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Vor gut einem Jahr hat Bernd Vilsmaier die für zwei Jahre befristete Stelle als Klimaschutzmanager in der Stadt Traunreut angetreten. Aufgabe des 48-Jährigen ist es, das Klimaschutzkonzept der Stadt in die Praxis umzusetzen. (Foto: Rasch)

»Es ist einiges passiert«

Traunreut – Das 2013 entwickelte Klimaschutzkonzept für die Stadt Traunreut umzusetzen, war Vorgabe für Klimaschutzmanager Bernd Vilsmaier, als er vor rund einem Jahr befristet auf zwei Jahre eingestellt wurde. In einem Gespräch mit dem Traunsteiner Tagblatt zog der 48-Jährige jetzt eine Art Halbzeitbilanz.


»Ich bin sehr zufrieden. Es ist einiges passiert«, erklärt der studierte Geo-Informatiker. Gleichzeitig fordert er, den begonnenen Prozess weiterzuführen und betont: »Ich bin der Klimaschutzmanager und nicht der Klimaschutz«. Alle müssten zusammenhelfen, es gebe noch eine Menge zu tun. Vilsmaiers Aufgabe ist es, sich nicht nur um die Liegenschaften der Stadt zu kümmern, sondern auch die Bürger, Betriebe und Schulen unterstützend zu beraten. Er sieht sich als eine fachübergreifende Drehscheibe für das Konzept.

Lobend erwähnte er, dass die Stadt in Sachen Klimaschutz bereits über große Potentiale verfüge. »Die Tiefengeothermie ist ein riesen Vorteil, ebenso das Fernwärmenetz.« Relativ gut ausgebaut sei auch der Bereich Photovoltaik. »Traunreut ist in der Solarbundesliga vorne dabei«, so Vilsmaier. Des Weiteren erwähnte er die geplante Installation einer E-Tankstelle mit zwei Ladesäulen am Parkplatz beim k1. Der momentane Fuhrpark mit einem Elektro-Dienstfahrzeug für die Verwaltung sowie zwei Elektro-Autos und einem Elektro-Moped, die bei den Stadtwerken im Einsatz sind, könnte nach seiner Auffassung noch erweitert werden.

Bei Vilsmaiers Dienstantritt war es vordringlichste Aufgabe, alle Akteure im Bereich der Energie mit ins Boot zu nehmen und Vermittlungsarbeit zu leisten: Wie kann der Klimaschutz gelingen? »Die lokale Vernetzung quer durch die Gesellschaft und Wirtschaft bis hin zu überregionalen Netzwerken ist extrem wichtig«, sagt Vilsmaier.

Die ersten Projekte seien schon bald angeschoben und umgesetzt worden. Konkreter Aufhänger im Bereich der Energieeffizienz in privaten Haushalten war das Förderprogramm »Bringen Sie Ihre Heizung auf den neuesten Stand«. Nach Angaben von Vilsmaier seien im vergangenen Jahr 52 Anträge aus Traunreut im Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) eingegangen. Auf der Basis des Förderprogramms seien bisher in Traunreut 49 Pumpen ausgetauscht worden. Gut angekommen seien auch die Informationsveranstaltungen zu Themen rund um die Bereiche Energie und Energieeffizienz. Informationsveranstaltungen zu unterschiedlichsten Themen sollen auch heuer fortgeführt werden. Auf gute Resonanz sei auch die Ausstellung »Elektromobilität in Bayern« im k1 (wir berichteten) gestoßen.

Jugendliche und Schüler mit einbeziehen

Vilsmaier, der unter anderem auch die Aktion »Stadtradeln« initiiert hat, legt großen Wert darauf , bei den Jugendlichen und Schülern eine positive Stimmung zu erzeugen. So wurden am Johannes-Heidenhain-Gymnasium Traunreut Energie-Projekttage mit Exkursionen zu Energieträgern veranstaltet oder Probefahrten mit dem städtischen Elektro-Auto angeboten. Zur Abschlussveranstaltung der Projekttage seien rund 500 Schüler, Eltern und Angehörige gekommen, freute sich Vilsmaier. Ursprünglich sei auch geplant gewesen, ein sogenanntes Energie-Rad für die Öffentlichkeitsarbeit im Bereich des Klimaschutzes fertig zu kaufen. Im Rahmen des Unterrichts der berufsvorbereitenden Klasse Technik an der Walter-Mohr-Realschule habe sich dann die Idee entwickelt, ein solches Rad selber zu bauen. Dabei hätten die Schüler am eigenen Körper eindringlich spüren können, wie aufwändig es ist, Strom zu generieren. Für die Schüler sei der Bau eines Energie-Rads ein praktisches Erprobungs- und Anschauungsprojekt gewesen und der Klimaschutzmanager der Stadt könne dieses Rad weiter für die Bewusstseinsbildung in der Öffentlichkeit nutzen.

Eine ausgewählte Klimaschutz-Maßnahme ist der geplante Wärmeverbund Schule St. Georgen. Vilsmaier hatte untersucht, ob die Möglichkeit besteht, die Schule, die Turnhalle, den Kindergarten und das ehemalige Lehrerwohnhaus in St. Georgen an das Fernwärmenetz anzuschließen. Aus wirtschaftlichen Gründen lehnte der Stadtrat jedoch einen Fernwärmeanschluss ab. Jetzt soll ein Wärmeverbund zwischen den einzelnen Gebäuden mit einer zentralen Wärmeversorgung mit Biomasse als Wärmeträger realisiert werden. Der Ausbau des Fernwärmenetzes sollte nach Auffassung des Klimaschutzmanagers aber weiter forciert werden. Ebenso liege der Focus in der Einführung eines professionellen Managements/Controllings Energie in städtischen Liegenschaften und im Bereich des kommunalen »E-Carsharing«.

Klar Stellung bezog Vilsmaier auch zum Thema ökologische Bewirtschaftung der städtischen Flächen. »Ich unterstütze den Vorschlag einer ökologischen Bewirtschaftung der städtischen Flächen voll und ganz«, betont Vilsmaier. Deshalb bedauere er die anders ausgefallene Entscheidung des Stadtrats (wir berichteten). Die Stadt Traunreut hätte hier symbolisch zeigen können, dass sie Verantwortung trage und sich um ihren Besitz kümmere. Der Ökolandbau in Bayern zeige seit vielen Jahren, wie Pflanzenschutz komplett ohne chemische Mittel funktionieren könne. »Ökologie und Ökonomie sind kein Widerspruch.«

Vilsmaier hatte seinen Zwischenbericht offiziell auch dem Stadtrat vorgelegt. Ob der umfangreichen Aktionen waren die Räte positiv überrascht und spendeten Applaus. Das für die Tätigkeit des Klimaschutzmanagers zu Grunde liegende Klimaschutzkonzept war 2013 im Stadtrat einstimmig beschlossen worden. Aus dem Klimaschutzkonzept wurde ein Arbeitsplan mit 16 Arbeitspunkten abgeleitet, die vom Klimaschutzmanager umgesetzt werden sollen. ga

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