Bildtext einblenden
Was sich in diesem Monat an so manchen Schulen abspielte, war extrem: Die Hälfte der Schüler war krank. Auch viele Lehrer fielen aus. Nun hat sich die Lage meist wieder ein bisschen beruhigt, wie eine kleine Umfrage an verschiedenen Schulen im Landkreis ergab. Foto: dpa

Extrem viele Krankheitsfälle an den Schulen in der Region – Lage hat sich nun meist wieder gebessert

Landkreis Traunstein – Es sind Krankheitsausfälle, wie sie kaum ein Schulleiter bislang erlebt hat: Seit Wochen schon rollt eine Krankheitswelle übers Land, die reihenweise Klassenzimmer leert. Während die meisten Lehrer aber berichten, das Schlimmste sei nun vorüber, hoffen andere nur noch auf die Ferien.


Schulleiter Matthias Schmid vom Johannes-Heidenhain-Gymnasium in Traunreut stellt fest: »So etwas habe ich in 20 Jahren noch nicht erlebt.« Das daraus entstehende Lerndefizit sei teilweise schlimmer als in der Coronazeit. In manchen Klassen am Gymnasium fehlte in den letzten Tagen und Wochen die Hälfte der Schüler und zusätzlich eine ganze Reihe an Lehrern. Schulaufgaben und Klausuren müssten oft von den kranken Schülern nachgeschrieben werden, sind teilweise aber auch komplett verschoben worden, weil nur ein Bruchteil der Schüler zum angesagten Termin überhaupt anwesend sein konnte.

Hinzu komme, so der Schulleiter, dass die Erkrankung oft lang anhaltend ist. Es sei keine Seltenheit, dass Schüler wie Lehrer gleich eine ganze Woche das Bett hüten oder sogar nach wenigen Tagen wieder rückfällig würden.

Ähnlich sieht es an der Walter-Mohr-Realschule in Traunreut aus, wo teils über 100 der 600 Schüler gleichzeitig krank waren. 70 neue Krankmeldungen an einem Tag seien immer wieder mal vorgekommen, erklärt Sekretärin Sigrid Schenk. Inzwischen sei jedoch eine deutliche Abnahme zu erkennen und es gebe »nur« noch rund 50 kranke Jugendliche und ein paar Lehrkräfte: »Es wird langsam besser.«

»Exorbitant« war die Krankheitsrate auch an der Sonnenschule St. Georgen, wo 60 der 380 Schüler daheim bleiben mussten. Rektor Arno Rausch: »Und die Erkrankung war oft sehr hartnäckig, kam mehrfach wieder.« Der Unterrichtsausfall habe sich bisher in Grenzen gehalten und die Stunden der erkrankten Lehrer konnten aufgefangen werden.

Am Gymnasium Landschulheim Marquartstein gab es vor allem in den ersten beiden Wochen im Dezember viele Ausfälle. Von 690 Schülern haben bis zu 110 Schüler gefehlt – und das über Tage hinweg. »In dieser Dimension habe ich das noch nicht kennengelernt«, sagt auch Schulleiter Christian Czempinski. Inzwischen habe sich die Lage etwas beruhigt. Diese Woche seien im Schnitt täglich noch 60 bis 70 Schüler krank. In der Lehrerschaft hätten sich die Ausfälle in Grenzen gehalten und zum Glück seien nicht zu viele auf einmal krank gewesen, so der Schulleiter. Auch hier fallen von etwa 80 Lehrkräften täglich aber sechs bis sieben aus. Dass da auch Unterricht ausfalle, sei klar. Ob und wie groß eventuelle Lerndefizite seien, sei aber »schwer greifbar« in der ganzen Gemengelage.

An der Mädchenrealschule Sparz ist der »Erkältungspeak« ebenfalls bereits überschritten, wie Rektor Günther Miller berichtet. Vor etwa zwei Wochen sei es besonders schlimm gewesen. Es seien aber immer alle Klassen da gewesen, manche nur mit der Hälfte der Schülerinnen. »Teilweise war das massiv«, so Miller. Von 500 Schülerinnen waren 100 krank. »Jetzt ist es merklich besser geworden.«

Eine Entwicklung, die auch vom Staatlichen Schulamt in Traunstein bestätigt wird. Schulamtsdirektor Clemens Gruber sagt: »Wir sind eigentlich durch.« Das Schulamt ist für die 44 Grund- und Mittelschulen im Landkreis Traunstein zuständig. Vor etwa 14 Tagen sei es herausfordernd gewesen und es seien bis zu 30 Schulklassen ohne Klassenlehrkraft gewesen. Inzwischen habe sich die Lage beruhigt.

Allgemeinmediziner Dr. Erwin Köck aus Traunreut hat eine Erklärung für die gehäuft auftretenden Erkrankungen gerade bei Kindern und Jugendlichen: »Ein Erwachsener hat in seinem Leben viele Kontakte gehabt, den Kindern fehlt da doch noch einiges. Kontakte und Training sind aber wichtig für das Immunsystem.« Derzeit sei zudem eine ganze Vielfalt an Viren unterwegs: »Einer jagt den anderen«, so Dr. Köck. Da auch wieder vermehrt Veranstaltungen stattfänden, sei die Ansteckungsgefahr höher. Dazu komme: Das Immunsystem sei nach der Pandemie bei den Kindern und auch bei einigen Erwachsenen am Boden und müsse sich erst wieder erholen. Zwei Jahre lang habe es kaum Influenza-Fälle gegeben und jetzt gebe es dafür »so viele wie seit mindestens zehn Jahren nicht mehr«.

mix/ka

Mehr aus der Stadt Traunstein