Immer mehr minderjährige Asylbewerber

Marquartstein. Jährlich einmal treffen sich Jugendamts-leiter und Heimleiter aus den Landkreisen Traunstein, Berchtesgadener Land, Mühldorf und Altötting zu einem Fachgespräch, das heuer im Pädagogischen Zentrum Schloss Niedernfels stattfand. Ein Hauptthema des sogenannten Jugendhilfenetzes Südostbayern war die Versorgung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen in unserer Region, deren Zahl immer höher wird.


In der dem Fachgespräch anschließenden Pressekonferenz erklärte der Sprecher des Jugendhilfenetzes Heinz Schätzel, dass besonders in den Landkreisen Berchtesgadener Land und Rosenheim die wachsende Zahl der minderjährigen Flüchtlinge zunehmend zum Problem wird und oftmals die Kapazitäten der Aufnahmestellen überschritten werden. Bis zum 18. Lebensjahr haben jugendliche Flüchtlinge Anspruch auf Jugendhilfe und können auch nicht abgeschoben werden, da sie unter den Schutz Minderjähriger fallen. Die geschätzte Zahl von aufgegriffenen Jugendlichen, die immer illegal, höchstwahrscheinlich durch Schleuser, vielfach aus den Kriegsgebieten kommen, liegt derzeit im Landkreis Traunstein bei ungefähr 15 Jugendlichen, in Berchtesgadener Land bei etwa 50 und im Landkreis Rosenheim mindestens bei 150. Manchmal sind die oft von der Bundespolizei aufgegriffenen Jugendlichen erst zwölf Jahre alt, manchmal sogar jünger. »Die Landkreise stehen enorm unter Druck«, resümierte Schätzel.

In Rosenheim gibt es zwei sogenannte Clearing-Häuser für fünf und sieben Jugendliche, in denen erstmal geklärt wird, welchen Hilfebedarf es gibt und wo die Flüchtlinge zum Beispiel deutsch lernen und in die Schule gehen können. Die meisten der jungen Flüchtlinge kommen aus Afghanistan, Somalia, Senegal, Syrien und dem Irak.

Im Landkreis Traunstein gibt es zwölf Plätze für die Jugendlichen in der Jugendsiedlung Traunreut, ein Bub ist im Rahmen einer traumatherapeutischen Gruppe derzeit auch auf dem Labenbachhof bei Ruhpolding untergebracht. »Es handelt sich meistens um motivierte junge Leute«, sagte Margret Winnichner als Vertreterin der stationären Jugendhilfe des Diakonischen Werks Traunstein. Mehrere der Flüchtlinge seien in der Berufsschule I in Traunstein, wo sie »sehr gut kooperieren und keine Bedrohung« darstellten, sagte Franz Feil, Leiter des Jugendamts Traunstein. Selbstverständlich komme es manchmal auch zu Schwierigkeiten, zum Beispiel wegen des Essens oder der Religionsausübung. Zu 90 Prozent sind die aufgegriffenen minderjährigen Jugendlichen männlichen Geschlechts, erklärte Heinz Schätzl von der Einrichtung »Startklar« der Jugendhilfe Freilassing.

Für die Landkreise seien die Jugendlichen vor allem ein logistisches Problem wegen des Fachkräftemangels. Es müssen ein Vormund gefunden werden und Plätze für die Unterbringung. Den Tagessatz von 200 Euro pro Jugendlichem trägt der Bund. Übereinstimmend hieß es bei der Pressekonferenz, dass zwischen den freien Tägern und den Jugendämtern ein guter Austausch bestehe und man sich gegenseitig helfe, wo möglich. Einig war   man sich auch bei der Befürchtung, dass der Flüchtlingsstrom so schnell nicht abreißen werde und die Probleme damit eher größer als kleiner werden. gi

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