Die 15 Syrer, die sich in der Unterkunft selber verpflegen, haben sich zwischenzeitlich schon eingelebt. »Wir fühlen uns sehr wohl«, sagt Ahmad, mit 38 Jahren der Älteste unter den Bewohnern. Die Unterkunft ist bislang nur mit dem Nötigsten eingerichtet, einiges wäre durchaus noch verbesserungsfähig. Im Erdgeschoß befinden sich ein Gemeinschaftsraum und eine Küche sowie die sanitären Anlagen. Die Schlafräume liegen im oberen Stockwerk.
Wie Bürgermeister Bernd Ruth vor dem Ratsgremium erklärte, seien bislang in den Ausbau der Flüchtlingsunterkunft 67 000 Euro gesteckt worden. Die Kosten, die für Umbaumaßnahmen, Ersatzbeschaffungen und den Umzug der Verwaltung angefallen sind, bewegen sich bei 179 000 Euro. Außerdem sei die Gemeinde vom Landratsamt aufgefordert worden, eine Brandmeldeanlage zu installieren. Die Brandmeldeanlage für den Verwaltungstrakt und die Flüchtlingsunterkunft habe weitere 50 000 Euro verursacht.
»Eine wunderschöne G´schicht«
In der Sitzung wurde auch dem Helferkreis Asyl Seeon-Seebruck-Truchtlaching die Möglichkeit gegeben, seine Sorgen und Nöte los zu werden und seine Erfahrungen zu schildern. Dem Helferkreis gehören rund 35 Personen an, die sich ehrenamtlich um die Neubürger kümmern und mittlerweile auch schon Erfahrungen in der Unterkunft in Pavolding gesammelt haben, in der seit vergangenem Sommer 25 Afghanen und sechs Syrer leben. Während die Unterkunft in Pavolding von einem Privatvermieter betrieben wird, ist in Roitham die Gemeinde zuständig. Nach Aussagen von Helferkreis-Sprecher Hubert Aicher läuft es in Pavolding insgesamt gut, wenngleich auch die räumlichen Bedingungen nicht ganz optimal seien. Die Bemühungen des Helferkreises, die Neubürger, die in Pavolding leben, in das Arbeitsleben zu integrieren, haben offenbar auch schon gefruchtet. Nach Angaben der Mitinitiatoren hätten einige in örtlichen Betrieben im Rahmen der sogenannten Einstiegsqualifizierungen Praktikumsplätze bekommen. Aicher: »Was in Pavolding gelaufen ist, ist eine wunderschöne G´schicht.«
Dass die Situation in Roitham etwas »kränkelte«, blieb in der Diskussion nicht verborgen. Nach Aussagen von Gemeinderat Andreas Dorn, 3. Bürgermeister und »Sprachrohr« zwischen Gemeinde und Helferkreis, sei bei der Ankunft der Flüchtlinge vieles schief gelaufen. »In Roitham war man gnadenlos überfordert.« Er kritisierte, dass es keinen Ansprechpartner gegeben habe und beklagte unter anderem eine fehlende Koordination der Fahrdienste (zum Beispiel Arztfahrten). Bürgermeister Ruth erklärte dazu, dass seit dem 28. Dezember ein Taxidienst eingerichtet worden sei und auch Telefonnummern für Notfälle hinterlegt worden seien. Außerdem, so Ruth, sei »arbeitstechnisch immer jemand drüben gewesen.«
Besserer Kontakt zur Bevölkerung gewünscht
Auch die Vertreter des Helferkreises würden sich mehr Unterstützung von der Gemeinde wünschen. »Wir sind gerne bereit, mitzuarbeiten«, sagte Aicher. Um Integrationsarbeit zu leisten, müsse jedoch eine gewisse Grundversorgung von der Gemeinde gewährleistet sein und ein besserer Kontakt zur Bevölkerung hergestellt werden, sagte Aicher. Wünschenswert wäre, aus den Reihen der Verwaltung einen Ansprechpartner für ein paar Stunden in der Woche abzustellen, um gemeinsam mit dem Helferkreis Organisatorisches zu koordinieren.
Michael Regnauer (CSU) schlug vor, dass sich Vertreter der Gemeinde und des Helferkreises in kleiner Runde unterhalten sollten. »In dem Konfliktthema stecken wir alle drin.« Um das Thema noch mehr in der Öffentlichkeit anzusprechen, schlug er weiter vor, den Helferkreis bei den anstehenden Bürgerversammlungen zu Wort kommen zu lassen. Dass der Asyl-Helferkreis eine beispiellose Arbeit leistet, sei unbestritten. »Eure Arbeit kommt von Herzen. Ich verlass mich auf Euch. Ihr macht das hervorragend«, lobte Ruth. Auch er regte an, noch mehr nach außen zu werben, dass die Flüchtlingsarbeit nichts Unmenschliches, sondern notwendig ist. ga