»Sowohl die Ursprünge als auch das Erbauungsjahr der Antoniuskapelle sind nicht bekannt. Bildlich erscheint sie erstmals (...) 1701 auf der Stadtansicht von Michael Wening«, ist in einer von einer Stadt veröffentlichten und inzwischen vergriffenen Broschüre über die Klein- und Flurdenkmäler in Traunstein zu lesen. Schriftlich findet der kleine Sakralbau in einer Urkunde vom 25. August 1710 als »Capellen unter der sogenannten Veste« Erwähnung. Erbaut wurde sie vermutlich in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts am damaligen »Schloßgangsteig«, einem steilen Berg, der in die untere Stadt hinab führte.
Die Kapelle war in einem ruinösen Zustand
Als Udo Henning das denkmalgeschützte Gebäude, in dem sich das Café Festung befindet, vor acht Jahren kaufte, ging auch die auf dem Areal stehende Antoniuskapelle in seinen Besitz über. Damals war sie mit Gestrüpp bewachsen und befand sich in einem ruinösen Zustand. Ein Holzverschlag verbarg den Eingang.
Henning ließ einen Teil des Hangs, in den die Kapelle hineingebaut war, abtragen und den Sakralbau so freilegen. Spanngurte hielten das denkmalgeschützte Bauwerk danach provisorisch zusammen, um einen Einsturz zu verhindern. Eine größere fünfstellige Summe investierte der Besitzer in die Sanierung. Die Nischenkapelle bekam ein neues Fundament und ein neues Dach mit handgemachten Lärchenschindeln. Das teilweise fehlende Mauerwerk wurde ergänzt und mit einem speziellen Putz aus Sand aus der Tiroler Achen versehen. Auch das schmiedeeiserne Barockgitter ließ der Besitzer herrichten.
Weil die schrittweise Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudekomplexes Udo Henning in den vergangenen Jahren viel Geld kostete, fehlen ihm jetzt die finanziellen Mittel, die Antoniuskapelle auszustatten. Das Altarbild der Kapelle, eine Darstellung des heiligen Antonius an der Krippe, hängt schon seit einigen Jahrzehnten als Leihgabe im Traunsteiner Stadt- und Spielzeugmuseum. Es hatte früher die ganze obere Rückwand des gewölbten Innenraums bedeckt. Um es vor dem Verfall zu retten, war das auf Eichenholz gemalte, um 1790 datierte Ölbild auf Initiative des Fördervereins »Alt-Traunstein« bereits Ende der 1980er Jahre aus der Kapelle gebracht und restauriert worden.
Nur zwei Marienfiguren stehen auf dem Boden
Der hölzerne Altar, der bis zur Sanierung in dem kleinen Sakralbau stand, ist total verfault. Aktuell stehen nur zwei Marienfiguren auf dem Boden der Kapelle. »Ich überlege dauernd, wie man die Kapelle besser gestalten kann«, sagt Edda Henning, Udo Hennings Mutter. Sie habe einen tiefen »Antonius-Glauben«, bete immer zu dem Heiligen, wenn sie etwas nicht finden könne – so wie es viele andere Gläubige tun. »Darum liegt mir die Kapelle sehr am Herzen«, sagt sie. Genauso sei es bei ihrem Sohn: »Der Udo hätte sich einfach wegdrehen können, dann wäre die Kapelle zusammengebrochen. Aber das hat er nicht getan«, sagt sie. san