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In der Notaufnahme in Traunstein werden im Jahr rund 30 000 Patienten behandelt. (Foto: Reiter)

»Gelegentlich sind wir an der Belastungsgrenze«

Traunstein – Grippewelle, Noroviren und zahlreiche Verletzte aufgrund des Wetters: In den Notaufnahmen der Krankenhäuser kommt es derzeit zu Engpässen. Auch in Traunstein gebe es »eine starke Nachfrage, gelegentlich an der Belastungsgrenze«, sagt Joaquin Kersting, der Leitende Arzt der Notaufnahme. Eine gehäufte Anzahl an Influenzafällen wie in vielen anderen Regionen sei in Traunstein bislang nicht festzustellen. Anders sieht es bei Norovirus-Infektionen aus. Es gebe zwar keine Epidemie, »aber vermehrt Patienten, die deshalb im Krankenhaus sind.«


Notaufnahme wird erweitert

Das Problem, dass die Notaufnahmen überlaufen sind, habe nicht nur saisonale Gründe. Es sei bundesweit zu beobachten, dass Patienten die Notaufnahmen der Krankenhäuser immer häufiger auch zur ambulanten Behandlung aufsuchen, sagt Joaquin Kersting, »und diese damit an ihre Kapazitätsgrenze bringen.« Deshalb werde die Notaufnahme in Traunstein in diesem Sommer erweitert. »Zu einer Einschränkung der bisherigen Notfallkapazitäten wird es aber nicht kommen«, betont der Arzt, der auch für das Notaufnahmemanagement zuständig ist.

Und auch die Tatsache, dass die Zufahrt zur Ambulanz aufgrund des Umbaus der Zentralsterilisation derzeit anders ist als normalerweise, habe keine Auswirkung auf die Notfallversorgung in Traunstein. Dort würden im Jahr rund 30 000 Patienten behandelt, der Anteil der ambulanten Patienten liege bei 50 Prozent. »Leider ist die Vergütung systembedingt nicht kostendeckend und mitverantwortlich für Defizite der Krankenhäuser.« Deshalb hätten sich auch die Aktivitäten der Deutschen Krankenhausgesellschaft intensiviert, die Gesundheitspolitik »zu einer längst überfälligen Reform in Bezug auf die Vergütung bei der Notfallbehandlung zu bewegen.«

Hohe Zuwachsraten

Denn die Anzahl der Patienten in der Notfallaufnahme steige seit Jahren an, sagt Joaquin Kersting. »Bundesweit liegt die Zuwachsrate zwischen sechs und acht Prozent, was deutlich über der Fallzunahme im stationären Bereich von eineinhalb bis zwei Prozent liegt.« Nach den Gründen gefragt, sagt der Arzt: »Da kann keine verlässliche Aussage getroffen werden.«

Grundsätzlich müsse aber festgestellt werden, »dass ambulante Patienten in unserem Gesundheitssystem grundsätzlich durch die Arztpraxen und den Bereitschaftsdienst der niedergelassenen Ärzte versorgt werden sollten.« Die Notaufnahme sei in erster Linie für die Fälle gedacht, in denen Patienten im Anschluss stationär behandelt werden müssen. KR

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