Der Kreisverband der CSU in Rosenheim spricht in diesem Zusammenhang von Zensur. Im vereinten Europa könne man eine solche Maßnahme von öffentlich-rechtlichen Sendern nicht begreifen, heißt es in einer Pressemitteilung. Befürchtet wird der Wegfall des Zugangs zu wertvollen Informationsquellen und kulturellen Gütern im Grenzgebiet. Denn neben verschiedensten Sportsendungen sind auch gut recherchierte ORF-Dokumentationen und politische Formate bei den bayerischen Fernsehzuschauern sehr beliebt.
»Ein schleichender Übergang zum Pay-TV«
Die geplante Umstellung sorgt nicht nur bei uns, sondern auch im Nachbarland für Aufregung: »Es gibt viel Gegenwind«, sagt Daniel Artmann, der Bundeswahlkreisgeschäftsführer der CSU in Rosenheim. »Die Österreicher befürchten, dass dies ein schleichender Übergang zum Pay-TV sein wird.« Denn jeder muss sich mit der Umstellung auf DVB-T2 einen Receiver kaufen. Mit einer Karte, die nur bekommt, wer in Österreich wohnt, werden dann die verschlüsselten Programme freigeschalten.
Damit wird es für die Bayern ab 2017 vorbei sein mit Blockbustern ohne Werbung oder frei empfangbaren Sportsendungen im österreichischen Fernsehen. Wie viele Leute davon betroffen sind, konnte uns ORF-Sprecher Martin Biedermann nicht beantworten. »Wir betreiben in Bayern keine Marktforschung.« Er nennt als Grund für die Umstellung auf DVB-T2 die knappe Frequenzsituation im digital terrestrischen Fernsehen. Auf die Frage, warum die Bayern ab 2017 nicht mehr mitschauen dürfen, sagt er: »Die Inhaber hochwertiger Contentrechte verpflichten die Programmveranstalter in der Regel vertraglich zum Schutz dieser Contents vor illegalen Kopien. Das gilt insbesondere für die Inhaber von Rechten an weltweit lizenzierten Fiction- und Sport-Programmen in High Definition (HD). Kann das nicht sichergestellt werden, können künftig solche hochwertigen Programme nicht über DVB-T2 verbreitet werden.«
Voraussetzung für den Schutz vor illegalen Kopien sei nach dem heutigen Stand der Technik die grundverschlüsselte Übertragung der HD-Programme, erklärt Biedermann. Daher habe sich der ORF nach gründlichem Abwägen aller Argumente dazu entschlossen, bei der HD-Abstrahlung eine Grundverschlüsselung zu verwenden. Allerdings würden derzeit auch die mittelfristigen Möglichkeiten für die terrestrische Ausstrahlung im herkömmlichen SD-Standard sowie für die Einspeisung in Kabelnetze im Grenzbereich ab 2017 geprüft – es bleibt also noch etwas Hoffnung. KR