Ittameier ist Traunreuter geworden, auch wenn er die ersten sieben Jahre in Afrika gelebt und seine Jugend in Franken verbracht hat. Nicht von ungefähr ist er nach seiner Zeit in Traunstein wieder hierher gekommen, wo er viele Freunde und Bekannte hat, während man in Traunstein »erst dann als Mensch akzeptiert wird, wenn man 365 Jahre in der Stadt gelebt hat«.
Es war die offene, nicht durch alte Strukturen verkrustete Stimmung in Traunreut, die ihn von Anfang an fasziniert hat: »Es ging alles, wenn man etwas verändern wollte. Das war toll.« Mit Hilfe vieler engagierter Menschen habe sich in seiner Zeit in Traunreut (von 1967 bis 1978) ein Gemeindeleben entwickelt, das nicht ständig durch Äußerungen wie »Das hamma noch nie nicht gehabt« gebremst worden sei. Das sei eine sehr spannende Zeit gewesen.
Die 60er und 70er Jahre seien die Zeit großer Umbrüche in vielen Bereichen gewesen. Als erstes nennt er die Ölkrise, in deren Zusammenhang »ich kennengelernt habe, was Industrie ist«. Die Leute seien »eiskalt rausgeschmissen« worden, »ich musste danach die Selbstmörder beerdigen«. Sehr positiv dagegen habe er den damals eingeleiteten Umbruch in der Ökumene empfunden.
»Ich kann nicht auf den Tisch hauen«
Auch in der evangelischen Kirche kehrten neue Zeiten ein. In vielen Kirchengemeinden habe es noch sehr viel Verkrustung gegeben, nicht zuletzt bei den Pfarrern, die seinerzeit noch »Pfarrherren« waren. Demokratie, Mitsprache und Miteinander seien damals noch recht wenig gepflegt worden. Aber auch da hätten die jüngeren Pfarrer Bewegung hineingebracht. Und weil auch die Leitung des Dekanats nicht ganz frei von Verkrustung gewesen sei, habe die Landeskirche das Amt des Dekans an Ittameier übertragen. Dabei gebe es »kein Amt, das ich weniger kann als Dekan«, meint Ittameier: »Ich kann nicht auf den Tisch hauen, ich brauche Zeit für Entwicklungen und Zeit, die Menschen einzuordnen.«
Als Dekan war er auch Vorsitzender des Diakonischen Werks, einem rasch wachsenden Gebilde. Auch war er Mitglied der evangelischen Landessynode in vielen Funktionen: Er war Mitglied in Arbeitskreisen, bei der Prüfungskommission für das zweite theologische Examen, im Ausschuss für Fragen der Taufe und der Konfirmation, im Lehrplanausschuss für Grund- und Hauptschulen und im Arbeitskreis dreier Landeskirchen zum Thema »Glaube und Naturwissenschaften«, das Ittameier sein ganzes Leben lang sehr interessiert und begleitet hat. Sein Einsatz auf so vielen Ebenen wurde zum Abschluss seines Berufslebens mit dem Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland gewürdigt.
1996 ging Ittameier in den Ruhestand, kehrte mit seiner Frau nach Traunreut zurück und setzte hier seine Mitarbeit in der Heidenhain-Stiftung fort: Seit 40 Jahren ist er Stiftungsbeirat, zwölf Jahre saß er im Aufsichtsrat der Firma.
Ursprünglich wäre Ittameier nach den Studien in Neuendettelsau, Wien, Erlangen und dem Predigerseminar in Nürnberg am liebsten gleich wieder nach Afrika gegangen. Dies aber scheiterte an einem juristischen Problem: Als Mitglied eines Stammes bekam er in Tansania keine Arbeitserlaubnis.
Angebot: Als Bischof nach Tansania
Als er in Rente ging, plante er erneut einen Besuch in Afrika, der aber aus gesundheitlichen Gründen ausfiel. Wegen Problemen der tansanischen Diözesen untereinander hätte er dort gar Bischof werden sollen. Dies aber war ganz und gar nicht in seinem Sinn: Als Nicht-Afrikaner wollte er nicht, wie zu Zeiten des Kolonialismus, als Helfer von außen kommen.
Aber diese Frage stellte sich sowieso nicht mehr, weil die Gesundheit mehr und mehr zu wünschen übrig ließ. Vor drei Jahren erlitt er einen Herzinfarkt: »Da hat es die Beine erwischt«, sagt er: Das heißt, dass er nur noch wenige Schritte frei gehen kann und ansonsten auf ein Gehwagerl angewiesen ist. he