Nach dem erfolgreichen Volksbegehren »Artenvielfalt und Naturschönheit in Bayern« hatten die Behörde neue Fachleute erhalten. Die Landratsämter bekamen Biodiversitätsberater und die Landwirtschaftsämter Wildlebensraumberater.
Bettina Gschlößl und Hendrik Klar, Biodiversitätsberater in Traunstein und im Berchtesgadener Land, informierten nun am »Runden Tisch« in Weibhausen darüber, dass ihre Tätigkeit auf die Beratung und Unterstützung von Landwirten und Kommunen sowie der Durchführung von Naturschutzprojekten vor allem in Schutzgebieten ausgerichtet sei. Die Wildlebensraumberater des AELF, Regina Bernhart und Franz Gmaindl, dagegen versuchen, auf der übrigen landwirtschaftlich genutzten Fläche zusammen mit den Landwirten Lösungen zu finden, wie Maßnahmen zur Verbesserung der Biodiversität möglichst geschickt in den laufenden landwirtschaftlichen Betrieb integriert werden können.
»Wir möchten niemandem etwas künstlich aufsetzen, sondern Überzeugungsarbeit leisten, das zu tun, was zum Standort passt, der Natur hilft und wenig zusätzliche Belastung für den Bewirtschafter schafft«, betonte der Chef des AELF Traunstein, Alfons Leitenbacher. Der Schlüsselbegriff sei »Vernetzung«: die Vernetzung von Akteuren und die Vernetzung von Lebensräumen.
Bauernverband und Maschinenring stellten heraus, dass die Landwirte insbesondere in den letzten Jahren bereits viel für die Verbesserung des Naturhaushaltes unternommen hätten, wie zum Beispiel die Anlage von Blühflächen oder Blühstreifen, den vermehrten Anbau von Zwischenfrüchten oder der im Sommer blühenden Silphie als Biomais-Ersatz sowie extensive Wiesennutzung mit späterem Mähzeitpunkt. Neuerdings können über den Maschinenring auch sogenannte Doppelmesserbalken-Mähwerke zur insektenschonenden Mahd eingesetzt werden.
Marlene Berger-Stöckl verwies auf die vielfältigen Initiativen der Ökomodellregion Waginger See, wie Streuobstpflanzungen oder das ökologische Pflegkonzept für kommunale Flächen, das hervorragende Anknüpfungsmöglichkeiten für einen Biotopverbund biete. Auf die hohe naturschutzfachliche Bedeutung von Hecken und Säumen gingen besonders Imkervertreter Franz Vollmeier sowie Beate Rutkowski vom Bund Naturschutz und Sabine Pröhls vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz ein. Dem schlossen sich auch die Vertreter der Jägerschaft ein, wobei Hans Berger von der Kreisgruppe BGL forderte, nicht nur eine Tier- oder Pflanzengruppe zu betrachten, sondern das gesamte Zusammenspiel in der Natur. In dieser Gesamtschau sollten dann ideologiefreie Entscheidungen getroffen werden. Auch die herausragende Bedeutung vielfältiger Wälder wurde angesprochen, die nur bei angepassten Wildbeständen zu realisieren sei.
Einig waren sich alle Teilnehmer des »Runden Tisches«, dass manche Vorschriften naturfördernde Maßnahme eher behinderten als förderten. So würden deutlich mehr Landwirte Hecken anlegen, wenn sie die Gewissheit hätten, diese später unter gewissen Umständen auch wieder beseitigen zu dürfen. Unverständnis äußerten Matthäus Michlbauer vom Bauernverband sowie der Pittenharter Bürgermeister und Imker Sepp Reithmeier daran, dass für Agri-PV-Anlagen ein zusätzlicher naturschutzfachlicher Ausgleich gefordert würde. Man solle vielmehr solche Flächen selbst dazu nutzen, mehr natürliche Vielfalt zu schaffen.
Insgesamt hat der Runde Tisch Biodiversität gezeigt, wie wichtig es ist, dass alle Akteure auf der Fläche sich austauschen, das gegenseitige Verständnis fördern und die Zusammenarbeit intensivieren. Vereinbart wurde eine regelmäßige Wiederholung solcher Treffen.
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