Für den schaurig »gspaßigen« Schwank in drei Akten gebührt dem Autor Ralph Wallner höchster Respekt. Ein durchgängig stimmiger Ablauf, gespickt mit manchmal derben aber auch sehr feinen und hintersinnigen Pointen, hält die Spannung bis zuletzt hoch.
Ein Stück mit urbayerischer Interpretation
Die Siegsdorfer Akteure unter ihrem Regisseur Sepp Kumminger haben in monatelanger Probenarbeit das Stück in urbayerischer Interpretation erarbeitet und boten bei der Premiere einen Abend lang Laienspielkunst vom Feinsten, die die begeisterten Gäste immer wieder zu spontanem Szenenapplaus und Beifall animierte.
Tobi Stoiber und Werner Holzner als armselige Totengräber Schippe und Schaufe im Moortaler Moos sind die Hauptprotagonisten im Stück. Mit ihrer Mimik, Gestik und Sprachkunst überzeugen sie durch das ganze Stück hindurch. Ihr kümmerliches Dasein wird nur durch die Gutmütigkeit der Moortaler Wirtin, der alleinstehenden, aber ansonsten sehr resoluten Rosa Moderer (facettenreich und kraftvoll dargestellt von Angelika Kühnhauser), einigermaßen erträglich. Auch Gabi Trattler als die einfältige aber nicht zu unterschätzende »Philomena« steht den Dreien in nichts nach und stellt die »schrullige Dorfverrückte« authentisch und humorvoll heraus. Die ständigen Neckereien enden schließlich in einem Fluch, der Schippe und Schaufe noch in arge Bedrängnis bringt.
Ebenso wie die Wirtin Rosa ist auch die reiche Bauerswitwe »Vevi Feichtl«, (trotz angeschlagener Stimme sehr überzeugend dargestellt von Marianne Lewald), hinter dem Junggesellen »Schuaster-Jackl« her. Martin Tiefenbacher gefällt dabei in der Rolle des bodenständigen und standhaften Junggesellen, der mit Sprüchen wie »Heiraten ist etwas für Männer ohne Schmerzempfinden«, die beiden Konkurrentinnen auf Abstand hält. Der brave Knecht Leo (vielseitig interpretiert von Girgl Oberauer) bringt den Totengräbern eine schmerzliche Nachricht, die ihre spärlichen Einkünfte noch schmälern könnte.
Eine Liebesgeschichte und ein turbulenter dritter Akt
Ein ganz anderes Gesicht bekommt das Stück mit der sich anbahnenden Liebschaft von Leo mit der plötzlich aufgetauchten Lena (Nadine Willinger), die sich als entfernte Verwandte der Wirtin entpuppt und in ihrem Part dem hohen Niveau ihrer Mitspieler durchaus Paroli bieten kann.
Ein turbulenter dritter Akt mit verrückten Begebenheiten im Gasthaus und im Dorf, witzigen Dialogen, »nervigen Gruftflüchtlingen« und spannenden Szenenfolgen, kommt schließlich zur überraschenden Wendung und einem fulminanten Schluss, der hier natürlich nicht verraten werden soll.
Regisseur Sepp Kumminger gebührt Anerkennung für eine urbayerische Inszenierung eines sehr unterhaltsamen Stückes, das einen weiteren Höhepunkt in der langen Liste der »besonderen Stücke« beim Theaterverein Siegsdorf darstellt. Bestens unterstützt werden die Bühnenakteure von Vereinsvorstand Christian Edelmayer und Souffleuse Eva-Maria Dauhrer. Gewohnt professionell auch die Maskenarbeit von Sabine Niederbuchner und Sigi Lang und die Betreuung der Gäste an der Theaterbar vom gut aufgelegten und engagierten Team um Paula Edelmayer.
Weitere Spieltermine am Samstag und Sonntag
Wer sich die »Gspenstermacher« nicht entgehen lassen möchte, hat noch zweimal Gelegenheit, einen unterhaltsamen Theaterabend im Siegsdorfer Festsaal zu verbringen. Am Samstag um 20 Uhr und am Sonntag um 18 Uhr. Kartenvorverkauf in der Siegsdorfer Touristinfo unter Telefon 08662/49 87 45. FK