Die Ausnahmeregelung ist Kennzeichen bezogen. »Besucher müssen außen rum«, sagte Beilhack dem Traunsteiner Tagblatt. Außen rum bedeutet, dass Autofahrer ohne Ausweis wie bisher über die Kreisstraße (Ortsdurchfahrt) fahren müssen. Die »Maut-Straße«, wie die Siemensstraße mittlerweile genannt wird, hatte in den letzten Wochen für Diskussionsstoff gesorgt.
Vor rund zwei Jahren wurde an der Straße auf Höhe des Wohngebiets »Frauenbrunn« das Schild »Anlieger frei« aufgestellt, obwohl es in dieser Zone gar keine Häuserzufahrten gibt. Missverständnisse waren die Folge. Strittig war die Situation vor allem bei den Anwohnern in der südlichen Wohnsiedlung, die an die Siemensstraße anbinden und sich offenbar als »Anlieger« angesprochen fühlten. Darüber hinaus wurde das Verbotsschild auch von Berufspendlern ignoriert und die Strecke als willkommene Abkürzung nach Traunreut und zurück genutzt.
Wie es dazu kam
Ein Anwohner an der Siemensstraße, den das verbotswidrige Verhalten dazu veranlasst hatte, hatte bei der Stadtverwaltung beantragt, das Schild »Anlieger frei« gegen ein Schild »Landwirtschaftlicher Verkehr frei« zu ersetzen. Der Hauptausschuss sprach sich daraufhin im Oktober dafür aus, die Straße für den Verkehr wieder zu öffnen und auf 30 km/h zu beschränken.
Diese Entscheidung stieß wiederum bei den unmittelbaren Anwohnern der »Frauenbrunn«-Siedlung auf massive Kritik. In einer Bürgerpetition forderten sie den Stadtrat auf, die Entscheidung wieder rückgängig zu machen. Eine bedingungslose Öffnung der Siemensstraße wäre rücksichtlos und verantwortungslos, kritisierten sie und forderten, stärker in die Problemlösung mit eingebunden zu werden. »Es kann nicht sein, dass Hinz und Kunz von irgendwo mehr Gehör finden als wir, die Betroffenen.«
Sie erinnerten auch daran, dass den späteren Grundstücksbesitzern bereits bei der Planung des ersten Bauabschnitts von »Frauenbrunn I« in Aussicht gestellt worden sei, die Siemensstraße im Bereich der Wohnsiedlung zu einem Geh- und Fußweg umzuwidmen. Aufgrund dieser Planung habe man aus der Siedlung auch vier Geh- und Radwege in die Siemensstraße einmünden lassen. Dadurch würden die Fußgänger und Radfahrer bewusst auf die gerade mal rund drei Meter breite Straße geführt, an der innerorts darauf hingewiesen wird, dass sie nach 300 Metern für den Durchgangsverkehr gesperrt ist. »Es schert die Allerwenigsten, dass nach 300 Metern Schluss ist«, kritisierten die Anwohner. Fußgänger und Radfahrer hätten oft ihre liebe Not mit den Autofahrern, die zudem sehr »sportlich« unterwegs seien. Es grenze an ein Wunder, dass es noch zu keinen Unfällen mit Verletzten gekommen sei.
Aufgrund der massiven Kritik aus der Bevölkerung wurde angeordnet, den Stadtratsbeschluss zunächst auszusetzen und nach einer Lösung zu suchen. Die jetzige Regelung basiert auf einem Antrag der Bürgerliste, der vom Stadtrat im November mit knapper Mehrheit mitgetragen worden ist.
Mit dieser neuen Beschilderung wird zumindest dem Schildbürgerstreich ein Ende gesetzt. Zwei Jahre lang hatte die kuriose Beschilderung »Anlieger frei« in Richtung Oderberg beziehungsweise aus Richtung Oderberg kommend, zu Missverständnissen geführt. In der betroffenen Zone gibt es im Sinne der Straßenverkehrsordnung gar keine Anlieger, weil es keine Häuserzufahrten gibt. Trotzdem wurde das Schild aufgestellt. Ortsunkundige Autofahrer, die sich an die Verkehrsregelung gehalten haben, mussten innerorts vor dem »Anlieger-frei«-Schild am Beginn der Wohnsiedlung »Frauenbrunn« zurückstoßen, um über die Eschenauerstraße auf die neu ausgebaute Kreisstraße zu gelangen. An dieser Situation ändert jetzt aber auch der Austausch der Beschilderung nichts. Das neue Schild »Land- und forstwirtsch. Verkehr frei« frei wurde an der selben Stelle aufgestellt. Ob die neue Beschilderung Früchte trägt, bleibt also abzuwarten. ga