Fledermäuse bremsen Bauleitplanung

Unterwössen. Die Änderungen des Flächennutzungs- und Bebauungsplanes für das Dorfzentrum zugunsten eines Edeka-Vollsortiment-Marktes verzögern sich. Auf Grund naturschutzrechtlicher Bedenken der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt muss vorab noch eine »spezielle artenschutzrechtliche Prüfung« für den Gehölzbestand und die Hecken durchgeführt werden. Der Gemeinderat zeigte sich damit in seiner jüngsten Sitzung einverstanden.


Beim erforderlichen Ritt durch die Instanzen für die neue Nutzung des Dorfzentrums sind an der ersten Etappe, der Beteiligung der Behörden, »überwiegend positive Stellungnahmen eingegangen«, wie es Bürgermeister Hans Haslreiter formulierte. Die von der Unteren Naturschutzbehörde habe bei ihm jedoch »großes Erstaunen ausgelöst, sei sehr grenzwertig und schwer nachvollziehbar«.

Der genaue Wortlaut der behördlichen Stellungnahme: »Der Gehölzbestand auf dem Grundstück ist geeignet, in vielfältiger Weise als Brut- und Zufluchtsstätte für Vögel und Kleinsäuger zu dienen. Die Heckenstruktur erscheint auch als innerörtliches Jagdhabitat für Fledermäuse geeignet. Der naturschutzrechtlich korrekte Umgang mit den Gegebenheiten kann damit nur im Rahmen einer sogenannten 'speziellen, artenschutzrechtlichen Prüfung' (saP) als Teil der Bauleitplanung erörtert werden. Das Ergebnis ist der Unteren Naturschutzbehörde vorzulegen.« Außerdem wies die Behörde darauf hin, »dass Hecken einem naturschutzrechtlichen Beseitigungsverbot unterliegen«.

Ein erstauntes Schmunzeln löste diese Stellungnahme nicht nur bei Bürgermeister Haslreiter und den Gemeinderäten, sondern auch bei den vielen Zuhörern im Sitzungssaal des Rathauses aus.

Selbst Gemeinderat und Naturfreund Anton Greimel (Freie Wählergemeinschaft, FWG) schüttelte den Kopf. »Ich verstehe das nicht.« Doch trotz der allgemeinen Bauchschmerzen waren Andreas Bichler (FWG, Verein) und Claudia Schweinöster (Unabhängige Wählergemeinschaft) gemeinsam der Meinung, dass man sich vor der geforderten »speziellen, artenschutzrechtlichen Prüfung« nicht drücken könnte.

Schließlich erklärten sich alle Gemeinderäte damit einverstanden, dass man auf den Natur- und Artenschutz Rücksicht nehmen wolle und eine möglichst wirtschaftliche Lösung mit der Unteren Naturschutzbehörde anstrebe. Eine »spezielle artenschutzrechtliche Prüfung« sollte möglichst kurzfristig durchgeführt werden, um keine Zeit zu verlieren. Zu möglichen Ausgleichsmaßnahmen erklärte sich die Gemeinde ebenfalls bereit.

Eine zweite wesentliche Änderung hatte das Straßenbauamt in seiner Stellungnahme mit einer Linksabbiegespur für die Erschließung gefordert. Dafür muss jetzt noch eine detaillierte Planung erarbeitet werden, die rechtzeitig vor Baubeginn mit dem Straßenbauamt abzustimmen ist.

Alle Gemeinderäte stimmten schließlich dafür, die Änderungen bei den weiteren Planverfahren für den Flächennutzungs- und Bebauungsplan zu berücksichtigen.

Die einzige Gegenstimme von Hans Wimmer (CSU) hatte andere Gründe. Er sieht in dem möglichen neuen Edeka-Markt einen weiteren Schritt zur Ortsverödung. bvd

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