Die vor allem betroffenen Doppelhäuser sind 1978 gebaut worden. Es sei schon damals die gleiche Verkehrssituation gewesen – kein Gehsteig und eine enge Straße, die vor allem morgens und mittags viel befahren ist. Aber die Gemeinde habe sowohl das etwas weiter unten liegende Wohngebiet Baronfeld ausgewiesen als auch der Erweiterung der Schule in Niedernfels und des Märchenparks zugestimmt, kritisiert Professor Helmut Milz die Gemeindepolitik.
»Mangelhaft und manipulativ«
Im Gemeinderat habe Bürgermeister Andreas Scheck das Gremium über das vorausgegangene Gespräch mit den Anliegern »mangelhaft und manipulativ« informiert, so Milz. Alle Anlieger seien einstimmig gegen das Halteverbot gewesen. Es widerspreche dem Vorhaben »Mitmachgemeinde« und den Versprechungen von Transparenz im Wahlkampf, wenn jetzt so gegen den ausgesprochenen Willen von Bürgern vorgegangen werde, sagt auch Uta Christ-Milz. Wie die Betroffenen berichten, hätten sie auch vergeblich versucht, vom Eigentümer der Wiese gegenüber einen Streifen Grund für Parkplätze zu bekommen.
Mehr als die Hälfte der Bewohner in den vom Halteverbot betroffenen Häusern sind älter als 60 Jahre, manche älter als 80, geben sie zu bedenken. Ärzte, Versorgungsfahrzeuge oder Handwerker, aber auch Besucher – zum Beispiel die eigenen Kinder mit Enkeln – könnten nicht mehr nahe bei den Häusern parken. Die nächste Möglichkeit wäre erst weiter oben am ohnehin sehr schmalen Jägerweg oder etwa 400 Meter weiter Richtung Dorf, an der Abzweigung nach Grassau. Der Parkplatz am Märchenpark sei privat und im Sommer oft überfüllt.
Im Gemeinderat wurde argumentiert, dass zu jedem der betroffenen Häuser eine Garage und ein Stellplatz gehört. Für die Anlieger ist das zu wenig. Claus Rohland, Besitzer eines Behindertenausweises, argumentiert, dass die Garage zu klein für sein Auto sei. Deshalb müsse er auf dem Stellplatz parken, bekomme aber regelmäßig Besuch zum Beispiel vom Physiotherapeuten oder anderen Pflegediensten. Auch Pilot Martin Blume und dessen Frau, eine Flugbegleiterin, haben oft Schichtdienst zu verschiedenen Zeiten und können nicht die Autos rangieren oder mehrere hundert Meter weit mit Koffern zu einem Parkplatz laufen.
Rohland schildert, wie schnell auf der Schloßstraße gefahren werde, die schlimmsten seien morgens die Mütter und im Sommer die Drachenflieger auf dem Weg zur Hochplattenbahn. Bisher hätten die parkenden Autos auch eine Art Bremsfunktion, »die beste Lösung für eine Verkehrsberuhigung«, sagt Helmut Milz. Die bereits jetzt aufgestellten Smileys oder die 30-km/h-Beschränkung auf der Straße nützten auf Dauer nichts.
Die Anwohner empfinden die Maßnahme als ausgesprochene »Einschränkung der Lebensqualität«. »Wir sind sehr enttäuscht von dieser Art der Politik«, so Christ-Milz. Die betroffenen Anwohner wollen auf jeden Fall beim Landratsamt Widerspruch einlegen und darüber hinaus weitere Rechtsmittel beim Verwaltungsgericht prüfen.
»Dauerparker müssen weg«
Es sei »völlig unzutreffend«, dass er den Rat »mangelhaft und manipulativ« unterrichtet habe, sagt Bürgermeister Scheck. Und keiner werde einschreiten, wenn mal ein Arzt gegenüber den Häusern parke, aber die Dauerparker müssten einfach weg. Auch für den Winterdienst seien die Parker sehr störend, sodass die Gemeinde hier etwas habe tun müssen.
Alle Anlieger hätten neben ihrer Garage auch einen Stellplatz. Beim Bau oder Kauf der Häuser hätten sie nicht erwarten können, dass man immer auf der gegenüberliegenden Seite werde parken können, so der Bürgermeister. gi