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Foto: Leitner, BRK BGL

Großeinsatz bei Nacht: Bergsteiger sitzt im Dunkeln in Steilhang am Lattengebirge fest

Schneizlreuth – Die Bergwachten Bad Reichenhall, Freilassing und Teisendorf-Anger mussten am Sonntagabend innerhalb von zwei Tagen zum dritten Mal wegen eines verstiegenen Wanderers am Poschberg im Lattengebirge ausrücken, wobei der aufwendige Einsatz sehr lang dauerte, da die Retter den in Bergnot Geratenen lange Zeit suchen mussten und bis Montagmittag wegen Wind, Nebel und steiler Felswände weder per Hubschrauber noch zu Fuß erreichen konnten.

In der Nacht und am Morgen waren 15 Bergretter, zwei Hubschrauber und das Team des Technikbusses der Bergwacht Chiemgau mit einer Wärmebild-Drohne im Einsatz; am Montagvormittag schaffte es dann eine Fußmannschaft von der Poschhütte aus über einen Bergrücken und durch einen Graben bis zu dem 67-jährigen Urlauber aus Niedersachsen abzusteigen, wobei Regen und Nebel den Einsatz erschwerten. Die Bergwacht traf gegen 11.30 Uhr beim Verstiegenen ein, brachte ihn seilgesichert nach oben und bis 13 Uhr ins Tal.

Der Mann hatte wie bereits eine Familie am frühen Freitagnachmittag und ein Duo aus München am Freitagabend offenbar die Abzweigung zum Waxriessteig verpasst und war an der Posch-Jagdhütte vorbei weglos abgestiegen.

Während das Duo am Freitagabend in 770 Metern Höhe im Absturzgelände auf der Südwestseite des Bergs in Richtung Röthelbach-Forststraße festsaß, war der Mann am Sonntagabend nordöstlich übers Schneideck in Richtung des Kieswerks am Saalachsee abgestiegen und dann in rund 1000 Metern Höhe im sehr steilen und unübersichtlichen Gelände ohne Licht nicht mehr weitergekommen, als es langsam dunkel wurde.

Als gegen 20.20 Uhr der Notruf einging, mussten die Bergretter erst nach dem Mann suchen, der nicht genau sagen konnte, wo er sich befindet und meinte, er sei immer noch im Bereich des Waxriessteigs. Eine Handy-Ortung war nicht möglich, weshalb mehrere Mannschaften über den Waxriessteig in Richtung der Rothofen-Gräben, von oben über die Poschhütte, vom Gegenhang am Müllnerberg und vom Tal aus suchten und immer wieder Rufkontakt, aber keinen Sichtkontakt zu dem Mann herstellen konnten.

Im Einsatz war auch die Bergwacht Traunstein mit dem Technikbus der Bergwacht Chiemgau; sie unterstützte die Boden-Teams mit einer Wärmebild-Drohne, suchte nach dem Verstiegenen und dem besten Aufstiegsweg für die Fußtrupps. Die Einsatzkräfte leuchteten dann die komplette Nordostflanke des Poschbergs mit einem großen Scheinwerfer vom Kieswerk aus an, um die Suche im Gelände zu erleichtern. Die Besatzung des mit einer Wärmebildkamera ausgestatteten nachtflugtauglichen Polizeihubschraubers „Edelweiß 6“ traf gegen Mitternacht in Bad Reichenhall ein, konnte aber wegen des starken Winds nicht ins Saalachsee-Tal hineinfliegen und musste wieder umkehren.

Durch Rufkontakte und nicht eindeutige Sicht-Kontakte konnten die Einsatzkräfte eingrenzen, wo sich der Mann vermutlich befindet, wobei die Suche aufgrund des sehr unübersichtlichen und steilen Geländes sehr schwierig war. Die Retter stiegen entlang des Steinbruchs oberhalb des Kieswerks am Saalachsee auf und versicherten die komplette Strecke mit Seilen, kamen dann aber eine Wandstufe unterhalb des Mannes nicht mehr weiter und mussten gegen 4.30 Uhr in der Früh umkehren.

Am Montagmorgen gegen 7 Uhr startete dann der Traunsteiner Rettungshubschrauber „Christoph 14“ mit dem Bergwacht-Einsatzleiter zu einem erneuten Suchflug und konnte den Mann an der Nebelgrenze in etwa 1000 Metern zwar finden, aber wegen einer sinkenden Wolkenschicht nicht mehr erreichen.

Am Vormittag schaffte es dann eine Fußmannschaft von der Poschhütte aus über einen Bergrücken und durch einen Graben im starken Nebel und Regen bis zu dem Mann abzusteigen, ihn seilgesichert nach oben und anschließend wieder zurück ins Tal zu bringen. BRK BGL

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