Die gelernte Krankenschwester Sonja Heckmann ist wie ihr Mann in Kroatien geboren, lebte aber dann lange in Deutschland. »Dragan war meine Jugendliebe«, erzählt sie. »Durch den Krieg haben wir uns aus den Augen verloren.« Vor drei Jahren machten sie sich wieder auf die Suche nacheinander. Ein Schulfreund und eine Cousine halfen mit. »Das ging um ein paar Ecken und dauerte ein paar Monate«, verrät Sonja Heckmann. Die erste Zeit pendelte sie dann zwischen Deutschland und Kroatien. Heuer hat das Paar geheiratet. Um nicht zu weit weg von Dragans bereits betagten Eltern zu sein, fiel beim Standort für die gemeinsame Wohnung die Wahl auf Inzell. »Wir sind jetzt sehr glücklich hier«, berichten beide mit einem Strahlen im Gesicht.
Ebenso wenig Kontaktprobleme wie die beiden hat Christel Rose, auch Krankenschwester, die bis zu ihrer Pensionierung in Berlin beim Rettungsdienst arbeitete. Sie hat sich bereits passend zu Inzell mit einem langen Dirndl in Schale geworfen. »Ich habe in Berlin viel für die Integration gearbeitet, zum Beispiel mit Ausländerkindern gekocht«, erzählt sie. Eines Tages wurde ihre Wohnung in Berlin-Schönefeld ausgeraubt. Da hatte sie genug vom Großstadtleben. »Ich werde nächstes Jahr 70 und ziehe auf meine alten Tage nochmal nach Inzell«, sagt sie stolz. Sie kennt das Dorf von regelmäßigen Urlauben hier seit über 15 Jahren. Besonders gut gefällt ihr die bayerische Musik, wie sie Harfenistin Annemarie Anfang und der Ziachspieler Christian Scheurl den Neubürgern vortrugen. Sie ähnelt der Musik, die sie in Berlin bei der »Österreichischen Gesellschaft«, bei der sie Mitglied war, hören konnte.
Aus dem badischen Müllheim sind Gerd Majerand und sein Freund Horst Gerth hergezogen. »Ich bin in München geboren und wollte wieder nach Bayern«, erzählt Majerand. Auf Inzell kam er, weil er als langjähriger Fußball-Schiedsrichter viel in der Gegend war und auch Winterurlaube in den Chiemgauer Alpen verbrachte. Außerdem hatte sein Freund bereits ein Blockhaus in Litzlau in Unterwössen. Beide betrieben gemeinsam das Stadtcafé in Müllheim. »Jetzt genießen wir die Gastronomie und kritisieren andere.«
Der Penzberger Peter Döhring lebte mit Nicole Ahrens, einer technischen Zeichnerin, zehn Jahre lang in deren Heimat Hannover. Doch er vermisste die Berge. So zogen die beiden hierher. Döhring eröffnet nächstes Jahr im Ortszentrum eine Firma. »Nur« aus Ruhpolding, wo sie fünf Jahre wohnte, wechselte die gebürtige Thüringerin Margit Arnold nach Inzell.
Am Anfang des Neubürgerempfangs hatte Bürgermeister Martin Hobmaier Wissenswertes über Geschichte und Gegenwart von Inzell erzählt – etwa, dass das Bergwerk drei Jahrhunderte lang ein wichtiger Arbeitgeber in Inzell war, das heute einen naturbezogenen Tourismus anstrebe. Zur Sprache kamen auch der Eisschnelllauf und das rege Vereinsleben. Die beiden Feuerwehr-Kommandanten standen für Fragen bereit. Geladen waren 184 Neubürger, die die Einwohnerzahl auf nunmehr 4491 steigen ließen. Würde man die nach beruflicher oder studienbedingter Abwesenheit zurückgekehrten Inzeller und die Neugeborenen mitzählen, gäbe es heuer sogar über 200 Neuzugezogene. vm