Um die 30 Zeugen befragten die Prozessbeteiligten an den ersten vier Verhandlungstagen. Am Dienstag waren auch Soldaten der Hochstaufen-Kaserne in Bad Reichenhall, wo der 21-Jährige damals stationiert war, an der Reihe. Er galt als ruhig, gut integriert, unauffällig und sehr ehrgeizig, wie Kameraden schilderten. Unter Alkohol sei er aufdringlich geworden, habe zum Beispiel andere angerempelt. Neben sportlichen Aktivitäten saß der 21-Jährige in seiner Freizeit oft vor dem Computer. Das Rollenspiel »Skyrim« mit Messerattacken könnte die Idee zu den ihm zur Last liegenden Verbrechen geliefert haben, vermuteten Ermittler im Zeugenstand.
In der Tatnacht und zeitlich vor den angeklagten Bluttaten begegnete eine Gruppe Soldaten dem Angeklagten in der Kaserne. Er trug ein 30 Zentimeter langes Bundeswehr-Kampfmesser im Hosenbund. Auf Frage, warum er das Messer bei sich habe, verstand einer der Zeugen: »Ich geh' jetzt jemand umbringen.« Die anderen Soldaten hingegen hörten: »Ich muss das einem aus der vierten (Kompanie, Anm. d. Red.) bringen.«
Zeitlich nach den ihm von Oberstaatsanwalt Volker Ziegler und Staatsanwalt Björn Pfeifer angelasteten Verbrechen traf der 21-Jährige im Kapuzenpullover auf die Gruppe Jugendlicher aus Anger, die am Rathausplatz an einem Bushäuschen auf ihre Abholung durch einen der Väter wartete. Der Angeklagte bot einem der Männer eine Zigarette aus einer roten Schachtel an, die dieser ablehnte – weil er nicht rauchte. Den Zeugen fielen die »blutverschmierten Hände« des Unbekannten auf, dazu Blutspritzer an dessen Kleidung und Blut an einem Schuh. Auf die Frage, ob das Blut sei, erhielten sie die vage Antwort: »Blut oder Farbe.« Der dunkel gekleidete Mann erwähnte wie nebenbei: »Ich hab' gerade einen umgebracht.«
Gegen vier Uhr morgens war der 21-Jährige wieder in der Kaserne. Einem Oberfeldwebel fielen dessen »weit aufgerissene Augen«, möglicherweise wegen Alkohols, auf. Ein weiterer Zeuge wusste angeblich nichts mehr über die damalige Feststellung des 21-Jährigen: »Ich bin der Mörder. Ich hatte Lust dazu. Das Messer habe ich weggeworfen.« Man habe sich »darüber lustig gemacht«, hatte der Zeuge der Polizei im August 2014 weiter gesagt. Zu der vorgeblichen Erinnerungsschwäche merkte der Vorsitzende Richter Dr. Klaus Weidmann an: »Ich bin gespannt, wie weit die Mauer des Schweigens reicht.«
Ein Kamerad und »guter Freund«, der das WM-Finale mit dem Angeklagten angesehen hatte, sagte vor Gericht aus, dass sie beide etwa vier Halbe Bier getrunken hätten. Am nächsten Tag – die Verbrechen hatten sich bereits in Bad Reichenhall herumgesprochen – bezeichnete sich der Angeklagte in der Raucherecke als Täter. Und weiter: »Die finden mich ja eh nicht. Was hätte ich denn für ein Motiv?« Der Freund fragte, wie er den Mord begangen habe. Der 21-Jährige habe erwidert: »Ich habe sie einfach umgebracht.« Das Messer habe er weggeworfen. Die Klamotten müsse er verschwinden lassen. Zum Motiv habe er gesagt: »Einfach, weil ich Lust darauf hatte.« Der Zeuge mochte das alles damals nicht recht glauben, dachte an einen Witz.
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