Oberbürgermeister Kösterke betonte zu Beginn des Festaktes, für ihn sei es wichtig, dass sich die Menschen kennenlernen würden – gerade vor dem Hintergrund oft kultureller Unterschiede. Umso notwendiger sei es, dass Freundschaften geschlossen würden und das Gegenüberstehen von Ländern, die sich als »Erzfeinde« bezeichnen für immer der Vergangenheit angehöre. »Jede Generation muss es neu schaffen, dass sich die Menschen, dass sich die Herzen verstehen«, betonte das Stadtoberhaupt. Deshalb sei es nötig, die Städtepartnerschaften auch nach langen Jahren und Jahrzehnten des Bestehens mit »Leben« und gemeinsamen Aktivitäten zu füllen, die die Menschen zusammenbrächten. Dem europäischen Gedanken liege – gerade auch in der Eurokrise – ein solidarischer Ansatz zugrunde. Daneben finde sich dort auch das Gedankengut christlicher Nächstenliebe wieder.
Kösterke lobte und bedankte sich für das Engagement vieler Beteiligter bei verschiedenen Treffen mit den Städtepartnern. Man wolle auch weiterhin an aktiven Städtepartnerschaften arbeiten. So stünden unter anderem das Sportlertreffen in Pinerolo im Mai oder die Jubiläumsfeiern zum 30-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft in Wesseling im Juli an.
Dietmar Woesler aus der nordrhein-westfälischen Stadt Königswinter, der für das »Forum Internationale Partnerschaft« verantwortlich zeichnet, sagte, dass europäische Institutionen 1985 die Notwendigkeit von dauerhaften Städtepartnerschaften erkannt und seither gefördert hätten. Bereits zuvor seien aber Städtepartnerschaften wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden, als die Alliierten – vor dem Hintergrund dramatischer wirtschaftlicher Not in Deutschland aber auch zur Förderung des Demokratieverständnisses – mit deutschen Städten Partnerschaften eingingen. Heute bestünden bundesweit 15 000 Partnerschaften, in denen sich jährlich rund 12 Millionen Bürger der verschiedenen Städte treffen. In Bayern bestünden derzeit 1181 Partnerschaften, die sich besonders auch auf Frankreich und Italien konzentrierten. Aber auch über Europa hinaus gebe es beispielsweise mit israelischen Städten (10) und Städten in der Ukraine (11) Verbindungen. Kritisch führte Woesler aus, es sei heute praktisch jede fünfte Städtepartnerschaft nicht mehr aktiv. Traunstein sei hier eine positive Ausnahme.
Die Einführung der Friedensmedaille sei nach der Verleihung des Friedensnobelpreises 2012 für die Europäische Union auf europäischer Ebene beschlossen worden, um den Friedensgedanken den Bürgern näher zu bringen. Dies zeige sich gerade auch in Traunstein in Form eines lebendigen Austausches auf der Ebene der Bürger und der Vereine und der Pflege der persönlichen Kontakte über die Staatsgrenzen hinaus. Anschließend überreichte Woesler an Kösterke die Friedensmedaille 2014 und die Europa-Ehrenurkunde. Der Oberbürgermeister band in die Würdigung auch seine beiden Amtsvorgänger Fritz Stahl und Rudolf Wamsler ein, die sich um die Städtepartnerschaften besonders verdient gemacht hatten und deren Entstehen in ihre Amtszeiten fiel.
Bürgerschaftliche Engagements gewürdigt
Im Nachgang zur Verleihung der Friedensmedaille wurden vier Bürger aus dem Landkreis mit einer Ehrenurkunde ausgezeichnet: »Sie stehen beispielhaft für die Freundschaft der Partnerstädte und die Völkerverständigung«, betonte Oberbürgermeister Kösterke. Melanie Möll aus Grabenstätt hatte in ihrer Zeit als Lehrerin an der Reiffenstuel-Realschule Traunstein den Schüleraustausch mit dem College in Haywards Heath über viele Jahre organisiert, der schließlich zur Gründung der Städtepartnerschaft mit der englischen Stadt führte. Wolfgang Stark aus Traunstein hatte in seiner Zeit als Schulleiter an der Staatlichen Berufsschule I Traunstein das Projekt Europäisches Berufszertifikat mit Berufsschülern aus Traunstein, Gap (Frankreich) und Pinerolo (Italien) ins Leben gerufen, das eine Auszeichnung von der EU-Kommission erhielt. Horst Hexel aus Vachendorf wurde für sein Engagement in der Städtepartnerschaft Traunsteins mit Gap geehrt. Ist er doch seit über 15 Jahren für einen Austausch zwischen der Marinekameradschaft Traunstein und ihren französischen Kollegen in Gap federführend. Max Spiegelsberger aus Traunstein trug durch sein Engagement dazu bei, dass aus dem ursprünglich privaten Austausch mit der Stadt Wesseling eine offizielle Städtepartnerschaft wurde. Die Vier erhielten eine Ehrenurkunde des »Forums Internationale Partnerschaft« überreicht und durften sich zum Ende der gut eineinhalbstündigen Festveranstaltung in das Ehrenbuch der Stadt eintragen. awi