war für so manchen der gut 100 Zuhörer am Ende ein Stück klarer, wer ihr »Wunschkandidat« bei der anstehenden Wahl zum Landrat ist.
Dass die Veranstaltung auch auf das Interesse der älteren Generation stieß, wurde beim Blick ins Publikum deutlich, wo einige Vereins- und Organisationsvertreter, Gemeinde- und Stadträte sowie Bürgermeister saßen.
Moderator Christian Hanreich machte vorab deutlich, dass man – ausgestattet mit Zeitwecker und Warnkelle – ausufernden Redebeiträgen der Kandidaten einen Riegel vorschieben werde. Die Kelle kam dann aber nicht zum Einsatz. Die Bewerber gingen respektvoll miteinander um, auch wenn die eine oder andere Spitze zur Abgrenzung der eigenen Position manchmal offensichtlich nötig war.
Kandidaten legten ihre Positionen dar
So ganz genau nahmen die Kandidaten die vorgegebene »Marschroute« dann doch nicht, und so nutzten sie die Vorstellungrunde gleich zur Darstellung der eigenen Positionen. Sepp Hohlweger (Bündnis 90/Die Grünen) machte deutlich, warum er nach 2008 erneut für den Posten des Landrats kandidiert. Er tue dies aus Überzeugung, »weil sich im Landkreis einiges ändern muss«. ÖPNV, Erneuerbare Energien und die Gentechnik waren seinen formulierten Schwerpunkte.
Sepp Konhäuser (SPD) vertrat in seinem Statement die »zuverlässige Politik des Landkreises«, die er weiterführen wolle. Die parteiübergreifende Arbeit des amtierenden Landrats Hermann Steinmaßl gelte es fortzusetzen. Exemplarisch nannte er die Investitionen im Rahmen des Programms »Bildung und Infrastruktur«. Siegfried Walch (CSU) betonte, dass für ihn im Bezug auf junge Leute Priorität habe, diese in der Region zu halten, wozu die entsprechenden Jobs nötig seien. Bei den Schulen müsse die Ausstattung stimmen: »Da gehört auch die AKG-Turnhalle dazu.« Die Haushaltskonsolidierung habe bei ihm hohe Priorität.
FW/UW-Kandidat Andreas Danzer betonte seine Heimatverbundenheit und Verwurzelung im Landkreis. Auch für ihn sei es wichtig – vor dem Hintergrund einer hohen Zinslast des Landkreises – den Spagat zwischen Konsolidierung und nötigen Investitionen zu schaffen. Er sehe Chancen für eine positive Entwicklung des Landkreises: »Wir haben alles, was wir brauchen, um uns weiter zu entwickeln.«
Heinz Wallner (Bayernpartei) betonte, er wolle seine Lebenserfahrung gerne in die Kreispolitik einbringen. Politisch sei ihm wichtig, dass die bairische Mundart wieder Einzug in die örtlichen Schulen halte. Helmut Kauer (ÖDP) sagte, er wolle »die Macht des Landrats haben, um den Bürgern die Macht zurückzugeben.« Und an die Jugendlichen gerichtet sagte er: »Ich will weniger Investitionen in Beton und mehr in euch.«
Der Nachwuchs wollte Fakten hören
Dass die Jugendlichen und jungen Erwachsenen Fakten hören wollten, war schon nach den ersten Fragen deutlich, die sich zum Beispiel auf aktuell brisante Themen wie den Ausbau der Windkraft in der Region bezogen. Hohlweger ergriff das Wort, diese hätte »keine nachteilige Auswirkung auf den Tourismus«. Walch warb dagegen für die »riesen Chance in der Nutzung der heimischen Wasserenergie«.
In weiteren Fragen wurden Themen wie eine fehlende Motocross-Strecke und Probleme, mit denen sich gerade Jugendliche aus Traunreut auseinandersetzen müssten, besprochen. So beklagten Einzelne einen fehlenden Raum für die Jugend in Traunreut, den man von Seiten der Stadt nicht erhalte, obwohl man »seinen Teil der Abmachung« erfüllt habe.
Außerdem kritisierten Jugendliche, dass ein Zutritt zu vereinseigenen Sportanlagen ohne Teilnahme am Trainingsbetrieb nicht möglich sei und auch das Schulgelände mit einigen Sportanlagen wie zum Beispiel einem Basketballkorb nicht genutzt werden dürfe. Der Zuversicht des ÖDP-Kandidaten Knauer (»Da kann der Landkreis etwas tun«) konterte die Fragenstellerin: »Wir sind rausgeschmissen worden.«
Ein Vorschlag Walchs stieß auf breite Zustimmung: Er wolle im Falle seiner Wahl das Landratsamt zum Nutzen der Bürger als modernen Dienstleister umbauen. Ebenso sehe er eine wöchentliche Bürgersprechstunde vor. Hohlweger betonte, er wolle im Falle seines Wahlsiegs ein Regionalmanagement einführen, in dem regionale Projekte gefördert werden sollen, die die Vielfalt und Identität in der Region sichern sollen.
Nach dem aus Zeitgründen etwas abrupten Ende der knapp zweistündigen Kandidatenvorstellung inklusive zweier Diskussionsrunden nutzte eine Reihe von Anwesenden die Möglichkeit, ihr persönliches Anliegen dem einen oder anderen Kandidaten nahe zu bringen – ganz in der Hoffnung, dass ihre Sorgen und Nöte gerade in der heißen Phase des Wahlkampfs Gehör finden. awi