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Prof. Dirk Zaak dankte den sieben Frauen im Leitungsteam der »Selbsthilfe Brustkrebs Chiemgau« mit jeweils einer roten Rose für ihr Engagement in den vergangenen zehn Jahren (von links): Anja Schulte, Susanne Rausch, Heidrun Leisenheimer, Käthi Leitenbacher, Maria Klauser, Prof. Dr. Zaak, Michaela Dreier und Sabine Schulz-Sembten. (Foto: P. Mix)

Jubiläum und Auflösung zugleich

Traunstein – Die »Selbsthilfe Brustkrebs Chiemgau« besteht seit zehn Jahren. Im Rahmen der Jubiläumsfeier am Freitagabend im Casino des Landratsamts gab Vorsitzende Michaela Dreier jedoch die Auflösung bekannt – und zugleich den Schulterschluss mit dem 2017 neu gegründeten Verein »Gemeinsam gegen den Krebs«, der Erkrankungen aller Tumorarten umfasst.


In ihrem Rückblick auf die vergangenen Jahre erinnerte Michaela Dreier noch einmal an viele Veranstaltungen und Hilfsangebote für Frauen mit Brustkrebsdiagnose. »Im Oktober 2007 fanden sich zwölf Frauen aus Traunstein und Umgebung zusammen und gründeten die Selbsthilfeinitiative Brustkrebs Chiemgau. Alle zwölf waren damals akut von der Diagnose Brustkrebs betroffen und mitten in den Therapien«, erzählte die Vorsitzende. Ihr Anliegen war es damals, im Rahmen von monatlichen Gesprächskreisen sowohl die Möglichkeit zum Austausch von Wissen untereinander anzubieten als auch von kompetenten Referenten wichtige Tipps zu erhalten. Die Informationen, die man zu der Zeit als Patientin gemeinhin erhielt, seien mangelhaft gewesen, die Recherche im weltweiten Netz stand noch am Anfang. Die Nachfrage war groß, was angesichts von rund 150 Neuerkrankungen jährlich im Landkreis Traunstein nicht verwundert.

Aus der Selbsthilfeinitiative wurde schon bald ein eingetragener Verein, der von einem Team von sieben Frauen geleitet wurde. Michaela Dreier gab einige Zahlen bekannt: »Von 2007 bis heute hatten wir über 110 Gesprächskreise, von 2012 bis jetzt wurden jährlich fünf bis acht Frauen intensiv von mir betreut.« Die Damen der Vereinsleitung blieben stets am Ball, besuchten Fortbildungen und Kongresse, um immer die neuesten Therapieverfahren und Behandlungsmöglichkeiten zu kennen. In den letzten zehn Jahren waren namhafte Ärzte als Referenten geladen und es gab auch Vorträge mit Themenschwerpunkt Hilfe zur Selbsthilfe.

Dass auch die wiedergewonnene Lebensfreude für die Betroffenen eine große Rolle spielt, wurde bei Veranstaltungen zu Lach-Yoga, Jin Shin Jyutsu, Aromatherapie, Lesungen, Kochkursen und weiteren deutlich.

Manchmal war es auch traurige Aufgabe des Vereins, am Grab von Frauen zu stehen, die über einen längeren Zeitraum begleitet wurden. Sie alle seien unvergessen, betonte Michaela Dreier.

Mittlerweile sei ein Wandel eingetreten, so die Vorsitzende: »Statt in den Gesprächskreisen suchen die Frauen nun in Einzelgesprächen zu individuellen Fragen Unterstützung und Antwort. Das ist ein Aufgabengebiet, das ehrenamtlich in diesem Umfang nicht mehr zu stemmen ist.« Das Leitungsteam beschloss daher die Auflösung des Vereins. Dieser Entschluss sei insofern leicht gefallen, da es seit 2017 den neuen Verein »Gemeinsam gegen den Krebs« gibt, bei dem Michaela Dreier Gründungsmitglied ist. Sie betont: »Damit die Frauen als Betroffene weiterhin Unterstützung bekommen, habe ich mich zu einem Schulterschluss mit diesem Verein entschlossen.«

Prof. Dirk Zaak, der Vorsitzende des neuen Vereins, hob die großartige Leistung der Selbsthilfe Brustkrebs in den vergangenen zehn Jahren hervor. Es sei viel Nächstenliebe und Empathie geflossen und er habe größten Respekt vor der Leistung der Frauen. Sein Verein schließe alle Erkrankungen der unterschiedlichsten Tumorarten ein und wolle eine Lücke schließen, die trotz modernster Behandlungsmethoden im Bereich psychosoziale Versorgung besteht. »Für weitergehende Beratungen und Beantwortung von Fragen, die jeden Tag neu auftreten, ist in der Klinik und in den Praxen oft keine Zeit«, so Prof. Zaak.

Zum zehnjährigen Bestehen der »Selbsthilfe Brustkrebs Chiemgau« sprach die Diätologin Daniela Pfeifer aus Innsbruck über »Ernährung zu mehr Gesundheit und Lebensfreude«. Sie stellte kohlehydratarme Ernährung vor, low carb, die gerade für Krebspatienten von Vorteil sei. »Man kann den Krebs nicht aushungern und es gibt nicht die eine ultimative Diät dafür«, betonte sie. Kohlehydratlimitierte Ernährung sei jedoch als Unterstützung der schulmedizinischen Therapie sehr gut geeignet. »Krebszellen lieben Zucker«, stellte die Diätologin fest. Kohlehydratarme Nahrung halte den Blutzuckerspiegel niedrig und sorge für eine Reduktion der freien Radikalen. Eine komplette Ernährungsumstellung solle zwar bei Erkrankten so früh wie möglich begonnen, dürfe allerdings nicht erzwungen werden und sollte Schritt für Schritt passieren. »Essen muss immer noch genussvoll sein«, lautet ihre Devise. Daniela Pfeifer rät zu hochwertigen Lebensmitteln ohne Zusatzstoffe, möglichst in Bio-Qualität. mix

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