Die Stadt Traunstein hatte das Grundstück 1911 der Deutschen Gesellschaft für Kaufmannserholungsheime kostenlos überlassen. Der Ruf der Stadt als Kur- und Erholungsort sollte sich im ganzen Deutschen Reich verbreiten.
Namensgeber war König Ludwig III. von Bayern
Die Grundsteinlegung am 19. November 1911 fand in Gegenwart des Protektors und Namensgebers Prinz Ludwig von Bayern (1845 bis 1921) statt. Der 66-jährige Sohn des greisen Prinzregenten Luitpold übernahm nach dem Tod seines Vaters im Dezember 1912 die Regentschaft und ist besser als späterer König Ludwig III. von Bayern bekannt.
Der Bau am Traunhochufer wurde von dem renommierten Münchner Bauunternehmen Heilmann & Littmann in einer Rekordzeit von nur zehn Monaten vollendet. Im viergeschossigen Gebäude befanden sich 77 Fremdenzimmer mit 110 Betten. Zahlreiche Traunsteiner Firmen waren am Bau beteiligt. Von der Eröffnungsfeier am 6. Oktober 1912 wurde im ganzen Deutschen Reich berichtet. Über 60 Ehrengäste umfasste alleine die Liste geladenen Prominenz aus Politik und Wirtschaft. Aber auch ganz Traunstein war auf der Straße, als der Extrazug des Königlichen Hofmarschallamtes aus München ankam. In einem prunkvollen Festzug durch die geschmückte Stadt standen Vereine, Beamtenschaft, Pensionisten und die Bürgerschaft Spalier. Prinz Ludwig von Bayern und Traunsteins Bürgermeister Dr. Georg Vonficht hoben hervor, dass das Prinz-Ludwig-Heim in Traunstein das erste in Bayern sei – Traunstein war aus 270 Bewerbern deutschlandweit als Standort auserkoren worden.
Für einen Tagessatz von 2,80 Mark für Wohnung und Verpflegung konnten nun kaufmännische Angestellte hier ihren Urlaub verbringen. Schon Mitte 1913 wurde der 1000. Besucher begrüßt. Aber bereits wenige Wochen nach Kriegsbeginn 1914 wurde das Haus in ein Lazarett für verwundete Soldaten umgewandelt. Erst 1920 nahm es wieder den Betrieb als Kaufmannserholungsheim auf – bis der Zweite Weltkrieg erneut eine Nutzung als Lazarett herbeiführte. Das Motto »In Friedenszeiten für den Kaufmannsstand, im Krieg den Kämpfern für das Vaterland« wurde nach 1939 erneut zur Realität.
Die amerikanische Militärregierung erklärte im Mai 1945 alle Traunsteiner Lazarette – 15 an der Zahl! – zu Kriegsgefangenenlagern. Die mit Evakuierten, Flüchtlingen, Vertriebenen, Zwangsarbeitern, ehemaligen KZ-Insassen und Displaced Persons überfüllte Stadt konnte erst im Dezember 1946 – nach einer Renovierung – im ehemaligen Kaufmannserholungsheim ein Krankenhaus einrichten. Neben dem Städtischen Krankenhaus wurde das Prinz-Ludwig-Heim zum zweiten Krankenhaus für innere Krankheiten. Die Bettenzahl wurde so von 180 auf 300 gesteigert. Damit begann der letzte Zeitabschnitt für das Gebäude. Doch das Provisorium hatte 24 Jahre Bestand. 1953 kaufte die Stadt Traunstein das Heim für 430 000 D-Mark. Von Anfang an nicht als Krankenhaus konzipiert, begannen in den 50er Jahren die Planungen für einen Krankenhausneubau. Die Bauzeit von 1963 bis 1971 läutete das Ende für das Prinz-Ludwig-Heim ein. Verschiedene Projekte einer Nutzung als Altenheim oder Kneippkurhaus wurden verworfen.
Anfang des Jahres 1972 wurde es abgerissen
Am 1. August 1970 wurden die letzten 55 Patienten in das neue Krankenhaus verlegt. Der Landkreis erwarb die Immobilie am 30. November 1971 und der Abbruch erfolgte in den Monaten Februar und März 1972. Auf einem südlich gelegenen Grundstücksstreifen hatte zuvor mit dem Schuljahr 1971/72 die Staatliche Realschule den Betrieb aufgenommen, die seit 1968/69 in der alten Maxschule am Maxplatz untergebracht war. Der Startschuss für das Schulzentrum an der Wasserburger Straße war gegeben.
Heute wissen nur noch ältere Traunsteiner, dass hier 60 Jahre lang ein Krankenhaus, ein Lazarett oder gar ein Kaufmannserholungsheim stand, das über verschiedene historische Zeitabschnitte weit über das Ende der Monarchie in Bayern hinaus den Namen Prinz-Ludwig-Heim trug. WB